„Sehr geehrte Genossinnen und Genossen, liebe Freundinnen und Freunde der Deutschen Demokratischen Republik, liebe Genossinnen und Genossen aus Nordkorea, der Volksrepublik China und Cuba, aus Nikaragua, Venezuela, liebe palästinensischen Freunde, ich begrüße Sie genau wie die Abgesandten der Befreiungsbewegungen aus aller Welt, ich begrüße Sie zu unserer Feierstunde anlässlich des 71. Jahrestages der Deutschen Demokratischen Republik.“
So könnte die Rede des inzwischen 83 Jahre alten Egon Krenz zum 71. Jahrestag der DDR beginnen. Krenz – das würde mich nicht wirklich wundern - fühlt sich vielleicht noch immer als SED-Generalsekretär und Staatsratsvorsitzender der DDR, obwohl er die Funktionen nur wenige Monate nach der Entmachtung seines Ziehvaters Erich Honecker ausübte. Er wäre damit keine Besonderheit, denn wer einmal Macht hatte, will die zumeist nie abgeben. Da fällt mir ein: Ob Donald Trump ihm gratuliert? Wobei, welcher guter Deals von Krenz könnte dazu Anlass geben?
Ja, heute vor 71 Jahren wurde in Folge des 2. Weltkrieges der zweite deutsche Teilstaat – die Deutsche Demokratische Republik – gegründet. Gefragt wurden die Menschen in der sowjetischen Besatzungszone genauso wenig wie die in Trizonesien. So ist das, wenn man einen Krieg verliert.
Wie die vergangenen dreißig Jahre im nun großen Deutschland verlaufen sind, das wissen wir – jeder für sich. Doch wie wäre mein, das Leben der DDR-Bürger verlaufen? Hätten wir heute aufgehorcht, wenn Krenz in seiner Rede behauptet hätte „Es hat niemand vor die Mauer abzureißen“? Gab es so ein ähnliche Lüge in andere Richtung nicht schon mal? Was würde er noch betonen? Dass die DDR das friedfertigste Land der Erde ist? Wen sollte die DDR auch angreifen? Würde er darauf verweisen, dass der Klimawandel sozusagen vor der Tür steht und die DDR das begrüßt? Verkündet er, dass man deshalb nicht noch ein Atomkraftwerk bauen muss? Kündigt er an, dass man schon Bananen- und Kaffeeplantagen plant, um die Bevölkerung endlich stabil mit den Früchten und Kaffee versorgen zu können?
Würde Egon Krenz auf die C-Krise eingehen? Würde er begrüßen, dass man angesichts der wirtschaftlichen Krise in den kapitalistischen Ländern dort für wenig Geld begehrte Produkte zur Versorgung der heimischen Industrie und der Bevölkerung einkaufen kann?
In der Regel gab es zu jedem DDR-Geburtstag so etwas wie einen Bonbon für die DDR-Bürger. Was wäre das im Jahr 71 der Deutschen Demokratischen Republik? Einen Internet-Hotspot in jedem Dorf – so wie es einst in jedem Gemeindebüro das Dorftelefon gab? Verkündet der Staatsratsvorsitzende den Import von einer Millionen Diesel-PKW der Marke VW? Die Wartburgs sind schon dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen, obwohl man noch immer welche auf den Straßen sieht.
Ja, was wäre wenn. Darüber kann man sicherlich den ganzen Tag vortrefflich sinnieren. Ich habe Spaß daran und bin froh, dass das eben nur Gedankenspiele und keine Realität sind. Wobei, ich dürfte ja seit diesem Jahr in den Westen fahren – als Rentner. Nun, um so mehr ich darüber nachdenke, um so weniger möchte ich wissen, wie es 71 Jahre nach ihrer Gründung heute in der Deutschen Demokratischen Republik wäre. Dann müsste ich jetzt vielleicht noch immer kurz vor 8 Uhr an der Tür der Kaufhalle stehen, um mein Frühstücksjoghurt zu ergattern.
Das steht heute auf dem Frühstückstisch, an dem ich gleich mit der Besten Frau der Welt „Westkaffee“ genießen werde.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Rosa Maria, Justina, Jörg, Denise, Marc
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