Einst stellte Rosa Luxemburg fest: „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“. Auch wenn die Revolutionärin wohl eher anders handelte, hat dieser Satz seine Gültigkeit bis heute nicht verloren.
In den letzten Monaten der DDR, in der die SED scheinbar noch unantastbar und mächtig war, war dieser Satz eine Parole der Bürgerbewegten, die deshalb mit dem Arbeiter- und Bauernstaat massiven Ärger bekamen.
„Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“ – das klingt gut. Wer würde diesen Satz nicht unterschreiben, wer würde den nicht so im Grundgesetz verankert wissen. Doch will man das wirklich? Klingt das nicht wie eine Bibelstelle aus Matthäus 5,38–42:
„In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn.
Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.“
Mal ehrlich, wer versteht das? Sich nicht rächen, sich nicht einmal wehren, sich schlagen lassen? Ich kenne niemand, der das wirklich lebt. Und nun die Freiheit der Andersdenkenden auch als meinen Freiheitsbegriff annehmen? Haben andere die Freiheit, Terror zu verbreiten, Mitmenschen für sich auszunutzen? Meint das, in diesen Zeiten sich über alle Regeln hinweg setzten?
NEIN, das heißt es nicht. Schön, man kann diesen Satz so lesen, doch wer für sich dann ableitet, dass er der Andersdenkende ist und damit alle Freiheiten für sich in Anspruch nehmen kann, der irrt nicht nur, der hat weder den Mann aus Nazareth in der Bibel noch die Revolutionärin verstanden. Der Satz von Rosa Luxemburg funktioniert eben nur unter einer Bedingung: Alle akzeptieren, dass eben die Freiheit immer die Freiheit der Andersdenkenden ist, dass jeder die andere Wange hinhält. Erst wenn alle das für sich verinnerlicht haben, kann das funktionieren, kann unser Zusammenleben weniger gewalttätig, weniger unfrei funktionieren.
Eine, wenn nicht die wichtigste Voraussetzung dafür, dass alle diese Sätze unterschreiben und sogar leben können, ist vor allem eines: Toleranz. Auch die fordern sehr viele für sich, für ihresgleichen, für ihre Gruppe ein. Die Krux ist, dass das zwar eingefordert, aber nicht erwidert, nicht gelebt wird. Das betrifft wohl jeden von. Vorsicht: Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen.
Das ist wahrscheinlich das beste Motto für den 16. November, dem Internationale Tag der Toleranz. Der Tag geht, wie man bei „der kleine Kalender“ erfährt, zurück auf den 16. November 1995. Damals unterzeichneten 185 Mitgliedsstaaten der UNESCO feierlich die Erklärung der Prinzipien zur Toleranz. Seitdem erinnert die UNESCO mit dem Tag für Toleranz jährlich an jene Regeln, die ein menschenwürdiges Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen und Religionen auf unserem Planeten ermöglichen.
Tolerant geht es beim Frühstück der Besten Frau der Welt zu. Jeder darf genießen, wonach im gerade der Sinn steht und was der Kühlschrank hergibt.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Margarita, Otmar, Arthur
Foto: Pixabay
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Veröffentlicht am: 16.11.2020
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