Die aktuelle Pandemie ist nun bei Leibe nicht die erste, die viele Todesopfer fordert, doch die erste, die überall live zu verfolgen ist. Es ist sozusagen die erste Internet- und Smartphone-Pandemie in der Geschichte der Menschheit.
Wir erfahren in Echtzeit, was wo und warum oder auch nicht auf der Erde passiert. Wir können die Zahl der Infizierten in einem brasilianischen Urwalddorf genauso schnell erfahren wie wir die Zahlen für unser Umfeld ständig parat haben. Wir werden mit Nachrichten regelrecht zugemüllt. Das Internet macht es möglich, dass wir in und aus jedem Winkel der Erde mal sinnvolle und in vielen Fällen sinnlose oder auch völlig falsche Nachrichten erhalten. Das ist an sich noch nicht so schlimm, doch wir müssen mit dieser irren Datenflut umgehen.
Das war in früheren Zeiten nicht so. Bis die Menschen weltweit von der „Spanischen Grippe“ erfuhren waren schon Millionen Menschen tot. Übrigens trug man auch 1918 bis 1920 – so lange wütete die „Spanischen Grippe“ – schon Masken und das nicht nur im Gesundheitswesen. Und dann kam eine neue Heimsuchung in Form der „Asiatischen Grippe“. Die forderte zwischen 1957 und 1959 rund 20 Millionen Menschenleben. Ob damals jede Nachrichtensendung mit den neuen Todeszahlen begann, ob damals Virologen zu den Talkshow-Stars wurden, ob alle vor Angst schlotternd das Haus nicht mehr verließen?
„Nur“ 800.000 starben im Jahr 1968 an der „Hongkong-Grippe“, davon allein 30.000 in Deutschland. An diese Grippe kann ich mich noch gut erinnern, an einen medialen Run auf das Thema allerdings nicht. Und wer erinnert sich noch an die „Russische Grippe“, die 1977 vor allem 700.000 junge Menschen das Leben kostete?
2009 sorgte die „Schweinegrippe“ dafür, dass in Sachsen-Anhalt ganze Schulen geschlossen wurden. Dennoch ist diese Grippewelle für 18.000 Tote verantwortlich.
Und dann ist da noch die jährlich wiederkehrende „Influenza-Grippe“. Dagegen soll die Grippeschutzimpfung helfen. 25.000 Tote in Deutschland allein 2017/2018 sprechen eine andere Sprache.
Und nun Corona, eine sehr schlimme Pandemie, doch der Blick zurück zeigt, dass jede Pandemie, dass fast jede Grippewelle ihren Schrecken verloren hat. Und das, ohne dass man das gesamte Leben lahm legte, ohne Billionen Schulden, ohne verängstige und frustrierte Menschen und vor allem ohne eine mediale Berieselung, die es wohl so noch nie gab.
Ja, wir müssen uns schützen, wir müssen aber auch Maß halten, wir müssen nicht alles und jedes verbreiten. Wer kann schon noch auseinander halten, was nun Wahrheit und was eben etwas anderes ist? Wer kann all die Infos, all die Statements, all die geäußerten Ideen noch einordnen? Doch wie würden wir mit der C-Krise umgehen, gäbe es kein Internet, kein Smartpohne, keine modernen Medien?
Viele Fragen, die die Beste Frau der Welt und ich von unserem Frühstückstisch (fast) verbannt haben.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Richard, Ava, Ronan
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