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Morgengruß von Helmut Harff: Freier Sonntag

… aber für wen

Unseren heutigen Sonntag verdanken wir wohl weniger der Bibel und der Schöpfungsgeschichte, als zwei römischen Kaisern.

Wobei, in der Bibel - Exodus 20,8–11 - heißt es: „8 Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! 9 Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun. 10 Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem HERRN, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du und dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin und dein Vieh und dein Fremder in deinen Toren. 11 Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der HERR den Sabbat gesegnet und ihn geheiligt.“

Doch bei Wikipedia ist auch zu lesen: „274 n. Chr. erklärte Kaiser Aurelian den Dies Solis zum reichsweiten Feiertag für Sol Invictus. Rechtlich kann die Verbindlichkeit dieser 7-Tage-Woche aber erst mit Kaiser Konstantin ab 321 n. Chr. in der Gesetzgebung zur Arbeits- und Gerichtstagsfreiheit des Sonntags festgemacht werden. Bei Übernahme der Wocheneinteilung durch die Germanen im 4. Jahrhundert n. Chr. übersetzten sie den Begriff zu „Sonntag“, althochdeutsch sunnûntag.“

Also ist der Sonntag schon 1700 Jahre ein gesetzlicher Feiertag, an dem zumindest Christen alle Arbeit ruhen lassen sollen. Schön, dass hat die Kirche wohl falsch verstanden. Wie sonst ist zu erklären, dass man gerade am Sonntag zum Gottesdienst geht. Und danach? Geht man ins Wirtshaus, gibt es den Sonntagsbraten und man geht vielen anderen Vergnügungen nach.

Und spätestens an dieser Stelle wird es schwierig. Freier Sonntag, an dem nicht einmal die Sklaven arbeiten sollen und was machen wir? Wir ackern am Sonntag mehr, als viele in den anderen Tagen der Woche. Wir ackern im Garten, im Haus, wir gehen unseren Hobbys nach, wir vergnügen uns, wir Reisen, und, und und. Das hat viele Folgen. Die eine ist, dass immer mehr Menschen arbeiten müssen, die das eigentlich nicht brauchten. Letztere sind die, die unser normales Leben aufrecht erhalten – bei Versorgern, im Gesundheits- und Pflegedienst, bei den Sicherheitsdiensten um nur einige zu nennen.

Doch wenn am Sonntag nicht einmal Sklaven arbeiten sollen, wieso arbeiten dann hunderttausende wenn nicht Millionen in der Gastronomie, in Museen und ähnlichen Einrichtungen, in Hotels, und all den Freizeiteinrichtungen, die wir so lieben. Weil wir eigentlich mit einem wirklich arbeitsfreien Tag, an dem wir keine Arbeit tun sollen, so gar nichts (mehr) anfangen können.

Stimmt das? Nein, das C-Virus lehrt uns gerade, dass wir das sehr wohl können, auch wenn wir gar nicht verstehen wie das geht – ein Sonntag ohne einen übervollen Kalender. Doch es geht, weil uns nichts anderes übrig bleibt. Der Sonntag ist nun ein arbeitsfreier Tag, an dem wir höchstens uns etwas sportlich bewegen, im Garen die Harke und in den eigenen vier Wänden den Staubsauger oder den Pinsel schwingen. Zwingt uns die Pandemie dazu, den Sonntag wieder zu heiligen? Dann hätte der ganze Unsinn vielleicht doch noch einen Sinn.

Ich bin mir sicher, weder Gott noch die beiden Kaiser hätten etwas dagegen, wenn ich jetzt das Frühstück für die Beste Frau der Welt und mich mache.

Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Reinhard, Felicitas, Perpet., Volker

Foto: Pixabay

 


Veröffentlicht am: 07.03.2021

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