Heute ist also Karfreitag. Es ist der Tag, an dem der Jude Jesus von Nazareth von seinen Landsleuten und vor deren Angesicht gefoltert, ans Kreuz genagelt und damit ermordet wurde.
Das war damals so etwas wie ein Volksfest. So ist bei Lukas von einer großen Menschenmenge zu lesen, die Jesus auf dem Weg zur Hinrichtung folgt, darunter viele Frauen. Sein „Kollege“ Matthäus listet diese Frauen auf, die Jesus auf seinem Weg zur Hinrichtung folgten: Maria aus Magdala, Maria die Mutter des Jakobus und des Josef und die Mutter der Söhne des Zebedäus. Johannes schreibt: Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter, Maria, die Frau des Klopas und Maria von Magdala. Ja, es waren die Frauen, die sich zu dem bekannten, der eine ganz eigene Botschaft – die frohe Botschaft – verkündete. Von Männern, gar von seinen Jüngern ist da keine Rede. Wie auch, der eine hat ihn verraten, der andere verleugnet und alle hatten Angst. Schließlich wurde da jemand grausam hingerichtet, dem sie lange gefolgt sind.
Dieser Freitag ist also ein Trauertag, ein Tag, der deshalb auch Stiller Freitag genannt wird. Zu diesem Feiertag ließt man bei Wikipedia: Da der Karfreitag zu den sogenannten stillen Tagen gehört, gelten besondere Einschränkungen wie das Tanzverbot. Es verbietet verschiedene öffentliche Veranstaltungen, etwa sportliche Veranstaltungen, solche in Räumen mit Schankbetrieb und alle sonstigen öffentlichen Veranstaltungen zur Unterhaltung, „außer wenn sie der geistig-seelischen Erhebung oder einem höheren Interesse der Kunst, Wissenschaft oder Volksbildung dienen und auf den ernsten Charakter des Tages Rücksicht nehmen.“ Auch Kinos, Theater und Opern müssen in ihrem Spielplan den Karfreitag berücksichtigen.
Doch wie immer ist – beziehungsweise war – das Papier geduldig, aber die Realität eine andere. Die Kirchen bemängelten Jahr für Jahr immer wieder, dass der Stille Freitag eben alles andere als ein stiller Tag war. Es zeigte sich immer wieder, dass wir in einer säkularisierten Welt leben, wir jeden Feiertag in vollen Zügen oder vollen Autobahnen genießen wollen. Frei von Freitag bis einschließlich Montag, da muss man als fortschrittlicher Mensch doch etwas machen, da passte kein Stiller Freitag ins Konzept. So etwas war einfach unvorstellbar.
Und der Karfreitag 2021? Es ist mit Sicherheit der Stillste Freitag seit der Pest. Heute gibt es keinen Tanz, keine Theater, keine Partys, keinen Sport, keine Reisen, ja nicht einmal eine Grillparty. Heute herrscht Grabensruhe, Coronaruhe. Ob wir das dazu nutzen, uns an den jungen Juden zu erinnern, der da am Kreuz jämmerlich gestorben ist? Ob wir uns an die feigen Männer und die mutigen Frauen in seinem Umfeld erinnern? Zeit genug dafür hätten wir ja und dieser Jesus hat es auch sicherlich verdient, denn ob wir das nun zugeben oder nicht, er hat unser Leben verändert.
Darüber werden die Beste Frau der Welt und ich sicherlich auch beim Frühstück reden, denn miteinander reden ist auch am Stillen Freitag erlaubt.
Ich wünsche Ihnen auch heute ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Franz v.P., Mirjam, Sandra, Frank
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Stiller Freitag
… wohl der erste überhaupt
Veröffentlicht am: 02.04.2021
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