Verstärkt durch die Corona-Pandemie spielt sich das Leben von vielen Jugendlichen zunehmend mehr in sozialen Netzwerken ab. Einerseits hilft ihnen das Netz, während der Pandemie Kontakt zu Freunden und Bekannten halten. Andererseits macht es sie auch leichter zum Opfer von negativen Strömungen.
Was hilft, ist ein bewusster, aufgeklärter Umgang mit dem Internet. Denn Aufklärung bedeutet Schutz. Diesem Ziel hat sich die EU-Initiative Klicksafe verschrieben.
Hate Speech
Zunehmend verbreitet sich im Netz schon seit einigen Jahren Hate Speech (deutsch: Hassrede). Damit sind Äußerungen gemeint, mit denen andere Menschen abgewertet oder angegriffen werden; oder es wird zu Hass oder Gewalt gegen sie aufgerufen. Meist handelt es sich um rassistische, antisemitische oder sexistische Kommentare, die im Schutz des Internets oft in Social-Media-Kanälen veröffentlicht werden.
Laut einer Studie der Landesanstalt für Medien NRW beobachteten 73 Prozent der Befragten Fälle von Hasskommentaren im Netz. Immerhin hat ein Viertel der befragten Internetnutzer einen Hasskommentar oder dessen Verfasser bei einem entsprechenden Portal gemeldet.
Initiativen gegen Hate Speech
Wer Hasskommentare identifiziert oder sie sogar am eigenen Leib erfahren muss, kann mittlerweile auf eine ganze Reihe von Initiativen zurückgreifen und dort Unterstützung bekommen. So setzt sich die Bewegung No Hate Speech Movement besonders gegen Diskriminierung und Hass in den sozialen Netzwerken ein. Ähnliche Schwerpunkte hat auch das Portal Hass im Netz der Bundeszentrale für politische Bildung. Dort können unangebrachte Kommentare gemeldet werden. Nutzer können sich zudem umfassend über das Thema Hate Speech informieren.
LOVE-Storm betrachtet das Thema Hate Speech von einer anderen Seite und ruft die Community dazu auf, sich durch Zivilcourage dem Hass entgegenzustellen. Diese Bewegung bietet nicht nur eine Informationsplattform, sondern auch Workshops, (Online-)Trainings oder Klassenprojekte an, in denen insbesondere der Umgang mit Hass im Netz vermittelt wird.
Darüber hinaus gibt es Organisationen, die sich um Opfer kümmern, die bereits Hass im Internet erlebt haben. So gründete beispielsweise der Moderator Jan Böhmermann die Bewegung Reconquista (heute forum:neuland), um Menschen, die mit digitaler Gewalt konfrontiert wurden, zu helfen. Ein ähnliches Ziel verfolgt die App oder Webseite Hassmelden . Dort können Beiträge angezeigt werden, indem einfach die Adresse der betreffenden Website in ein dafür vorgesehenes Fenster kopiert wird. Die Webseite kooperiert u. a. mit der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und dem Hessischen Ministerium der Justiz.
Auch Hate Aid ist Anlaufstelle für Opfer, die digital angefeindet wurden. Dabei baut die Plattform Kontakte zu Therapeuten und Anwälten auf und übernimmt sogar in einigen Fällen einen Anteil der Kosten.
Gesetz gegen Hass und Hetze
Um Betroffene von Hasskriminalität besser zu schützen, haben Bundestag und Bundesrat ein Gesetzespaket erlassen, das am 3. April in Kraft getreten ist. Darin festgeschrieben sind unter anderem deutliche Strafverschärfungen, ein höherer Ermittlungsdruck und Auskunftssperren im Meldeamt. Durch die Neuregelungen können Polizei und Justiz entschiedener gegen menschenverachtende Hetze vorgehen. So drohen beispielsweise bei Beleidigungen im Netz bis zu zwei Jahre Freiheitsstrafe. Der Strafrahmen bei Mord- und Vergewaltigungsdrohungen im Netz wurde auf bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe verdreifacht. Zudem weisen die ARAG Experten auf ein neues Instrument hin: Ab Februar 2022 müssen soziale Netzwerke Mord- und Vergewaltigungsdrohungen und andere schwere Hassdelikte dem Bundeskriminalamt melden. Bislang reichte die Löschung der entsprechenden Posts und Kommentare.
Auch die ARAG engagiert sich für mehr Freundlichkeit und gegen Hass im Netz mit dem Portal „Hass streichen“ – mit geballtem Wissen, schlauer Prävention und tatkräftiger Hilfe. Damit Cybermobbing und Hass keine Chance haben.
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