Yamaha,  das steht vor allem für Motorräder und Side-by-Side-Power-Vehicle. Doch  auch auf dem Wasser sind die Japaner aktiv, zwar nicht mit eigenen  Bootsmodellen, aber mit beeindruckenden Außenbordern. 
In  Südfrankreich stellte das Unternehmen seine neuen Sechszylinder und ein  aktualisiertes Manövriersystem für Sportboote vor. Wir ließen einen  Autojounalisten an Bord, der vor zehn Jahren seinen  Motorbootführerschein gemacht, aber nie benutzt hat.
Die neue  japanische Motorengeneration mit 250 und 300 PS hängt zum Test als  Einfach- und Mehrfachmotorisierung an sechs verschiedenen Booten: Lomac  GT 12.0 und Jeanneau Cap Camarat 12.5 WA mit je drei Mal 300 PS, White  Shark 300 und Capelli Tempest 1000 Open mit je zweimal 300 PS, Ribeye  A811 mit einmal 300 PS und Invictus GT 280 S mit zweimal 250 PS an  einer. Genug Power also, um die Bucht von Mandelieu-la-Napoule bei Nizza  aufzumischen.
Bis auf die Leistung (und dadurch im Endpreis)  unterschieden sich die beiden Motoren kaum. Sie wiegen 261 Kilo,  arbeiten mit einem Hubraum von exakt 4169 Kubikzentimetern und liefern  ihre volle Leistung bei 5500 Umdrehungen in der Minute, bei 6000 U/min  ist Schluss. Neu sind besonders die digitalelektrische Lenkung, eine  Funktion zum vereinfachten elektrischen Anheben und Absenken des Motors  sowie der „Thrust Enhancing Reverse Exhaust“. Der sorgt dafür, dass beim  Rückwärtsfahren die Abgase nicht mehr mittig aus der Schraubenhalterung  entströmen, sondern oberhalb der Antikavitationsplatte entweichen, die  verhindert, dass der Propeller Luft ansaugt. Das funktioniert bei bis zu  2500 Touren und verhindert störende Bläschenbildung um die Schraube  herum. Das Boot lässt sich so besser kontrollieren und der  Rückwärtsschub wird optimiert.
Los geht es mit dem Lomac GT 12.0  und – oben richtig nachgerechnet – 900 PS. Das Boot gilt als  „Lamborghini auf dem Wasser“. Mit vorgeschriebenen drei Knoten (ca. 5,5  km/h) geht es langsam aus dem Hafen. Alle neuen Yamaha-Außenborder sind  mit dem neuen Manövriersystem „Helm Master EX“ ausgerüstet, das in einem  Joystick gipfelt, mit dem man völlig easy in jede Richtung fahren kann,  bei den Booten mit Mehrfachmotorisierung sogar komplett seitwärts. Und  das mit bis zu sieben Knoten.
Aber, raus aus dem Hafen und ab auf  See. Nachdem der Käpt’n gezeigt hat, was in Boot und Motoren steckt,  darf der Rookie ran. Man kann mit zwei Gashebeln die drei Motoren  befehligen, aber sinnvoller ist es mit einem, weil man dann eine Hand  abstützen kann. Und das ist nötig: Bei Höchstgeschwindigkeit – in diesem  Falle 58 Knoten, also gut 110 km/h – hat Wasser durchaus Balken, und  diese schwimmen merkwürdigerweise alle genau dort, wohin das Boot  gesteuert wird.
Das  gilt für alle sechs Testboote. Und alle geizen mit Seitenhalt im  Kapitänssitz, manche bieten gar nur eine gepolsterte Sitzrolle. Da sich  auch Gurte auf Sportbooten noch nicht durchgesetzt haben, muss der  Ungeübte damit rechnen, in zu schnell gefahrenen Kurven aufgrund von  nicht beobachtetem Wellengang schon einmal halbwegs aus dem Cockpit zu  fliegen.
Beim Kurvenfahren fallen die ellenlangen Übersetzungen  der Lenkungen auf, die immerhin von fünf bis neun Umdrehungen von  Anschlag zu Anschlag variiert werden können. Die dank Autopilot  installierten elektronischen Assistenten sind fast schlauer als im Auto,  was aber auch einfacher ist: Vor der Fahrt eingegebene Koordinaten  steuert das System automatisch an – soweit sind wir auf der Straße noch  nicht. Es ist aber auch ungleich einfacher, muss man sich doch nicht  nach Asphaltbändern richten. Das Bremsen ist übrigens wie im  vollelektrischen Auto im „One-Pedal“-Modus – einfach Hand vom Gas und  erstaunlich schnell ist Fahrtwind Geschichte.
Dass  alles hat natürlich seinen Preis: So ein dreifach motorisiertes und mit  aller Elektronik ausgerüstetes Lomac GT 12.0 zum Beispiel kostet rund  350.000 Euro, dabei wird ein einzelner Yamaha-300-PS-V6 samt  elektronischer Lenkung mit 36.930 Euro berechnet.
Und  der Autojournalist staunt ebenfalls nicht schlecht, als er etwas über  den Außenbordermarkt allgemein erfährt. In den USA werden die meisten  dieser Antriebe gekauft, jährlich etwa 450.000 Stück. Weltweit sind es  rund 700.000 Motoren. Die beiden Hauptgründe für stetig steigende  Absatzzahlen: Außen liegende Motoren sind besser zu warten als fest im  Bootsrumpf eingebaute Maschinen – und man kann zeigen, was man hat.
Zumindest was den letzten Punkt betrifft ist das auf dem Wasser dann ja doch so ähnlich wie auf der Straße.
Fotos: Auto-Medienportal.Net/Yamaha
Aufs Wasser
... mit der Yamaha-V6 und 900 PS
Veröffentlicht am: 28.06.2021
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