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Morgengruß von Helmut Harff: Hochkultur

… auf dem flachen Land

Hochkultur – die erlebt man in New York, Schanghai, Berlin oder Paris. Hochkultur, das heißt auch hohe Preise, nobles Outfit, bekannte und renommierte Orte und Menschen. Schlicht, man kauft sündhaft teure Karten – wenn man dann welche bekommt – und wirft sich in Schale. Man genießt Kunst auf hohem Niveau, die zumindest in unseren Breiten mit vielen Steuereuros subventioniert wird.

Ich gebe gern zu, dass ich die Form von Kunstgenuss mehr als nur schätze, nach ihr giere, nach ihr süchtig bin. Doch müssen es immer die kulturellen Hotspots sein? Wer im Land irgendwo unterwegs ist, wer gerade im eigenen Land Urlaub macht, wer sich vor der eigenen Haustüre genauer umsieht, wer seine Lokalpresse studiert, der wird immer wieder auf kulturelle Angebote stoßen, die locken, die einen fast magisch anziehen. Für solche Events muss man in der Regel nicht viele  Scheine auf den Tisch legen. Zumeist ist der Dresscode auch eher leger, was nicht heißt, dass man sich auch chic machen kann, machen sollte.

Ich besuchte mit der Besten Frau der Welt gerade ein solches Event in einem Brandenburger Dörfchen, das nicht zu unrecht Klein Loitz heißt. Hier hat ein Ehepaar, dass ich schon aus Berlin kenne, sich zur Aufgabe gemacht, das Schloss, was wohl eher ein großes Gutshaus ist,  aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken. Hier hat auch die Romy-Schneider-Stiftung und das gleichnamige Museum seinen Platz gefunden. Ja, Sissi ist jetzt eine Brandenburgerin und die Fans entdecken langsam, welcher Schatz da in der Lausitz zu finden ist.

Das Museum kenne ich selbstverständlich auch, auch die Sonderausstellung mit Fotos der DDR-Aktfoto-Ikone Gerd Rattei, der auch die Schlossherrin hüllenlos fotografierte. Doch der Anlass für  unseren aktuellen Besuch war ein ganz besonderes Ereignis. Das Paar lud zum Konzert mit dem Armonia-Quartett – bestehend aus Cottbuser Musikern des Philharmonischen Orchesters des Staatstheaters Cottbus – ein. Die vier Damen und Herren gaben erstaunliches zu Gehör, vor allem Stücke, die eben nicht für ein Streichquartett geschrieben wurden.

Anschließend zeigte „Spreekino unterwegs“ im Schlossgarten auf einer großen Leinwand einen Film. Welcher kann es im Romy-Schneider-Museum gewesen sein? Genau „Sissi“ aus dem Jahre 1955. Zwischendurch dachte man noch der Flutopfer und versteigerte ein Gerd Rattei-Foto vom US-Schauspieler Dean Reed, der zeitweise in der DDR lebte und arbeitete.

Warum ich das so ausführlich beschreibe? Ich möchte Sie animieren, Kunst und Kultur in Ihrer Nähe zu suchen und zu genießen. Das ist eine nachhalltige Form des Kunst- und Kulturgenusses.

Nachhalltig, weil ich hoffe, dass so ein Abend lange nachhallt und weil man nicht weit fahren muss, manchmal auch das Rad reicht. Schließlich braucht es eben kein Abendkleid. Wobei ich es toll finde, wenn man seine Anerkennung für die Arbeit der Macher solcher Events auch in dem eigenen Erscheinungsbild ausdrückt. Man hat ohnehin viel zu wenig Gelegenheiten, sich aufzuhübschen.
 
Aufgehübscht zum Frühstück mit der Besten Frau der Welt? Da liebe ich es doch eher leger.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Jakob d.Ä., Valentina

Foto: Eigen

 


Veröffentlicht am: 25.07.2021

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