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2034: Ein Traum wurde wahr

... für Peter Schwerdtmann, Auto-Medienportal.Net



Elf Monate hatten wir sie abgearbeitet, jetzt konnten wir unseren Platz auf der Warteliste für andere freimachen. Denn Marco, mein Nachbar zur Linken, hatte in Polen noch ein Exemplar auftreiben können – einen nur ein Jahr alten Volkswagen Tiguan mit Dieselmotor zusammen mit EU-weit geltenden Gutscheinen für E-Diesel.

Denniz, mein Nachbar zur Rechten würde als Halter agieren und unseren Diesel sicher verwahren. Wir hatten uns für den Kauf zusammengetan, um für unsere Urlaubsreisen ein geeignetes Fahrzeug zu haben. Mit den Elektroautos kommen wir ja immer noch nicht ohne Nachladen über die Berge. Und Nachladen in der Ferienreisezeit – eine Wiederholung dieses Abenteuers wollten wir unseren Familien ersparen.

Unsere eigenen Reisen mit dem Auto in den Urlaub sind nun gesichert. Aber wir brauchen den Diesel nicht das ganze Jahr. Deswegen sitze ich an einem Businessplan für ein ganz besonders Carsharing-Unternehmen mit Namen CCS – Classic Car Sharing. Wir überlegen noch, ob wir es riskieren können, unseren Diesel im normalen Internet anzubieten oder ob wir ins Darknet abtauchen müssen. Auf jeden Fall werden wir den Sitz unseres kleinen Unternehmens geheimhalten, denn Dieselbesitzer müssen mit offener Anfeindung rechnen.

Der zu erwartende Shitstorm und die militanten Klimaaktivisten sind die Gründe, die uns an unserem Geschäftsmodell noch zweifeln lassen. Entweder brauchen wir mutige Nutzer oder den Erfolg eines Slogans wie „No risk, no fun. Risk a Diesel“.

Jedem die Mobilität, die er braucht

Doch diese politisch unkorrekte Art der Reisefreiheit ist nicht das einzige Problem mit meiner individuellen Mobilität. Als vor einem Jahrzehnt das Thema der Verkehrswende noch die Programme vieler politischen Parteien beherrschte, wurde uns die Zukunft rosig beschrieben. In der Zukunft werde jedem genau die Mobilität zur Verfügung stehen, die er erwarte.

Nun, hier auf dem flachen Land wird das wohl noch ein paar Jahre brauchen, bis mich morgens die autonom fahrende Kabine pünktlich zum Bahnhof abholt, wo ich ohne Wartezeit in eine Hochgeschwindigkeits-Nahverkehrsbahn in die Stadt einsteigen kann, wo mich eine andere Kabine – ebenfalls autonom und fahrerlos – vor dem Büro abliefert. Gern würde ich am Bahnhof einen E-Roller nehmen. Aber erstens ist mir das morgendliche Roller- und Bike-Gewühl in der City zu chaotisch und zweitens macht mein Kreuz das nicht mehr mit.

Raus aus dem Wohnbüro!

Aber glücklicherweise muss ich nur selten in die große Stadt. Doch aus meinem Wohnhaus wollte ich auch kein Wohnbüro werden lassen. Deswegen habe ich ein paar Euro investiert und im Zentrum unserer kleinen Stadt eines der vielen leerstehenden Ladenlokale gemietet und dort mit drei Bekannten ein Co space-Homeoffice eröffnet. Zugegeben, Ladenlokale zu „Homeoffices“ umzuwidmen, ist nicht unsere Idee, aber sie passt sehr gut in unsere architektonisch reizvolle, aber nicht gerade überfüllte Innenstadt, in der viele Einzelhändler schon in der postpandemischen Zeit aufgegeben hatten.

Trotz der kurzen Wege, die ich normalerweise zurücklege, möchte ich nicht auf ein eigenes Auto verzichten. Für meine Stecken in die Stadt und zum Flughafen reicht ein Elektroauto. Die Auswahl an Marken und Konzepten ist reich. Aber im Moment beschäftigt mich mehr die Größe der Batterie. Auf der einen Seite sollte sie groß genug sein, um die Stromrationierung tagsüber überbrücken zu können, auf der anderen Seite aber nicht so groß, dass der Energieversorger sich aus meiner Batterie versorgt. Denn das habe ich gelernt: In meiner Stadt ist man gut beraten, den Stecker zu ziehen, sowie die Batterie voll ist. Schließlich ist die Entschädigung für den Storm, den der Versorger fürs sogenannte Loadlevelling zahlt, nur minimal. Außerdem verringert jeder Lade- und Entladezyklus die Lebensdauer meiner Batterie und der Solarstrom von meinem Dach verdient mehr.

Das Klima wird es mir nicht danken


Dennoch muss es jetzt noch schnell ein Elektroauto sein; denn Ende des Jahres beendet der Staat sein Subventionsprogramm für E-Autos. Unser Steuergeld wird schon seit ein paar Jahren immer mehr in die Herstellung des grünen Wasserstoffs umgeleitet, aber nicht so schnell, dass unser CCS-Geschäft schon bald bedroht wäre. Solaranlage, Wärmepumpe. Stromspeicher und Isolierung unseres Haus, das immerhin schon fast 150 Jahr alt, hat mich meine Rücklagen fürs Alter gekostet. Jetzt bleiben mir nur noch die Rente und die bescheidenen Einkünfte aus meiner Tätigkeit als Autor.

Das Klima wird es mir nicht schon morgen danken. Hat uns die Wissenschaft doch gerade erklärt, dass es ein Jahrhundert dauern kann, bis die Dinge sich wieder zurechtgeschaukelt haben, vorausgesetzt, die großen Verschmutzer spielen nicht falsch.

Dafür nehmen meine Mitbürger in unserer Kreisstadt mit ein paar mehr als 20.000 Einwohner die Sache sehr ernst. Ich selbst begebe mich erst nach 9.00 Uhr morgens in die Stadt. Dann werden an der Einfahrt zum Markt die E-Scooter der Pendler vom Bahnhof gerade weggeräumt. Der Marktplatz ist Fußgängerzone und traditionell für Fahrräder gesperrt. Nach 9.00 Uhr übernehmen heutzutage statt der alten Diesel-3,5-Tonner der Paketdienste Dutzende von Lastenfahrrädern die „letzte Meile“. Am besten erwischt man morgens die Zeit zwischen Pendlern und Lastenfahrern. So etwa ab elf Uhr übernehmen dann die Rollatoren die Innenstadt. Vor der Kirche und vor den entsprechenden Cafés um den Markt wurde inzwischen Parkflächen für Rollatoren ausgewiesen.

Der Unterhaltungswert der Wende


Über Mittag beginnt die dritte gefährliche Phase im Wohnzimmer unserer Stadt. Das ist die Zeit, in der ich unser Co-Homeoffice-Space für eine Pause mit doppeltem Espresso verlasse. Es sind weniger die radfahrenden oder e-scootenden Schüler und Schülerinnen, die dann für Gefahr und Unterhaltung sorgen. Es sind vielmehr die Erziehungsberechtigten überwiegend weiblichen Geschlechts, die das Handling des rund 120 Kilogramm schweren e-Lastenrads mit zwei Kindern und zwei Schultaschen auf der Ladefläche gern einmal aus der Ruhe bringt. Die Skala der Reaktionen beim Publikum in den Cafés ist breit – vom wissenden Lächeln über lautes Lachen, manchmal auch Fluchen bis hin zum lautstarken Krach.

Zur Zeit werden offenbar die Fahrer für die Lastenfahrräder knapp. Der inzwischen gemeinsame Dienstleiter der Paketdienste hat uns gestern mitgeteilt, für das übernächste Jahr seien Auslieferroboter geplant. Doch bis dahin sehe man sich genötigt, nur noch zentrale Stationen zu bestücken. Für uns soll aus der bequemen „letzten Meile“ nun also eine fußläufig bewältigbare „letzte Quartermile“ werden. Die schaffen wir dann auch noch, aber nur fürs Klima.

Von schwarzem Tee und roten Autos

Doch es lässt sich leben, auch wenn ich keinen schwarzen Tee mehr kaufen kann und den vom Niedersächsischen Landtag beschlossenen neuen Namen für den Jadebusen gerade nicht weiß. Immerhin darf ich trotz der amerikanischen Ureinwohner ein rotes Elektroauto kaufen.

Foto: Autoren-Union Mobilität

 


Veröffentlicht am: 29.07.2021

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