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Wenn Augenhöhe nicht gleich Augenhöhe ist

So (unterschiedlich) nehmen die Deutschen Gleichberechtigung in ihrer Beziehung wahr

Unterschiedliche Anteile an Care-Arbeit, ungleiche Verteilung von Teil- und Vollzeitarbeit, Gender Pay Gap – in vielen gesellschaftlichen Bereichen sind Frauen und Männer laut Studien und Statistiken nicht gleichgestellt. Finden deutsche Beziehungen also nicht auf Augenhöhe statt?

In einer aktuellen repräsentativen Umfrage von YouGov im Auftrag der Online-Partnervermittlung LemonSwan gaben drei Viertel der Befragten an, bereits eine Beziehung auf Augenhöhe geführt zu haben. Aber nur 38 Prozent der Teilnehmer:innen, die in einer Partnerschaft leben, definierten ihre derzeitige Beziehung genau so. Doch was verstehen die Deutschen eigentlich unter einer Partnerschaft auf Augenhöhe? Ein Blick auf die Umfrageergebnisse zeigt: Welche Sicht wir auf eine gleichberechtigte Beziehung haben, hängt von der Lebensphase und auch dem eigenen Beziehungsstatus ab.  

Interessanterweise bezieht die Mehrheit ihre Definition nicht zuallererst auf die Themen Job und Haushalt. Viel wichtiger sind den Deutschen gleichberechtigte Entscheidungen (72 Prozent) und dieselben Werte und Einstellungen (62 Prozent). Eine gleichgestellte Teilung von Haushalt sowie Zeit mit den Kindern ist für jede:n Zweite:n bedeutend (49 Prozent) und belegt damit Platz drei der wichtigsten Merkmale einer Partnerschaft auf Augenhöhe. Während es bei Frauen jeden Alters bedeutend ist und um die 50 Prozent Zustimmung erhält, nimmt die Relevanz der Teilung von Haushalt sowie Zeit mit den Kindern bei den Männern erst mit dem Alter zu: Bei den 35- bis 44-jährigen Männern ist das Thema mit 52 Prozent am stärksten vertreten. Insbesondere die Befragten in einer Partnerschaft legen eher Wert auf die gleiche Teilung von Haushalt und Care-Zeit (54 Prozent der Vergebenen, 44 Prozent der Singles).

Und wie relevant sind Job, Bildungsstand oder auch Attraktivität für die Beziehung auf Augenhöhe? Auf Platz 4 im Ranking der Deutschen liegt zunächst mit 38 Prozent, dass Job und Interessen beider Partner:innen gleich wichtig sind. Auch dieses Thema bewerteten Teilnehmer:innen in Partnerschaften etwas wichtiger als Singles (41 Prozent der Vergebenen, 34 Prozent der Singles). Erst danach kommt mit 26 Prozent ein ähnlicher Bildungsstand und sozioökonomischer Status. Und tatsächlich liegt noch vor den gleichen Karrierechancen, für die sich jede:r Zehnte aussprach, noch der gleiche Grad an Attraktivität mit 15 Prozent.

“In heutigen Liebesbeziehungen spielt das Thema Augenhöhe eine entscheidende Rolle, doch geht es dabei vorrangig um Verständnis füreinander und dann erst um Karriere und Geld. Anders als im Berufsleben zählt weniger, wer welche Rolle übernimmt, es geht vielmehr darum, dass beide gleichberechtigt Entscheidungungen treffen und diese gemeinsam tragen. Das ist natürlich nicht immer einfach, vor dem Hintergrund heutiger gesellschaftlicher Rahmenbedingungen, die leider immer noch Ungleichheiten bedingen. Aber die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass in Partnerschaften genau diese gemeinsame Basis absolut wichtig ist. Das ist entsprechend auch ein bedeutender Faktor bei der Partnersuche: Wer eine langfristige Beziehung sucht, braucht die Gewissheit, dass Interessen und Werte stimmen und gleichberechtigte Entscheidungen möglich sind.” sagt Sabine Schöler, CEO von LemoSwan.

Jüngere messen Gleichberechtigung und Emanzipation mehr Wichtigkeit bei

Vor allem junge Frauen bestätigten in der Umfrage, dass sie ihre Haltung zum Thema Augenhöhe in den letzten Jahren geändert haben. Warum? Weil die Themen Gleichberechtigung und Emanzipation für sie generell wichtiger geworden sind: 29 Prozent aller Frauen zwischen 18 und 24 Jahren gaben das an (Durchschnitt aller Frauen: 13 Prozent). Und in dieser Altersgruppe sind es vor allem die liierten Frauen mit 34 Prozent (Durchschnitt der Single-Frauen: 11 Prozent). Für etwa jede fünfte Frau zwischen 18 und 34 Jahren hängt diese veränderte Haltung mit eigenen schlechten Erfahrungen in vergangenen Beziehungen zusammen (20 Prozent der 18 bis 24-Jährigen, 19 Prozent der 25- bis 34- Jährigen). Aber auch bei jungen Männern wandelt sich die Einstellung zu diesem Thema: Jeweils 18 Prozent der 18- bis 24-Jährigen wie auch der 25- bis 34-Jährigen sagen, dass Gleichberechtigung und Emanzipation für sie wichtiger geworden sind.

Single-Frauen sehen vergangene Partnerschaften auch kritisch

Interessanterweise zeigt die Umfrage von YouGov auch, dass vor allem Single-Frauen einen kritischeren Blick auf ihre vergangenen Partnerschaften werfen, wenn es um das Thema Augenhöhe geht. Ein Drittel der Frauen ohne Partnerschaft (32 Prozent) sagten, dass sie in vorigen Partnerschaften zurückgesteckt haben. Bei den Single-Männern waren es nur 15 Prozent. Insbesondere die Frauen zwischen 25 und 44 Jahren bewerten ihre früheren Beziehungen als ungleich, weil sie zurücksteckten: 36 Prozent der 25- bis 34-Jährigen, 37 Prozent der 35- bis 44- Jährigen. Und auch etwa ein Viertel der Single-Frauen (22 Prozent) bestätigt, sich bereits einmal wegen einer ungleichen Rollenverteilung mit einem Partner gestritten zu haben. Im Vergleich dazu gaben nur 13 Prozent der Männer ohne Partnerschaft an, dass sie deswegen bereits Streit erlebt haben.

Besonders interessant: Die meisten Single-Männer (29 Prozent) empfanden ihre Beziehungen als gleichberechtigt. Vor allem die älteren Männer ohne Partnerschaft sehen das so: 37 Prozent der 45- bis 54-Jährigen und 40 Prozent der Männer 55 Jahre und älter.

Mit zunehmenden Alter sagen die meisten Deutschen, dass sie bereits eine Partnerschaft auf Augenhöhe geführt haben

Generell erklärten die meisten Deutschen in der Umfrage, bereits Beziehungen auf Augenhöhe geführt zu haben und diese Zufriedenheit nimmt mit dem Alter zu: Gab bei den 18- bis 24-Jährigen jede:r Zweite (54 Prozent) an, bereits eben solche Partnerschaft  geführt zu haben, sind es bei den+ 35- bis 44-Jährigen schon drei Viertel (75 Prozent) und bei den Teilnehmer:innen ab 55 Jahren sogar 80 Prozent. Vor allem Männer ab 45 Jahren bewerteten  ihre Beziehungen so (45 bis 54 Jahre: 81 Prozent, ab 55 Jahre: 84 Prozent). Entsprechend sagten die Teilnehmer:innen mit zunehmendem Alter auch, dass das Thema Augenhöhe schon immer ein wichtiges für die eigenen Beziehungen gewesen sei, sich hier die eigene Haltung nicht geändert hat – 46 Prozent der 45- bis 54-Jährigen und ab 55 Jahren sogar 55 Prozent.

 


Veröffentlicht am: 19.08.2021

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