Das perfekte Aussehen − im echten Leben kaum zu erreichen, aber auf Instagram längst „Realität“. Insbesondere junge Frauen perfektionieren ihr Aussehen in den sozialen Netzwerken und präsentierenmithilfe von Filtern ihr virtuelles Ideal,aber auch immer mehr Männer bleiben nicht von dem Beauty-Wahn verschont.
Sie versuchen ebenfalls ihr Aussehen durch die vermeintliche Spielerei zu verändern.„Was im Netz schön aussieht, kann auf Dauer allerdings psychisch krank machen“, weiß Dr. med. Joachim Graf von Finckenstein, Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie und medizinischer Leiter der Praxisklinik in den Seearkaden Starnberg.
Schön wie Promis?
Heutzutage hat jeder die Möglichkeit durch Instagram- und Snapchat-Filter oder durch Bearbeitungsprogramme wie Photoshop, das eigene Selfie zu perfektionieren. Diese Entwicklung erhöhtden Selbstoptimierungsdruck und kann im schlimmsten Fall sogar zu psychischen Erkrankungen führen.Gerade Prominente fühlen sich aufgrund der gesellschaftlichen Erwartung und beruflichen Zwängen dazu genötigt rund um die Uhr perfekt auszusehen. Viele nutzen dieselben Hilfsmittel wie alle anderen Menschen, um ein makelloses Aussehen vorzutäuschen. „Insbesondere junge Menschen kommen häufig zu plastischen Chirurgen, um Veränderungen vornehmen zu lassen, damit sie ihrem retuschierten Selfie ähnlicher sehen“, erklärt Dr. Finckenstein und erläutert:„Mittlerweile verschiebt sich die Auffassung von Schönheitin vielen Fällen zu einer unerreichbaren Vorstellung, die nichts mehr mit Natürlichkeit zu tun hat.“ Die meisten bearbeiteten Bilder dieser Patienten zeigen dank Filter eine sehr ausgeprägte Kiefermuskulatur, eine gerade und breite Nasesowie vollere Lippen.
Immer besser, immer schöner
Zwar bietet die moderne plastische Chirurgiemittlerweile vieleMöglichkeiten, persönliche Wünsche medizinisch und ästhetisch umzusetzen, doch Operationen sollten Patienten nur aus wirklich ernsthaften Motiven anstreben. „Dies trifft beispielsweise zu, wenn jemand aufgrund seines Übergewichts oder durch starke Narbenbildung nach einem Unfall Ausgrenzungen durch andere erfährt.Beide Beispiele können jeweils einen Grund für einen Eingriff darstellen, da sie psychisch sehr belastend sind“, weiß der Beauty-Spezialist aus Starnberg und betont: „Meine Patienten sollen sich wohler in ihrer Haut fühlen und nicht unnötigen Idealen nacheifern.“
Körperliche oder seelische Probleme liegen bei vielen Social-Media-Nutzern aber nicht vor – vielmehr suchen Betroffene aktiv nach vermeintlichen Makeln wie asymmetrischen Augenbrauen oder kleinen Fältchen, indem sie sich mit dem unrealistischen und retuschierten Abbild ihrer Vorbilder vergleichen. Betroffene dieser sogenannten Body DysmorphicDisorder wenden oftmals Stunden auf, um noch so geringe Makel zu optimieren.
„Um diesen Menschen zu helfen, bedarf es jedoch psychologischer Beratung und keines Chirurgen“, erklärt Dr. Finckenstein und sagt: „Nur wenn Wünsche realisierbar sind und ein Eingriff im Verhältnis zum eigentlichen Leid steht, ziehe ich eine chirurgische Behandlung in Betracht. Betroffene sollten nicht vergessen, dassauch kleine Operationen immer mit Risiken einhergehen.“
Foto: Pixabay
Instagram, Facebook & Co. - und wir
Wie Social Media unser Selbstbild beeinflusst
Veröffentlicht am: 30.08.2021
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