Wie ja schon erzählt, wandelte ich in Sachsen-Anhalt und auch in Brandenburg auf den Spuren der Prämonstratenser. Das waren Chorherren, die unter anderem ein Schweigegelübde ablegten.
Beim Besuch des Kloster Jerichow – unbedingt mal besuchen – kam mir die Frage, worüber man sich so im 11. Jahrhundert, also in der Zeit der Romanik, unterhalten hat. Schön, die Prämonstratenser genau wie andere Geistliche und Mönche, konnten sich zumindest über Gott, wenn auch nicht wirklich über die Welt unterhalten, die damals noch sehr klein war. Sie waren Bauherren, Landwirte und noch vieles mehr, manche konnten sogar lesen und schreiben. Da gab es einiges an Dingen, über die man reden konnte, wenn man dann durfte.
Doch der Normalbürger? Niemand hatte auch nur etwas schriftliches, es gab kaum neues, so gut wie keine Nachrichten, nur dürftiges Wissen. Ja, auch damals waren die Menschen neugierig, versuchten sich unerklärliche Dinge zu erklären, fabulierten sicherlich, erfanden und verbreiteten Geschichten. Doch viel war das sicherlich nicht - oder doch?
Ich frage mich auch, wie groß der Wortschatz überhaupt damals war. Im Gegensatz zu uns hatten die Menschen damals mehr oder weniger nur, was die Natur ihnen überlies oder Handwerker herstellten. Fast alles, was unser heutiges Leben ausmacht, gab es damals nicht, folglich auch die Worte dafür nicht. Ich fragte den uns begleitenden Historiker danach und er schwieg erst einmal. Dann räumte er ein, dass man das nicht wüsste, dass man das nicht wissen kann. Wie auch meinte er, wir haben ja aus der damaligen Zeit nur sehr wenige Quellen und die stammten von den wenigen, die eben lesen und schreiben konnten. Doch die wenigen schriftlichen Zeugnisse sagten ja so gut wie nichts über das damalige Leben der Menschen aus.
Sprach man damals schon in Sätzen, verstanden sich die Menschen von Dorf zu Dorf? Redete man eher mit Händen und Füßen? War das Reden schon reglementiert? Es sind viele Fragen, auf die man bisher keine Antwort fand. Ich frage mich aber auch, welche Fragen man in 900 Jahren über unser Zusammenleben stellt, was dann von uns noch geblieben ist, was man dann ausgräbt oder irgendwo findet. Wenn wir heute im Schnitt einen Wortschatz von 12.000 bis 16.000 Worte haben, wie viele haben die Menschen um das Jahr 3.000?
Der Besten Frau der Welt und mir reicht unser Wortschatz für Gespräche über Gott und die Welt am Frühstückstisch.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Maria Namen, Gerfried
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Worüber sprach man einst
… und wer kann diese Frage beantworten
Veröffentlicht am: 12.09.2021
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