Was verbindet wohl ein 1720 erbautes Schloss, den Fürsten Carl Georg Leberecht von Anhalt-Köthen, die niederländische Familie van de Merwe und 77.000 Fingerhüte miteinander?
All das findet man in Biendorf, einem Ortsteil der sachsen-anhaltinischen Stadt Bernburg. Das barocke Schloss hat eine bewegte Geschichte. Heute ist es nahezu ein Neubau aus dem Jahr 1927, an dessen Nordseite ein quadratisches Areal mit einem streng gegliederten Barockgarten grenzt. Von diesem Garten sind heute nur noch die Mauer und das Sandsteinportal an der Nordseite erhalten, welche jetzt unter Denkmalschutz stehen, wie bei Wikipedia zu erfahren ist.
Doch deshalb ist das Schloss Biendorf noch lange kein wirklicher Geheimtipp, denn Sachsen-Anhalt ist sozusagen ein Hotspot von Schlössern, Rittergütern und Herrenhäusern. Auch die Tatsache, dass die aus den Niederlanden stammende Familie van de Merwe das Schloss kaufte und sich seitdem um deren Erhalt kümmert, macht es noch nicht zu einem Geheimtipp. Das wird das Schloss Biendorf erst durch seinen sammelwütigen Schlossherren und seiner Gattin, die auch mal was gesammelt hat, aber ihren Mann unterstützt, wo sie nur kann. Bei Herrn van de Merwe sollte man nicht fragen, was er sammelt, sondern was nicht. Gott sei dank konzentriert er sich vor allem auf kleine und sehr kleine Dinge. Doch da ist er maßlos.
Wenige Beispiele gefällig? Im Schlossmuseum findet der Besucher zirka 1.500 Wanderstöcke mit Stocknägeln, etwa 5.000 Kaffee- und Teelöffel, gut 500 WC-Zuggriffe, kaum zu zählende 60.000 Postkarten, 2.200 Schneekugeln, 100.000 Pins oder – von der Hausherrin gesammelt - 300 porzellane Pralinendosen. Wie gesagt, das sind nur wenige der wohl knapp 300 Sammlungen.
Doch das absolute Highlight sind die rund 77.000 Fingerhüte. Sie gilt als weltgrößte Sammlung dieses Sujets. Man brauchte Tage, eine Leiter und ein Kniekissen, um all die Fingerhüte zu betrachten. Wenn ich richtig gerechnet habe, messen die Regalbretter in etwas 15.400 Meter. Das ist Wahnsinn zur Potenz – und das meine ich gaaaaanz positiv.
Wer dieses ganz sicher einmalige Museum verlässt, macht sich wohl auf die Suche nach dem nächsten Trödelmarkt oder freut sich doch, dass er nicht so viel Platz hat, wie die Familie van de Merwe im Schloss Biendorf.
Ach ja, man kann das Museum nur in Gruppe und nach vorheriger Anmeldung besuchen. Dann gibt es sogar Kaffee und Kuchen – wenn dazu nach dem Museumsbesuch noch Zeit bleibt.
So, nun muss ich mal sehen, welche der vielen Eierbecher ich heute für mein Frühstück mit der Beste Frau der Welt aus dem Schrank hole.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Hedwig, Gallus, Gordon, Carlo
Foto: Martina Brunotte (Auf dem Bild: Die Schlossherrtn und der Autor)
Morgengruß von Helmut Harff: Ein wirklicher Geheimtipp
... ist das Schloss Biendorf
Veröffentlicht am: 16.10.2021
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