Ich bin gerade 6.600 Kilometer geflogen. Das ist zweimal die Distanz Berlin-Funchal, der Hauptstadt der portugiesischen Insel Madeira. Da verbrachten die Beste Frau der Welt und ich einen Erholungs-, Fitness-, Golf- und Arbeitsurlaub.
Ja, auf die Insel mitten im Atlantik gelangt man nur mit dem Flieger. Ist man ein klimarettender Gutmensch fliegt man nicht. Das ist vielleicht gut für das Klima, aber schlecht für die Menschen, die Menschen auf der Insel vor allem. Tut man es doch, muss man sich – zumindest wenn man politisch korrekt sein will – seine Flugscham zeigen. Auf schwedisch heißt das eben flygskam, da tauchte der Begriff als erstes auf. Ich kann das nicht, denn ich will zumindest an dieser Stelle nicht lügen.
Schön, so ein Flug in einer vollen und engen Maschine mit sehr mäßigem Service ist nicht toll, doch der Flieger war eben wenigstens voll. Im Auto in den Süden säßen wir zu zweit und ein Zug weit weg mitten in der Woche ist auch nicht ausgelastet. Dazu kommt, dass wir vier Wochen unser Auto nicht bewegt haben und die Heizung auch nicht auf Hochtouren lief. Da es auf der Insel warm war und wir eben mehr Bus als Taxi fuhren, fällt mir das Flugschämen nochmals schwerer.
Mal ehrlich, wer fragt unsere Außenministerin, die gerade die Welt retten will, ob sie unter Flugscham leidet, weil unter ihrer Fliegerei eben das Klima leidet. Und wer fragt all die Menschen, die in das schreckliche China fliegen – und das sicherlich mit mehr Abstand als in unserem Flieger – um dort ihren Hobby oder wie in den meisten Fällen ihrem Beruf nachzugehen?
Nein, Flugscham ist etwas, was wir nicht brauchen. Obwohl, so mal für zwei, drei Tage mal nach New York, nach London oder auch nach Madeira zu jetten, dass muss nun wirklich nicht immer sein – außer wenn es eben sein muss. Doch wenn wir es zu unserer obersten Maxime machen, nur noch das zu machen, was wirklich notwendig ist, was dann auch noch das Weltklima rettet, dann möchte ich in so einer Zeit nicht leben.
Komisch, wenn ich mir meinen Kommentar noch einmal durchlese, so habe ich das Gefühl, schon gaaaanz lange wieder in Deutschland zu sein. Dabei sind es nicht einmal 12 Stunden. Eigentlich möchte ich nur eines – schnell wieder weg.
Wobei, darüber rede ich jetzt erst einmal mit der Besten Frau der Welt beim Frühstück.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Blasius, Ansgar, Oskar, Michael
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: #flygskam
Ich schäme mich nicht!
Veröffentlicht am: 03.02.2022
Ausdrucken: Artikel drucken
Lesenzeichen: Lesezeichen speichern
Feedback: Mit uns Kontakt aufnehmen
Twitter: Folge uns auf Twitter
Facebook: Teile diesen Beitrag auf Facebook
Hoch: Hoch zum Seitenanfang