Es gibt Daten, die stehen sehr lange, wenn nicht für immer in den Geschichtsbüchern. Ich befürchte, dass dazu der 24. Februar 2022 gehören wird. Er steht wohl in einer Linie mit 11. September 2001, mit dem 9. November 1989, dem 13. August 1961 und mit dem 1. September 1939.
Ja, mich erinnert der heutige Tag, der Überfall Russlands in die Ukraine, an den 1. September 1939. Damals überfiel Deutschland Polen. Wenn man sich die Szenarien im Vorfeld des 1.9.39 mit dem, was gerade in den vergangenen Tagen und Wochen zwischen Russland, der Ukraine und der westlichen Welt passsierte, vergleicht, so würde ich graue Haare bekommen, wenn ich die nicht schon hätte. Was nach dem scheinbaren Überfall auf den Sender Gleiwitz und weiteren „polnischen Provokationen“ – so die Lesart der deutschen Seite – passierte, wissen wir. Und nun reagiert Russland auf “ukrainische Provokationen“ und „Hilferufen“ prorussischer Kräfte. Wie sich die Bilder gleichen.
Was tun? Klar wird es Sanktionen gegen Russland geben. Doch wie weit werden die gehen? Sind wir bereit zu leiden, unseren Gürtel viel enger zu schnallen? Sind wir bereit, weiter Kohle zu fördern und die Atomkraftwerke laufen zu lassen, um so auf russisches Öl und Gas verzichten zu können? Sind wir bereit, die Rettung des Weltklimas „auszusetzen“, um die wirtschaftlichen Folgen des vollständigen Abbruchs aller Kontakte mit Russland zu kompensieren? Weisen wir Millionen russische Staatsbürger aus? Ich glaube nicht einmal daran, dass wir wirkliche wirtschaftliche Nadelstiche setzten werden, zumindest nicht, wenn die auch uns weh tun. Ich glaube auch nicht, dass wir die diplomatischen Beziehungen abbrechen. Ich glaube, dass wir viele Krokodilstränen vergießen und ukrainische Flüchtlinge mit Brot und Salz begrüßen werden.
Der heutige 24.2.2022 ist – und das ist ein Zufall, der Putin egal ist – auch Weiberfastnacht. Überall werden den Männern die zumeist extra dafür angeschafften Krawatten abgeschnitten und man schunkelt Prosecco-selig bei den Weibersitzungen in den Karnevalshochburgen und weit darüber hinaus. Die Büttenredner werden ihre Reden umschreiben und doch wird man Helau und Alaaf rufen und sich auf die Schenkel klopfen. Wird man nicht? Man wird das angesichts der C-Krise vielleicht wirklich nicht. Doch wird man auch auf alle Faschingssendungen zumindest heute verzichten? Sie werden wohl nach hinten rücken, denn auf den meisten Kanälen wird es zuvor Kriegssondersendungen geben – Krokodilstränen inbegriffen.
Der Krieg weit im Osten wird auch das Thema meines Frühstücks mit der Besten Frau der Welt sein.
Ich wünsche Ihnen dennoch ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Matthias
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Ein Donnerstag für die Geschichtsbücher
Hier Trauer, da Lachen?
Veröffentlicht am: 24.02.2022
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