Ein Spruch meiner Oma war „Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not“. Dann wanderte die mir zugedachte Mark in das Sparschwein und ich konnte mir eben davon keine Süßigkeit kaufen. Dabei hatte ich doch Not, nämlich nicht das zu naschen, was ich mir eben gern von der Mark gekauft hätte.
Doch der Spruch spukt seitdem in meinem Kopf rum. Na ja, ich habe nicht immer gespart und deshalb auch nichts in der Not. Doch so ein Erlebnis macht irgendwann klug und ich sparte, wenn ich was zu sparen hatte. Doch dann kam die Not, ohne Job und mit Schulden. Und was musste ich erkennen? Ich hatte zwar gespart, doch in der Not war das nicht mehr als der Tropfen auf den heißen Stein.
All das ging mir wieder gestern durch den Kopf. Die Beste Frau der Welt und ich mussten tanken und einkaufen. Toll, der Diesel kostete "nur noch" 2,08 Euro – in Deutschland. In Polen war er so „nur noch“ 20 Cent billiger. Viel weniger toll war das, was ich im Supermarkt sehen musste. Mal abgesehen von noch immer leer gehamsterten Regalen sind alle Preise der von uns zumeist gekauften Dinge nicht nur um 2 oder 3 sondern um 10 bis 20 Cent gegenüber den Preisen vor einer Woche gestiegen. Das machte bei einem Wochenendeinkauf von sonst so um 50 Euro 5 bis 6 Euro mehr aus. Selbst der Rindenmulch aus dem Baumarkt ist um 25 Prozent teurer geworden.
Von wegen 7,3 Prozent Inflationsrate. Da ist wohl wieder sparen angesagt – nicht um in der Not zu haben, sondern um durch die Not zu kommen. Es nützt auch nichts, auf die Rentenerhöhung zu warten, denn die gleicht ja nicht einmal die gestiegenen Energiekosten aus. Auch sonst auf Vater Staat zu hoffen, ist ganz sicher kein guter Weg. Der verdient sich ja dumm und dämlich an den gestiegenen Preisen.
Also wo sparen? Die Heizung runter? Wie, wenn die ohnehin nur im Büro und im Bad läuft? Das Auto stehen lassen? Ja, wenn alle 20 Minuten ein Bus fahren würde, der fährt aber auf dem Land nur alle 2 bis 3 Stunden und das nur bis 19 Uhr. Aus dem Sportverein austreten und dann viel Geld für Medikamente und Krankenhausaufenthalte zahlen? Das rechnet sich wohl auch nicht. Was bleibt? Weniger oder gar nicht mehr reisen? Nicht mehr zur Fußpflege, die Haare nicht mehr schneiden lassen, überhaupt nicht mehr ins Restaurant oder ins Theater gehen? Keine Kirchensteuer mehr bezahlen? Keine Spenden für die Flüchtlinge aus der Ukraine?
Das klingt alles nicht nur nicht gut, das klingt eher nach Verzweiflung. Und mal ehrlich, die erreicht längst nicht nur die, die ohnehin den Euro schon dreimal umdrehen mussten. Längst wissen auch die, die man zum Mittelstand zählt, viele Freiberufler und Selbstständige, auch etwas besser betuchte Rentner, nicht mehr, wie sie all das bezahlen sollen.
Und, das geht erst los. Viele werden eben auf ein neues Auto, auf einen neuen Fernseher, auf neue Klamotten, auf den Restaurantbesuch, auf die Urlaubsreise verzichten. Das wiederum ist Gift für unsere Wirtschaft. Wer hindert endlich die Katze daran, sich in den Schwanz zu beißen?
Ach ja, noch einmal der Spruch meiner Oma: Ob die Kinder heute noch hören, das sparen eine Tugend ist und man so in der Not hat?
Beim Frühstück mit der Besten Frau der Welt sparen? Nee, das macht nicht glücklich.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Franz v.P., Mirjam, Sandra, Frank
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Sparen, aber wie
… gerade heute?
Veröffentlicht am: 02.04.2022
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