Früher, so vor 40 Jahren wette ich gern. Ich wette darauf, auf der Ostberliner Friedrichstraße Ost- von Westmenschen nur daran unterscheiden zu können, wie die Leute liefen. Die aus dem Osten hatten den Kopf eigentlich immer auf den Boden gerichtet. Das lag nicht daran, dass es dort Löcher gab – nicht auf der Friedrichstraße. Und, ich habe fast jede Wette gewonnen.
Doch nicht nur der gesenkte Blick wies auf einen Ossi (Gab den Begriff damals schon?) hin. Viele liefen auch mit verkniffenem Gesicht rum. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass das Lächeln auch eine Bückware war oder es nur im Intershop war. Wobei, auch aus dem Intershop kamen nur wenige mit einem Lächeln im Gesicht.
Und heute? Egal, ob ich auf der Maximilianstraße in München, auf der Düsseldorfer Kö, dem Berliner Kudamm oder den Fußgängerzonen in Weimar, Goslar oder sonstwo in der Republik unterwegs bin, ich könnte Ossis und Wessis nicht mehr auseinanderhalten. Nicht das die Ossis mit erhobenem Kopf und lächelnd unterwegs sind. Nein, viele Wessis haben den aufrechten Gang verlernt. Das Gleiche gilt für das Lächeln. Ich habe den unguten Eindruck, dass wir Deutsche ein verbiestertes Volk von eher grauen Mäusen geworden sind. Wer nicht der Norm genügen will, der ist erhobenen Hauptes unterwegs. Wer auffallen will, der hat keine hängenden Mundwinkel, der lächelt, ist freundlich, macht Komplimente, freut sich einfach.
Nun höre ich, dass das ja nicht einfach ist, es ja nichts gibt, worüber man sich freuen kann, man sich nur noch Sorgen macht, die Welt am Abgrund steht oder schon einen Schritt weiter ist. Mal ehrlich, wann war das schon mal wirklich anders, wann war die Welt – sprich das Leben auf der Erde - nur eitel Sonnenschein? Ja, das war nie so und doch waren wir – so mein Eindruck – nie so frustriert, so fern (fast) jeder Freude, wie eben heute.
Ja, wir hören eigentlich nur noch von Kriegen, von Katastrophen, von Hunger, von Kostenexplositionen, von extremen Sommern und kalten Wohnungen im Winter. Da kann einem das Lachen, der aufrechte Gang schon vergehen. Kann, muss und soll aber nicht. Den meisten von uns geht es alles andere als schlecht, wir fahren in den Urlaub, wir haben Arbeit, wir werden medizinisch gut versorgt, wir leben nicht in einer Diktatur, wir haben kein Hunger, keinen Durst, wir laufen nicht in Lumpen rum, können noch immer unsere Autos betanken. Ja, es werden sogar noch Kinder geboren und selbst Gott hat uns noch lange nicht verlassen. Und es kommt sogar noch vor, dass wir lieben und geliebt werden.
Das sind doch alles Gründe, nicht wie einst die Ossis den Kopf hängen zu lassen, dass Lächeln zu verlernen. Ich finde, das sind alles gute Gründe dafür, mit erhobenem Haupt durch das Leben zu gehen. Das hat nämlich auch zur Folge, dass man nicht nur die eigenen Füße sieht, sondern einen weiten Blick bekommt. Ob der uns gerade abhanden gekommen ist?
Ich blick mit einem Lächeln voraus, denn morgen kann ich wieder mit der Besten Frau der Welt frühstücken.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Birgitta, Birgit, Liborius
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Lach doch mal
So schwer ist das nun auch nicht
Veröffentlicht am: 23.07.2022
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