Gestern waren wir beim Sommerfest des „Freundeskreis Europa Berlin“. Das ist ein Zusammenschluss von Menschen, denen Europa am Herzen liegt. Das ist ja nun ein Thema, das wohl jeden gerade sehr bewegt. Wenn es wie in der Ukraine gewaltig kracht, dann sind wir davon direkt betroffen, dann betrifft das unseren Geldbeutel, schränkt auch unsere Reiselust ein, macht uns unsicher, wandelt den Blick auf viele Dinge.
Nun könnte man ja meinen, dass Europa ein Thema ist, das alle gleichermaßen tangiert – die Alten wie die Jungen. Doch wie war das gestern? Der Altersdurchschnitt lag eher bei 80 als bei 40,50. Ja, es waren tolle Leute bei dem Fest zusammen gekommen, ehemalige Abgeordnete und auch ein pensionierter Berliner Polizeipräsident waren interessante Gesprächspartner. Alle bemängelten aber das fast völlige Fehlen von jungen Leuten. Wobei hier als jung durchgehen würde wer die 40 längst hinter sich hat.
Das ist sicherlich nicht nur bei den Europafreunden in Berlin so, sondern in vielen Vereinen, in vielen Parteien und ähnlichen Zusammenschlüssen. Mir ging durch den Kopf, dass wir Alte es augenscheinlich nicht schaffen, unseren Nachwuchs oder gar die Enkel für das zu begeistern, was uns umtreibt. Es scheint auch so, als ob man wirklich unterschiedliche Sprachen spricht, verschieden kommuniziert, sich anders organisiert. Da wird wohl einiges dran sein, doch ist das die ganze Wahrheit?
Das glaube ich nicht, doch ich wollte in jungen Jahren auch anders angesprochen, anders interessiert werden, als sich die Alten das dachten. Ich wollte gefragt sein und gefragt werden, ich wollte, dass man meine Neugier ernst nimmt und befriedigt. Ich wollte provozieren und ich wollte, dass man meine Provokationen ernst und nicht als Boshaftigkeit nimmt. Liegt hier das Problem, ein Problem, dass eben nicht nur die Europafreunde Berlin und sein deutlich verjüngter Vorstand hat und nun auch sieht?
Wenn man das bejaht, gilt dann der Spruch: „Problem erkannt, Problem gebannt“? Nein, so einfach ist das ganz sicher nicht. Die Jungen wollen, sollen überzeugt davon werden, dass es für sie ein Mehrwert ist, zu den Europafreunden zu gehören. Und wir Alten? Wir müssen begreifen, dass die Jungen eine echte Bereicherung sind. Wir müssen uns aber sehr offen darauf einlassen, dass die jüngeren Leute, die „jungen Hüpfer“ mit 30, mit 40, Familie haben oder gründen, die noch viele Sprossen auf ihrer Karriereleiter vor sich haben. Die jungen Leute sind – wie wir es ja auch waren – Menschen mit zum Teil anderen Sichtweisen, mit anderen Erfahrungen und Sehnsüchten, als alten Leute.
Nur ein ganz kleines, ein ganz unwichtiges Beispiel: Bei den Sommerfesten sorgt immer ein guter Akkordeonspieler für Stimmung. Sein jüngster Titel war bestimmt 40, 50 Jahre alt. Da bekommt so mancher Junge Ohrenschmerzen. Da kann er Oma und Opa auch im Altersheim besuchen.
Da habe ich es gut, denn die Beste Frau der Welt – mit der ich jetzt frühstücke – wird einfach nicht alt.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Ignatius, Joseph v. Ar., Herrmann
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Diese Jugend
… diese Alten
Veröffentlicht am: 31.07.2022
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