Haben Sie das gestern auch gesehen? Da hat man gestern den Leichnam der vor wenigen Tagen gestorbenen Elisabeth Alexandra Mary – sie stammt aus dem Haus Windsor – quer durch London kutschiert. Königin hin oder her, aber ich kann mit dieser Zurschaustellung einer Toten nichts anfangen.
Kann man nicht anders von einem Menschen Abschied nehmen, als das man sie begleitet von bunt angezogenen Soldaten mit Degen oder Maschinenpistole ausgestattet, von einem zum anderen Ort transportiert und dort vorzeigt? Die alte Dame hat ja richtig Glück, dass man sie nicht auch noch den Australiern oder den Kanadiern präsentiert.
Nein, ich würde so nicht meine letzte Reise antreten wollen. Ich hätte auch etwas dagegen, wenn einer meiner Angehörigen so zu Grabe getragen würde. Wobei, meinem Schwiegervater, den ich erst bei seiner Beerdigung „kennenlernte“, wurde so eine zweifelhafte Ehre zu Teil. Die DDR liebte eben auch ihre preußisch-monarchistische Tradition.
Eines war in Ostberlin allerdings anders als in London: Hinter dem Sarg des Vaters meiner späteren Frau durften alle, die es wollten hinterher laufen. Das war den Frauen der Royales nicht vergönnt. Weder die neue Königin durfte ihrem auch nicht mehr jungen Königs-Gatten eine Stütze sein, noch durfte die zukünftige Königin an der Seite ihres Mannes die Prachtstraße The Mall entlang schreiten.
Die beiden Firstladys mussten wie die anderen Damen – mit Ausnahme von Elisabeth-Schwester Prinzess Anne – in Nobelkarossen dem Leichenzug hinterher fahren. Dabei zeigte das Auto den Rang der in ihr fahrenden Frauen schon auf den ersten Blick an.
Ich habe bei so einer Art der Zurschaustellung eines Toten wirklich Bauchschmerzen. Ich finde, das hat schon was von Störung der Totenruhe zu tun.
Totenruhe? Die herrscht nun ganz sicher nicht beim meinem Frühstück mit der Besten Frau der Welt.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Dolores, Melitta, Melissa
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Ein merkwürdiger Leichenzug
Die alte Dame tut mir leid
Veröffentlicht am: 15.09.2022
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