Mit  dem MX-30 ist Mazda seit 2020 mit einem eigenständigen Elektroauto auf  dem Markt – für den ersten Plug-in-Hybrid der Marke brauchte es noch  zwei Jahre länger. Doch Mazda ist bekannt dafür, eigene Wege zu gehen. 
Dennoch  wirkt der CX-60 für die Marke ein wenig zu konventionell gezeichnet. Er  erinnert mit seiner mächtigen Flanke, dem flachen und weit  zurückgesetzten Greenhouse sowie in der Heckansicht ein wenig an den  Jaguar F-Pace – und kann in Sachen Leistung sogar mit vielen  Motorisierungen des Briten mehr als mithalten.
Der  CX-60 ist ein stämmiges SUV, das sich vor allem im Interieur ein wenig  vom üblichen Einerlei absetzt. Über Sinn und Unsinn von weißen (und  damit schmutzempfindlichen) Ledersitzen darf in einem Auto nach wie vor  gestritten werden, wie sie das Spitzenmodell Takumi beheiz- und  belüftbar mitbringt. Für Familenkutschen empfehlen sie sich jedenfalls  nicht. Aber die will der große Mazda auch nicht unbedingt sein. Er  erhebt klar Premiumanspruch. Das wird vor allem in der gediegenen  Innenausstattung deutlich, die der Hersteller sogar mit „Crafted in  Japan“ bewirbt. So sticht das stoffbespannte Cockpit mit den bewusst  sichtbaren Fäden hervor. Dazu gesellen sich Holzimitat- und  Chromeinlagen, die sich auch in den hinteren Türen finden. Die  eingelegten Streifen in der Mitte der Sitzpolster wirken allerdings ein  wenig fehl am Platze, beinahe schon wie ein Klebestreifen zum Flicken.  Offenbar etwas zu lang gefeilt haben die Entwickler auch am Blinkerton:  Er hört sich an, als ob ein Fingernagel gleichmäßig auf eine Tischplatte  klopft.
Doch genug der kleinen Kritteleien: Das eigentliche  Wesen des mächtigen Mazda ist sein Antrieb. Die beiden fast nahezu  gleich starken doppelten Herzen des PHEV von 191 PS (141 kW) und 129 kW  (175 PS) vereinigen sich zu einer Systemleistung von üppigen 327 PS und  500 Newtonmetern Drehmoment. So viel bot bislang noch kein Mazda (das  gilt ebenso für die Ausstattung). Trotz seines Gewichts erreicht der  allradgetriebene CX-60 damit im Idealfall nach nicht einmal sechs  Sekunden Sekunden Tempo 100. Da kann es durchaus schon in seltenen  Fällen einmal im Antriebsstrang klacken. Von außen weist die vierflutige  Abgasanlage auf das sportliche Potential des Mazda hin, die bei  entsprechenden Drehzahlen ab etwa 4000 Umdrehungen auch die passenden  Töne bei der Beschleunigung trifft.
Nicht  ganz so sportlich hält es Mazda mit der Höchstgeschwindigkeit. Der  Plug-in-Hybrid wird, wohl auch mit Rücksicht auf die Effizienz, bei 200  km/h abgeregelt. Dafür darf es dann laut WLTP-Messung auch bis zu 63  Kilometer rein elektrisch vorwärtsgehen. Uns zeigte der Bordcomputer zu  Beginn sogar fast 70 an – und am Ende jeder längeren Flüsterfahrt stets  ein bis zwei Kilometer als eiserne Reserve. Wer will, kann der Batterie  auch von vornherein vorgeben, mit wie viel Restkapazität zwischen 20 und  100 Prozent der Wagen am Ziel ankommen soll. Grundsätzlich stehen die  vier Programme „Normal“, „Sport“, „EV“ und „Offroad“mit jeweils  spezifischer Displayanzeige wählen. Dazu kommt eine Bergabfahrhilfe.
Die  Sensoren der Assistenzsysteme haben einen sehr weiten Winkel. Was sich  beispielsweise beim Querverkehrswarner als Vorteil erweist, ist bei der  Geschwindigkeitsregelautomatik hin und wieder eher lästig. Wer mit ACC  überholt, dem kann es bei ungünstigem Ausscherwinkel passieren, dass die  letzten Heckausläufer des rechts fahrenden Lkw noch als voraus  fahrendes Hindernis erkannt werden und der Mazda abbremst.
Aber  es macht ohnehin mehr Spaß, dem CX-60 manuell die Sporen zu geben. Zu  dem kräftigen Antrieb gesellt sich eine Lenkung, die unmittelbar aus der  Mittellage heraus anspricht und nach dem Richtungswechsel durch starke  Rückstellungskräfte erfreut. Weniger gefällt die sehr synthetisch  wirkende Bremse, die so gut wie keinerlei Gefühl im Fuß aufkommen lässt.  Offensichtlich dem sicherheitsbewussten amerikanischen Markt – für den  der CX-60 prädestiniert scheint – geschuldet sein dürfte die  „Pedal-Fehlverwendungswarnung“ , die sich meldet, wenn Gas- und  Bremspedal gleichzeitig betätigt werden. Da sie beide recht dicht  beieinander liegen, ist das bei einem sehr breiten Fuß durchaus nicht  auszuschließen.
Ansonsten bieten sich dem Fahrer jede Menge  Einstellungsoptionen, etwa, ob das Lenkrad warnend vibrieren soll, die  elektronischen Helferlein früher oder später ansprechen sollen, ob  Warnungen nur visuell oder nur akustisch oder eben sowohl als auch  erfolgen sollen, und auch die Schaltwippenfunktion lässt sich  einstellen: Soll automatisch in den Automatikmodus zurückgekehrt werden  oder soll der Fahrer das manuell kundtun?
Der  Kofferraum ist für ein Auto dieser Größe nicht mit 95 Zentimetern nicht  sonderlich tief, während das Staufach unter der zweigeteilten  Mittelarmlehne überraschend flach ausfällt. Dafür gibt es genügend Bein-  und Fußfreiheit sowie ordentlich viel Schenkelauflage in der zweiten  Reihe udn bei umgeklappten Rückenlehnen stehen rund 1,70 Meter Länge zur  Verfügung. Fahrer wie Mitfahrer dürfen sich nicht nur auf auf langen  Fahrten über das komfortabel abgestimmte Fahrwerk freuen. 2,5 Tonnen  Anhängelast für die Urlaubsfahrt mit dem Wohnwagen oder Bootstrailer  gibt es auch noch – und ab diesem Monat den CX-60 alternativ als  Sechs-Zylinder-Diesel. (Jens Riedel/cen)
Fotos: Autoren-Union Mobilität/Mazda
Mehr bot bislang noch kein Modell der Marke
Der Mazda CX-60 im Test von Jens Riedel
Veröffentlicht am: 07.02.2023
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