James Bond, John F. Kennedy, George Clooney oder Donald Draper – egal ob reale oder fiktive Gentlemen der alten Schule, sie alle haben eines gemeinsam: Unmengen an Fans, weibliche wie männliche, die sie anhimmeln für ihr nobles Auftreten.
Selbst mit der Zeit scheint dieser Charakterzug nie an Attraktivität einzubüßen. Serien wie Suits, Bridgerton oder White Collar spielen mit dem Erfolg des Gentleman. Eine Netflix-Sequel-Serie des Blockbusters The Gentlemen steht für 2023/24 in den Startlöchern.
„Das Geheimnis eines Gentleman ist es, selbst kein Geheimnis zu sein“, verrät Maximilian Reingruber, Stil-Berater bei Die Stresemänner. „Das bedeutet aber nicht, ein offenes Buch für jeden zu sein. Verstellen Sie sich nicht, seien Sie authentisch.“ Hermann Edler von Koch ist das zweite Gesicht der Stresemänner, die regelmäßig als Gastgeber von Gentleman-Seminaren auftreten: „Der Gentleman ist ein zeitloses Phänomen, das bereits in der Antike auftaucht. In seinen Charakterzügen spiegelt sich Gelassenheit, Würde oder Heiterkeit wider. Aristoteles spricht beispielsweise von ‚Megalopsychia‘, was man mit Seelengröße übersetzen könnte. Sie setzt andere Tugenden voraus und ist gleichzeitig deren Steigerungsform. Eine gewisse Art von Stolz und Selbstbewusstsein, aber kein Hochmut, Mäßigkeit, Beherrschtheit.”
Das kann auch Emma Hathorn, Dating-Expertin bei Seeking.com, bestätigen. „Von unseren über 177.000 deutschen Mitgliedern auf der Suche nach einem gehobenen Lifestyle geben 26,2 % aller Frauen an, dass sie sich einen aufmerksamen, zuvorkommenden Partner wünschen. 34 % ist zudem eine gewisse Diskretion wichtig. Ein Viertel aller Männer legt Wert auf Romantik und ‚fine dining‘.“ Auch Geld spiele eine Rolle, wobei es weniger darum gehe, sich mit einem Status zu brüsten, als darum, Annehmlichkeiten des gehobenen Lebens genießen zu können – wie zum Beispiel außergewöhnliche Abendessen und exotische Urlaube.
Noch vor einigen Jahren provozierte die Tatsache, ein Gentleman-Verhalten an den Tag zu legen, keine Zweifel. Aber die Ansichten haben sich geändert. „Die Frage scheint gerechtfertigt: Wie passt die Haltung eines Gentleman, eines Versorgers, eigentlich noch zum Bild der modernen Frau?“, gibt Emma Hathorn zu bedenken. „In Zeiten des Feminismus, in denen Frauen zu Recht betonen, dass sie ihre eigenen Türen öffnen, sich selbst Blumen kaufen und ihre eigenen Taschen tragen können? Und widerspricht die Idee des Gentleman nicht der Tatsache, dass wir uns in der Gender-Diskussion dafür einsetzen, bestimmte Werte und Erwartungen nicht länger an ein bestimmtes Geschlecht zu knüpfen?“
Zu diesen Fragen hat sich Seeking.com mit den Stresemännern ausgetauscht. Für Maximilian Reingruber zählt dabei die Perspektive. „Nein, das ist gar kein Widerspruch. Es kann auch aus feministischer Sicht nichts falsch daran sein, gute Manieren an den Tag zu legen und sich dem Date gegenüber respektvoll zu verhalten. In meinen Augen ist es nur wichtig, dabei sensibel für die ungewollte Verstärkung von Stereotypen zu sein. Denn die Grundhaltung eines Gentlemans - und auch einer Lady - ist zeitlos und unterwirft sich, wenn überhaupt, nur wenig den zeitgeistigen Strömungen.”
The Modern Gentleman – Do’s and Don’ts
- Do! Auch andere wertschätzend behandeln. Wer nicht nur der Frau seines Dates Respekt und Wertschätzung entgegenbringt, sondern beispielsweise auch anderen die Tür aufhält, zeigt, dass er nicht aus Eigeninteressen der Dame gegenüber handelt, sondern aus einer rundum authentischen, respektvollen Haltung.
- Do! Gentlehuman – es geht um den Menschen, nicht das Geschlecht. Zuvorkommende Gesten zu verteilen, aber sie gleichermaßen auch empfangen zu können, indem man sich beispielsweise von einer Gentlewoman in die Jacke helfen lässt, kann als Zeichen von geschlechterunabhängiger Wertschätzung gewertet werden.
- Don’t! Lob erwarten. Eine Geste der Höflichkeit ist kein Schulterklopfen wert. Wer imponieren möchte, indem er den Gentleman gibt, und sich davon Bestätigung erhofft, verfehlt das Thema.
- Don’t! Aus Zweifeln heraus handeln. Die Tür aufhalten, weil man unsicher ist, ob die Dame kräftig genug ist? Das Einparken übernehmen aus Angst, sie könnte einen Kratzer in den Wagen fahren? Wer bei anderen Inkompetenz vermutet und deswegen das Ruder übernimmt, handelt nicht aus edlen Motiven.
„Es geht dem Gentleman keineswegs um die Außenwirkung als reinen Selbstzweck, es geht um einen Ausdruck innerer Überzeugung“, erklären die Stresemänner. „Die Etikette als wichtiger zu erachten als die Unabhängigkeit der Frau, ist nicht der richtige Weg. Auch aus der Überzeugung heraus zu handeln, Frauen seien das ‚schwächere Geschlecht‘ und müssten unterstützt werden, hat nichts mehr mit Gentleman-Sein zu tun. Aber sich aus Respekt und Wertschätzung zuvorkommend zu verhalten, wird unserer Erfahrung nach auch von feministisch eingestellten Personen gewürdigt. Die meisten Menschen halten gute Umgangsformen noch immer für wichtig. Ein aufmerksamer Zuhörer zu sein, wertschätzend und respektvoll – das widerspricht sich in keiner Weise mit feministischen Werten.“
“Der Gentleman wertschätzt jeden Menschen mit seinen Eigenheiten, weshalb er auch nicht in Kategorien wie Feminismus oder in Gendertheorien denkt - letztlich hat Wertschätzung kein Geschlecht und sollte universell gelten”, ergänzt Hermann Edler von Koch.
Seeking.com hat mit den Stresemännern hierbei 8 Tipps für echte Gentleman-Gesten zusammengestellt, die Respekt zeigen, anstatt Frauen als ‚schwächeres Geschlecht‘ etwas abnehmen zu wollen:
Top 8 „Modern Mindset Gentleman“-Gesten für erfolgreiche Retro Style Dates von Seeking.com
1. Pünktlich sein – oder rechtzeitig absagen. „Deine Zeit kann so viel ja nicht wert sein“, sagt, wer unpünktlich auftaucht oder seine Unpässlichkeit zu spät anmeldet. Für viele Frauen ist nicht die Unpünktlichkeit an sich der Dealbreaker, sondern die Annahme, die dahintersteckt.
2. Das Handy weglegen. Ungeteilte Aufmerksamkeit dem Date gegenüber zeigt: Nichts anderes ist jetzt wichtiger.
3. Komplimente machen. Damen – wie auch Männer – hören gerne Komplimente. Dabei gilt jedoch immer die Regel nach Oscar Wilde: „Komplimente sind wie Parfüm. Sie dürfen duften, aber nie aufdringlich werden.“
4. Auf die Hygiene achten. Sich vor der Verabredung zu pflegen, ist elementar. Haare, Bart, Zähne und natürlich auch die Kleidung wollen sauber sein. Dazu gehört ein angenehmer Duft, frei nach Oscar Wilde. Nicht vergessen: Die Hände. Darauf schauen Frauen besonders.
5. Nicht nur über sich selbst sprechen. Punkt. Eine Verbindung entsteht immer bei gegenseitigem Interesse, dies sollte man(n) auch zeigen. Ein Gentleman ist taktvoll und höflich.
6. Mit „klassischen“ Gentleman-Gesten haushalten. Die Tür aufhalten, in die Jacke helfen, an der Straßenseite laufen – ein Gentleman wird sich das mit dem nötigen Respekt nicht nehmen lassen. Die Geste wirkt jedoch schnell schmierig, wenn sie übertrieben ist.
7. Auf die Sprache achten. Auf die Ausdrucksweise zu achten, ist wichtig, weil das Gegenüber alles, was man(n) sagt, auf sich selbst beziehen kann. „Wenn er so über andere spricht ... tut er das eines Tages vielleicht auch über mich?“
8. Die Atmosphäre im Blick behalten. Ihre Stimmung verändert sich im Verlaufe des Gesprächs – wahre Gentlemen sind sich dessen bewusst, dass ihre eigene Laune und Ausstrahlung den psychischen und emotionalen Zustand ihrer Partnerin beeinflussen. Das bedeutet nicht, dass man keine Probleme miteinander besprechen kann. Aber dass man die eigene Verstimmung dem Gegenüber nicht zulasten legen sollte.
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