Gestern war ich mal wieder mit der Besten Frau der Welt in Bad Saarow bei Berlin. Das ist für uns ein Golf- und Kultur-Sehnsuchtsort und ein Refugium vieler Menschen mit einem gut gefülltem Bankkonto. Die tun aber gern und viel Gutes.
So war das auch gestern. Man lud in die Galerie „Kultur am See Bad Saarow e.V.“ zur Finissage der Ausstellung „How much: Aufschrei des Mehlwurms“ des renommierten Installationskünstlers Via Lewandowsky. Den zweiten Teil des Abends bestritt der Lyriker und Essayist Durs Grünbein. Der las aus seinen bei Suhrkamp erschienenen und empfehlenswerten Büchern „Äquidistanz“ und vor allem aus „Der Komet“. Letzterer ist ein autobiografisch inspiriertes Prosabuch, das vor allem in Dresden in der Nazizeit und danach spielt. Da beide Künstler in Dresden aufwuchsen, sprachen sie danach noch über „ihr“ Dresden.
Insgesamt war das ein sehr interessanter Abend, wobei ein großes Aber blieb. Ja, Kunst liegt immer im Auge des Betrachters. Doch wenn mir ein Künstler erklären will oder muss, was ich da sehen soll, was da zu sehen ist, was er sich dabei gedacht hat, so habe ich damit immer Probleme. Mich interessiert nicht, ob es beim Schaffungsprozess regnete oder der Künstler gerade die Kündigung seines Ateliers bekam. Mich interessiert eigentlich nur, wie das Kunstwerk auf mich wirkt, ob es zu mir spricht – wie gesagt das Kunstwerk, nicht der Künstler. Tut es das Kunstwerk nicht, so ist es eines, das mich eben nicht anspricht, mich nicht in seinen Bann zieht, mich im besten Fall nicht fasziniert. Da kann mir der Künstler erzählen was er will, er kann das nicht ändern, höchstens verschlimmbessern.
Ähnlich geht es mir bei aus ihren Büchern vorlesenden Autoren. Die können wie gestern tolle Bücher schreiben, doch mit dem Lesen ist das so eine Sache. Durs Grünbein zum Beispiel kann ganz gut lesen, aber seine Nervosität lenkte mich immer wieder ab. Außerdem frage ich mich immer, warum ein Autor gerade diese Stellen für die Lesung ausgesucht hat. War er das überhaupt selber oder vielleicht sein Lektor? Was will er mir mit seiner Auswahl vermitteln? Durs Grünbein schaffte es zumindest, mich neugierig auf seine mir bisher unbekannten Bücher zu machen.
Und das Gespräch? Es war interessant, es war nostalgisch, es war sogar kontrovers – so etwas soll es auch bei in die Jahre gekommenen Freunden geben.
Die Beste Frau der Welt und ich werden beim Frühstück sicherlich noch über den Abend reden – ich wohl mehr als sie.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Kunigunde, Camilla, Leif, Friedrich
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Die Kunst, die Künstler
… und die Kunst der Erläuterung
Veröffentlicht am: 03.03.2024
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