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Raritäten mit erschwinglichen Schätzwerten

... gesammelt von Mark J. Smith aus Lynchburg



Unter den Sammlern historischer Automobil-Raritäten muss er eine außergewöhnliche Persönlichkeit gewesen sein, dieser Mark J. Smith aus Lynchburg im amerikanischen Bundesstaat Virginia.


„Er war einer der kenntnisreichsten und leidenschaftlichsten Enthusiasten, die unsere Branche je gekannt hat, und ich hatte das große Vergnügen, ihn in der Autowelt der Sammler mehrmals persönlich zu treffen“, sagt David Gooding, Präsident und Gründer des Auktions-Unternehmens Gooding & Company aus Santa Monica in Kalifornien.



Wann immer sich die Gelegenheit ergab, war der als Geschäftsmann zu Reichtum gekommene Mark j. Smith, der 2021 im Alter von 69 Jahren starb, auf der Jagd nach automobilen Antiquitäten. Dabei interessierte er sich insbesondere für unrestaurierte Klassiker, die er überwiegend im Originalzustand beließ. So kamen im Lauf der Zeit Hunderte von Fahrzeugen aus Amerika ebenso wie aus Europa zusammen, die er in mehreren Gebäuden der historischen Innenstadt von Lynchburg lagerte.



Die wichtigsten Exemplare dieser Sammlung kommen am 7. April bei einer von Gooding & Company durchgeführten Auktion im Lynchburg Motors Museum unter den Hammer. Also genau dort, wo Mark J. Smith seine am meisten geschätzten Autos einst öffentlich ausgestellt hatte. Das Besondere dabei: Natürlich befinden sich unter den angebotenen Fahrzeugen auch einige, um die sich nur Interessenten und Interessentinnen mit besonders reichlich ausgestattetem Bankkonto reißen werden, doch der Schätzwert einer ganzen Reihe des 87 Wagen umfassenden Angebots liegt in einer auch für den Mittelstand erschwinglichen Gegend. Zu bedenken ist allerdings, dass sie zum Teil zukünftig erhebliche Restaurationsarbeiten benötigen werden. Daher liegen die vorab kalkulierten Preise oftmals unterhalb denen fabrikneuer Elektrofahrzeuge.



So dürften lediglich zwei der angebotenen Raritäten das Zeug dazu haben, einen siebenstelligen Erlös zu erzielen. Wertvollster Kandidat dabei ist der offene Mercedes-Benz 500 K, Baujahr 1934, dessen Wert laut Gooding & Company in der Gegend von rund 1,5 Millionen Euro liegen dürfte. Er gehört zu den letzten, noch unrestaurierten Achtzylinder-Kompressorautos von Mercedes und ist eines von nur noch fünf existierenden Fahrzeugen auf dem 500-K-Fahrgestell. Etwa 50 Jahre im Besitz einer Familie nahm er in der Vergangenheit sowohl am Concours d‘Elegance am Pebble Beach als auch auf dem von Amelia Island teil.



Ebenfalls zu den möglichen Millionensellern zählt der 1932er Chrysler CG Imperial Custom Roadster, von dem sich die Auktionatoren mindestens eine Million Euro erhoffen. Kenner zählen den flachen Zweisitzer, der sich in weitgehend unrestauriertem Zustand befindet, zu den schönsten Exemplaren amerikanischer Klassik. Sein Achtzylindermotor leistet 150 PS bei 3200 U/min und überträgt seine Kraft über ein Viergang-Getriebe auf die Hinterräder.



Weitere Beispiele für Fahrzeuge aus dem oberen Preissegment sind
- ein Bentley 3 1/2 Liter Drophead Coupé, Baujahr 1935, zu einem Schätzpreis zwischen 250 000 und 350 000 Euro. Das Fahrzeug ist nur eines von zwei Bentleys, die jemals vom französischen Karosseriebauunternehmen Antem gebaut wurden
- ein White Model G „Roi des Belges“ Touring von 1907 (Foto oben) zu einem Schätzpreis zwischen 250 000 und 350 000 Euro. Diese Wagen zählt zu den wichtigsten und meistgesuchten Automobilen mit Dampfantrieb. Zweifelsfrei waren die wichtigsten Beiträge des Unternehmens White zur Automobillandschaft die rund 10.000 dampfbetriebenen Autos, die zwischen 1900 und 1911 entstanden
- ein Ford Model K Touring, Baujahr 1907, zu einem Schätzpreis zwischen 175.000 und 250.000 Euro. Von dem ersten, von Ford produzierten Oberklassemodell liefen nur 1000 Exemplare vom Band. Während sich Henry Ford hauptsächlich auf sein Konzept für ein kostengünstiges Volksauto konzentrierte, das sich bald als legendäres Modell T manifestierte, wurde der luxuriöse K bis 1908 gefertigt.
- ein Duesenberg Model A von 1926 zu einem Schätzpreis zwischen 120.000 und 150.000 Euro. Dieses Modell gilt als erstes amerikanisches Fahrzeug mit Aluminiumkolben und hydraulischen Bremsen.



Es geht aber auch weit preiswerter. So schätzt Gooding & Company den derzeitigen Wert des von Ettore Bugatti gestalteten Peugeot Bébé von 1913 auf etwa 5000 Euro. Das seltene und einzigartige Stück französischer Automobilgeschichte befindet sich in unrestauriertem Zustand und verfügt über einen 855 Kubikzentimeter großen und zehn PS bei 2000 U/min leistenden Vierzylindermotor und mechanisch auf die Hinterräder wirkende Trommelbremsen.



Etwas mehr wird der Orient Buckboard kosten. Das 120 Jahre alte Fahrzeug galt zu seiner Zeit als das billigste Auto Amerikas und soll jetzt zwischen 10.000 und 15.000 Euro in die Kasse spülen. Sein Hersteller, die Waltham Manufacturing Company begann ursprünglich als Fahrradhersteller, baute bis 1902 Elektrofahrzeuge, danach eigene Verbrennungsmotoren und präsentierte 1903 das Buckboard-Modell als besonders wirtschaftliches Transportmittel. Angeblich war der Wagen ursprünglich im Besitz von Henry Ford. Gooding & Company macht darauf aufmerksam, dass der Orient Buckboard nicht fahrbereit ist und eine umfangreiche Restaurierung benötigt.



In einer ähnlichen Preisklasse treten in Lynchburg ein Chevrolet Serie V Superior Coupé von 1926 (Schätzpreis zwischen 12.000 und 18.000 Euro), ein Ford Model T Roadster von 1920 (15.000 bis 20.000 Euro) oder ein Ford Model A Roadster von 1929 an (15.000 bis 25.000 Euro), sämtlich unrestauriert.



Dass freilich bei manchen der Auktionsobjekte tiefgreifende Eingriffe und mehr als nur kosmetische Reparaturen auf den Käufer warten, wird besonders beim 1924er Ford Model TT Feuerwehrauto (Schätzpreis: 40.000 bis 60.000 Euro) deutlich. Bei ihm werden Spezialisten eingreifen müssen, die weder Zeit noch Mühen scheuen. Das könnte teuer werden. (cen/hrr)

 


Veröffentlicht am: 06.04.2023

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