Schlechte  Nachrichten sind gute Nachrichten, weiß der Medien-Experte, weil Medien  schon immer jeglichen Weltuntergang genießen, seien es Kriege,  Geiseldramen oder schwarze Löcher im Budget. 
Auch  Lobbyisten lieben das Drama. Gibt es ihn doch Gelegenheit, mal wieder  ihre Pflöcke einzuschlagen. So fordert jetzt der Auto-Experte des BUND,  Jens Hilgenberg, im Gespräch mit dem Redaktions-Netzwerk Deutschland  einmal mehr das Ende des Dienstwagenprivilegs.
Wer kann sich in  diesen Zeiten denn auch noch Privilegien leisten, sind die doch per se  asozial, weil sich nicht jeder die leisten kann. Es geht hier nicht um  Neid, denn einerlei, ob ererbt oder erarbeitet – Privilegien machen den  Unterschied. Und das nicht nur moralisch und ökonomisch, sondern gerade  heute auch ökologisch. Siehe das Dienstwagenprivileg.
In  Deutschland wurden 2022 rund 1,7 Millionen der insgesamt etwa 2,6  Millionen neuen Autos gewerblich zugelassen, darunter viele  Personenwagen, die den Mitarbeitern von ihren Unternehmen zur Verfügung  gestellt wurden. Dabei spart der Arbeitgeber nicht nur die  Mehrwertsteuer, sondern gleich auch noch eine Gehaltserhöhung, wenn er  die private Nutzung des Fahrzeugs zulässt.
Die Altenpflegerin  eines mobilen Dienstleisters, der Handelsvertreter oder Manager bis hoch  zum Vorstandsvorsitzenden nutzen das gern, auch wenn das kein billiges  Vergnügen ist. Denn das Finanzamt rechnet das als geldwerten Vorteil und  erhebt ein Prozent vom Listenpreis plus Mehrwertsteuer. Der Manager mit  seinem Mittelklasseauto für brutto 60.000 Euro muss also pro Jahr 7200  Euro zusätzlich als Einkommen versteuern. Hätte der Mensch die 7200 Euro  mehr verdient, wäre Leasing eine Alternative gewesen. Ist das Privileg  am Ende also eher ein vergiftetes Geschenk?
Jens Hilgenberg denkt  weniger an den geldwerten Vorteil als an einen möglichen pädagogischen  Effekt für Verkehrswende und Umwelt. Er hat die großen Limousinen und  natürlich besonders die dicken SUV im Blick, die rollenden Symbole für  Privilegierte. Er wünscht sich erschwingliche Fahrzeuge für  Normalverdiener und sieht den Wegfall des sogenannten  Dienstwagenprivilegs als Chance des Staates, hier zugunsten kleiner,  energie- und ressourcenschonender Personenwagen regulatorisch  einzugreifen. Sollen doch die mit dem großen Verbrenner abgestraft  werden, damit diese neuen Kleinwagen eine Chance bekommen. Also weg mit  dem Dienstwagenprivileg, weg mit dem Dieselprivileg und her mit den  Strafsteuern auf Verbrenner mit hoher Motorleistung.
„Solche  Maßnahmen hätten zudem soziale Komponenten“, meint Hilgenberg. Das  stimmt. Denn sie treffen auch alle die Menschen, die sich keinen der  erschwinglichen neuen Elektro-Kleinwagen leisten können und all die  Bürger und Betriebe, für die der Elektromotor keine brauchbare Lösung  ihrer Transportaufgaben darstellt.
Hilgenberg meint, mit solchen  Maßnahmen könne man auch den heute schon beklagenswerten Mangel an  Kleinwagen bekämpfen. Den Mangel beklagen selbst die Hersteller. Einige  sind schon aus der Kleinwagenproduktion ausgestiegen, andere haben einen  solchen Schritt angekündigt. Begründung: Durch die noch einmal  verschärften Emissionsvorschriften für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren  ist die Motortechnik so aufwendig geworden, dass Kleinwagen unbezahlbar  sind.
Die Abgasvorschrift EU 7 wird also auch in ihrer jüngst  abgeschwächten Fassung das erreichen, was ihre Urheber erwartet haben:  Sie flankiert das für 2035 geplante Verbrenner-Aus, indem sie Kleinwagen  unbezahlbar und größere Modelle deutlich teurer werden lässt. Da fällt  die Öko-Folgenabschätzung leicht: Alte Autos bleiben uns länger  erhalten. Und für die Dienstwagenfahrer wird sich auch ein Weg finden  lassen, zum Beispiel im nächsten Modell ein paar Trost-kWh, zusätzlich  zu den Verbenner-PS im Plug in-Hybrid.
Da fehlt nur noch eine  E-Auto-Quote für die Fahrzeugproduktion in Europa. Das wäre dann endlich  mal eine gute Nachricht – für alle, die es für zumutbar halten, wenn  andere auf ihr Auto verzichten müssen. Was du auch tust, tu es klug und  bedenke das Ende! Herodot war eben kein Lobbyist. (cen) 
Foto: Auto-Medienportal.Net





