Morgengruß von Helmut Harff: Wie umgehen

Vorgestern fragte ich hier, wie man mit Fehlern umgehen soll und lobte eine Idee. In einem Austausch mit einem Leser kam eine Frage auf, die mir ehrlicherweise noch nicht so gekommen ist. Die Frage ist ganz einfach: Wie umgehen mit Gewinnen? Oder anders gefragt: Kann man gewinnen lernen?

Gewinnen lernen – das ist doch quatsch. Kann doch jeder, Arme hochreißen und jubeln, das Geld zählen und fertig. Doch ist das wirklich so? Kann ich essen wenn ich trinken kann? Kann ich lesen, wenn ich rechnen kann? Nein, ich muss alles lernen. Ich muss eben verlieren lernen und gewinnen lernen. Das geht aber nur, wenn man beides erlebt, beides kennt. Wie merke ich auch nur, dass ich gerade zu einem Gewinner geworden bin, wenn alle anderen nicht gerade merken, dass sie eben nicht gewonnen, sondern verloren haben. Wie soll ein Skispringer jubeln, wenn keine nachmisst, wie weit jeder gesprungen ist? Wie soll man wissen, ob man ein guter Verkäufer ist, wenn keiner die Ergebnisse der Bemühungen aller vergleicht?

Nein, gewinnen muss man lernen, meine ich. Wenn wir nicht gewinnen können, nicht wissen, wie das geht, dann haben wir keine Antriebsfeder für unser Tun. Gewinnen – das ist ein Urinstinkt aller Lebewesen. Nur wer gewinnt, kommt ans Fressen. Nur wer gewinnt, kann sich fortpflanzen. Nur wer gewinnt überlebt. Wer also nicht lernt, was Gewinnen bedeutet, wie es ist zu gewinnen, dessen Gene fehlen in der nächsten Generation, der verhungert. Zu Gewinnen ist also ein Urinstinkt. Wer also meint, dass wir eben nicht das Verlieren und damit auch nicht das Gewinnen lernen müssen, der propagiert nicht mehr oder weniger als den Untergang der Menschheit. Ja, manchmal sind die Dinge wirklich so dramatisch, brauchen sie so große Worte.

Keine großen Worte braucht es anlässlich meines Frühstück mit der Besten Frau der Welt. Da stehen wir beide ganz klar auf der Gewinnerseite.

Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück.

Gratulation allen, die heute Namenstag haben:  Bibiana, Lucius, Jan

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