Skoda treibt die Elektromobilität voran: Mit dem Elektro-SUV Enyaq haben die Tschechen offenbar den Geschmack der Kunden in Europa getroffen und damit in den vergangenen Monaten den Tesla Model Y vom Zulassungsthron gestoßen. Jetzt steht im Kompaktsegment mit dem Elroq der nächste Coup am Start. Und der ebenso gefällig gestylte wie wohl proportionierte SUV-Stromer könnte den Erfolg des großen Bruders sogar noch toppen.
„Wir erwarten, ihn noch besser zu verkaufen als den erfolgreichen Enyaq mit mehr als 250.000 bisher“, glaubt Skoda-Chef Klaus Zellmer. Bleibt die Frage: Warum haben sie sich dafür soviel Zeit gelassen?
„Ein kleineres SUV auf der Plattform des Enyaq aufzubauen, ist nicht die Kunst“, sagt Skodas Produktmarketingleiter Björn Kröll. „Die Herausforderung bestand darin, auch den Preis schrumpfen zu lassen.“ Der sollte sich auf dem Niveau seines Verbrenner-Pendants Karoq einpendeln. Das scheint gelungen. Mit einem Einstiegspreis ab 33.900 Euro ist der Elroq nur wenige hundert Euro höher als der des kompakten SUV-Bestsellers (ab 33.140 Euro). Unter Berücksichtigung von Batteriegröße und Serienausstattung sei er damit das günstigste Elektrofahrzeug seines Segments auf dem europäischen Markt. Ganz nebenbei erklärt die Karoq-Blaupause auch noch den ungewöhnlichen Namen des Stromers. Die Entwicklung eines elektrischen Karoq stand unter dem Arbeitstitel El-roq. „Den haben wir dann beibehalten“, erzählt Björn Kröll.
Zudem setzt der Kompaktstromer als erstes Serienmodell Skodas neue Designsprache „Modern Solid“ um. Kernmerkmal der Gestaltung ist das so genannte „Tech-Deck-Face“, das in der Frontpartie den gewohnten Skoda-Kühlergrill mit dem bekannten Pfeil-Logo ablöst. Es soll als neues Markenzeichen fungieren, mit dem „wir eine neue Ära beginnen“, so Skoda-Chefdesigner Oliver Stefani. Hinter dem hochglänzend schwarzen Element haben die Ingenieure Sensorsysteme wie Radar und Frontkamera platziert. Ein kleines Stück darüber auf der stark konturierten Fronthaube jetzt erstmals der Markenschriftzug, der nun auch in großen Lettern auf Heck und Lenkrad geschrieben steht. Das geflügelte Pfeil-Markenlogo ist von außen nur noch in den 19 bis 21 Zoll großen Leichmetallfelgen zu sehen.
Ein weiteres markantes Element der neuen Designsprache sind die schmalen LED-Frontscheinwerfer, mit schlanken oberen Segmente als Tagfahrlicht und Blinker und größeren Module darunter als Abblend- und Fernlicht. Bei den Matrix-Varianten der Topversionen bilden vier rechteckige LED-Blöcke das Tagfahrlichtband, im unteren Teil bestehen die beiden LED-Blöcke aus 36 einzelnen Lichtsegmenten, die bei aktiviertem Fernlicht selektiv abschalten, um entgegenkommende Verkehrsteilnehmer nicht zu blenden.
Die 4,49 Meter lange Karosse selbst wirkt insgesamt nicht nur sehr rund und kompakt, dank aktive Kühlerjalousie und Air Curtains schlüpft sie mit einem cW-Wert von 0,26 sehr aerodynamisch durch den Wind. Zwar baut der Elroq 16 Zentimeter kürzer als der große Bruder Enyaq, der Radstand bleibt jedoch mit 2,77 Meter identisch, was einen entsprechend geräumigen Innenraum schafft. Vorne sowieso, aber auch hinten lässt es sich mit reichlich Bein- und Bewegungsfreiheit sehr kommod sitzen. Der Kofferraum schluckt 470 Liter, bei umgeklappten Rücklehnen sogar 1580 Liter, ein Spitzenwert im Segment.
Zu den markentypischen „Simply-Clever“-Features gehört neben den bekannten Regenschirm in der Fahrertür, den klappbaren Haken im Gepäckraum oder dem Eiskratzer inklusive Reifenprofilmesser in der Gepäckraumklappe diesmal auch ein Aufbewahrungsnetz für das Ladekabel unter der Hutablage. Leider gibt es diese einfache wie geniale Lösung nur im „Plus“-Paket mit elektrischer Heckklappe, Matrix-Scheinwerfern, schlüssellosem Zugangssystem, Akkustikverglasung und Travel Assist, was die ganze Sache mal eben um 3090 Euro verteuert.
Das Cockpit gefällt mit schlichter Eleganz und übersichtlicher Instrumentierung, dominiert von einem serienmäßigen 13-Zoll-Infotainmentbildschirm mit leicht verständlicher Bedienoberfläche und Menüstruktur. Dabei können bis zu fünf Shortcuts für häufig genutzte Fahrzeugfunktionen sowie bis zu vier für den Direktaufruf von Apps belegt werden. Beliebte Funktionen wie Batterievorkonditionierung, Geschwindigkeitsassistent und Heizungs-Features erscheinen nun direkt oben links in der Leiste. Über physische Tasten unter dem Display kann man schnell auf Assistenzsysteme, Fahrmodi, Parkfunktionen oder die Klimaanlage zugreifen.
Das digitale Kombiinstrument zeigt eine Übersicht der wichtigsten Fahrinformationen. Noch intuitiver macht das ein optionales Head-up-Display, das auch bei Sonneneinstrahlung gut ablesbar die aktuelle Geschwindigkeit, erkannte Verkehrszeichen, Informationen zu Tempomat und Assistenzsystemen sowie die Navigation darstellt. Auch Augmented-Reality-Funktionen wie Richtungspfeile, Zielmarkierungen oder dynamische Fahrhilfen werden auf die Straße und damit direkt ins Blickfeld projiziert.
Materialien und Verarbeitung machen einen fühlbar guten Eindruck. Neben den Grundausstattung gibt es vier so genannte „Design Selections“ mit je unterschiedlichem Charakter und dem teilweisen Einsatz nachhaltig recycelter Stoffe und Fasern aus PET-Flaschen, Garn aus Fischernetzen oder aufbereiteten Altkleidern und Teppichfasern. Für den wohnlichen Touch sorgen zwei Varianten von Ambientebeleuchtungen mit zehn Standardfarben und fünf Stimmungsmodi.
Die Antriebsdaten des Elroq folgen weitgehend der bekannten Struktur des modularen Elektrobaukasten (MEB) des VW-Konzerns. So besteht auch hier das Angebot aus drei Batteriepaketen mit Nettokapazitäten von 52 kWh, 59 kWh und 77 kWh, mit Motorleistungen je nach Batteriepaket zwischen 125 kW (170 PS) im Elroq 50, 150 kW (204 PS) im Elroq 60 und 210 kW (286 PS) im Elroq 85. Letzterer glänzt mit einer WLTP-Reichweite von mehr als 580 Kilometern und maximalen Ladeleistungen von 175 kW. Neben dem Hinterradantrieb soll es später auch eine Allradoption für die größere Batterie geben.
Schon die Einstiegsversion Elroq 50 Tour zeigt den elektrotypisch spontanem Antritt und die zügige Beschleunigung. Nominell ist diese zwar mit 9,0 Sekunden auf 100 km/h angegeben ist, gefühlt und in alltagsrelevanten Zwischenspurts geht es aber deutlich flotter voran. Wer es druckvoller braucht, muss zur Topversion greifen, die den Standardsprint mit 545 Nm Drehmoment aus dem Stand auch in 6,6 Sekunden absolviert. Außerdem wird hier der Vortrieb in der Spitze erst bei 180 km/h limitiert, in den anderen Versionen ist schon bei Tempo 160 Schluss.
Unterwegs gefällt der nahezu geräuschlose Lauf und das auf Komfort getrimmte ausgewogene Fahrwerk, selbst Querfugen und Asphaltbrüche pariert es mit großer Gelassenheit. Die Lenkung könnte einen Tick mehr Feedback liefern, doch insgesamt ist das Handling gut. Durch die im Fahrzeugboden unter den Vorder- und Rücksitzen sowie unter dem Mitteltunnel verbauten Batteriemodulen liegt der Elroq dank tiefem Schwerpunkt auch bei kurvenreichen Manövern wie das sprichwörtlich Brett.
Steigern lässt sich der Fahrkomfort durch Optionen wie der Progressivlenkung mit variabler Übersetzung oder dem adaptiven Fahrwerk DCC, das die Aufhängung dem jeweiligen Untergrund anpasst. Das System bietet neben drei Grundeinstellungen Normal, Comfort und Sport einen Modus Individual mit einer Auswahl von 15 unterschiedlichen Fahrwerkseinstellungen. Die adaptiven Dämpfer sind im Rahmen des Sport Paket gegen weiteren Aufpreis zu haben.
Die 82-kWh-Batterie der 85er-Modelle kommt auf eine Laderate von 175 kW. Das bedeutet: An einer Gleichstrom-Schnelllader (DC) soll die Batterie in 28 Minuten von zehn auf 80 Prozent gefüllt sein. Der Elroq 50 lädt zwar nur mit maximal 145 kW, der Elroq 60 mit bis zu 165 kW, doch wegen ihrer kleineren Akkus sollen sie in höchstens 25 Minuten wieder zu 80 Prozent flott sein. Voraussetzung ist in jedem Fall die Batterievorkonditionierung, die sich automatisch einschaltet, sobald die Routenführung der Navigation startet. Auf Wunsch lässt sie sich aber auch manuell über das Lademenü des Infotainmentsystems aktivieren. Beim Wechselstrom-Laden (AC) nuckeln alle Elroq-Varianten allerdings nur mit 11 kW.
Sicherheitstechnisch bietet Skoda je nach Ausstattung serienmäßig oder optional alle gängigen Assistenzsysteme, von Notbrems- und adaptiven Spurhalteassistenten über Stau- und Notfallassistenten bis zum vorausschauenden Tempo- und Abstandsassistenten, der Fahrzeugsensoren und Schwarmdaten nutzt, um Geschwindigkeiten automatisch der gewählten Route anzupassen. Komfortables Highlight ist der intelligente Parkassistent, mit dem das Auto über die Skoda-App fernbedient eingeparkt werden kann. Über Bluetooth-Verbindung gelingen damit spielerisch aus einer Entfernung von bis zu vier Metern sowohl längs wie quer Ein- und Ausparkmanöver per Smartphone. Auch können fünf wiederkehrende Parksituationen „erlernt“ werden, in die sich das Fahrzeug dann 50 Meter vor dem betreffenden Ort selbsttätig rangiert.
In Deutschland starten zunächst die Einstiegsversion Elroq 50 Tour wie bereits erwähnt ab 33.900 Euro und die Top-Variante Elroq 85 mit 210 kW starkem Elektromotor und 77-kWh-Batterie ab 43.900 Euro. Hier ist dann serienmäßig unter anderem die Design Selection Loft mit 2-Zonen-Klimaautomatik, Navigationssysten, beheizbare Vordersitze und Lenkrad, Fahrprofilauswahl und Ambientebeleuchtung sowie 19-Zoll-Leichtmetallfelgen mit drin.
Darauf basierend gibt es zum Start in Deutschland exklusiv eine auf 2025 Exemplare limitierte und nahezu komplett ausgestattete First Edition mit beleuchtetem Tech-Deck, Matrix-LED-Scheinwerfer, Head-up-Display, schwarz lackiertem Dach und A-Säule sowie 21-Zoll-Alu-Felgen. Für Komfort sorgen hier außerdem 3-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung vorne und hinten, Canton-Soundsystem, schlüsselloser Start und Zugang sowie elektrische Heckklappe. Der Preis ist allerdings auch sehr exklusiv: 54.610 Euro. So hoch ist kein Karoq, selbst in der stärksten und größten Schnick-und-Schnack-Ausrüstung (47.870 Euro) zu treiben.
Fotos: Autoren-Union Mobilität/Frank Wald
Der Skoda Elroq
... ein kleiner SUV-Stromer mit großen Ambitionen
Veröffentlicht am: 13.12.2024
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