Neue Blicke auf die Kunstgeschichte: Unter dem Titel „Raus ins Museum! Rein in Deine Sammlung“ zeigt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen ab 6.7.2024 ihre Sammlung im K20 mit Meistwerken von Etel Adnan bis Andy Warhol in einer umfangreichen Neupräsentation.
Zur Wiederöffnung können sich die Besucherinnen des Museums gleich auf mehrere neue Angebote freuen. Der neue Sammlungsrundgang umfasst 20 Räume und zeigt mehr als 180 Kunstwerke, die in den Jahren 1904 bis 2023 entstanden sind. Highlights sind die Neuerwerbungen, die unter der Leitung von Susanne Gaensheimer seit 2017 ins Haus gekommen sind. Zahlreiche Gegenüberstellungen von historischen Werken und Werken von heute laden zur Neubetrachtung von Geschichte wie Gegenwart ein. Ein umfangreicher Digital Guide gibt die Möglichkeit, sich seine eigene Sammlungstour zusammenzustellen, anhand von Audiotalks mehr über international renommierte Künstlerinnen zu erfahren oder sich von Dj Wolfram (DFA Records/ Public Possession / Live from Earth) eigens für das K20 produzierten Soundtrack „The Sound of the Collection“ durch die Sammlung tragen zu lassen. Ebenfalls ab dem 6.7. steht die neue „Sammlung Online“ zur Verfügung. Knapp 300 Werke können über eine digitale Galerie neu entdeckt und erforscht werden.
Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zählt zu den bedeutendsten Museen Europas. Sie wurde 1961 gegründet und beherbergt an ihren beiden Standorten K20 und K21 eine einzigartige Sammlung der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Zum ersten Mal in der Geschichte des Museums bricht die Neupräsentation der Sammlung im K20 die Grenzen des westlichen Kanons auf und zeigt die Geschichte der modernen Kunst aus einer globaleren Perspektive. Zu sehen sind mehr als 180 Werke der Klassischen Moderne und der Nachkriegskunst, darunter wegweisende Meisterwerke von Künstlern wie Paul Klee, Henri Matisse, Pablo Picasso, Jackson Pollock und Andy Warhol, sowie Neuerwerbungen bedeutender Künstlerinnen der Moderne wie Etel Adnan, Paula Modersohn-Becker, Gabriele Münter, Alice Neel und Lygia Pape und Werke außereuropäischer Künstlerinnen, die in den letzten Jahren erworben wurden. Mit Werken wie diesen steht die Sammlung jetzt beispielhaft für die Geschichte der modernen Abstraktion und ist nun international eine der profiliertesten und vielstimmigsten Sammlungen der Moderne, die den Kanon der Kunstgeschichte um Positionen der Frauen und nicht-westlichen Künstlerinnen erweitert.
Für die Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Susanne Gaensheimer, ist mit der neuen Sammlungspräsentation ein Meilenstein für das Museum erreicht: „Ich freue mich sehr, dass wir den Besucherinnen jetzt endlich unsere intensive Arbeit der letzten Jahre vorstellen und sie auf eine Reise durch die globale Kunstgeschichte schicken können. In dieser Sammlungspräsentation beleuchten wir eine Geschichte, in der bedeutende Werke von außereuropäischen Künstlerinnen gleichrangig neben den bekannten westlichen Künstlerikonen zu sehen sein werden. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen schafft es mit ihrer Darstellung der Sammlung, dass wir uns alle aus unterschiedlichen Perspektiven der Gegenwart in der Geschichte der Moderne wiederfinden und mit ihr auseinandersetzen können.“
Das Museum im Wandel
Seit dem Antritt von Susanne Gaensheimer im Jahr 2017 befindet sich die Kunstsammlung unter dem Leitgedanken „Die Sammlung. Weiterdenken“ in einem programmatischen Prozess der Öffnung. Eine ihrer zentralen Aufgaben besteht darin, dass Erbe der einzigartigen Sammlung zu würdigen und das Museum zugleich vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen weiterzudenken sowie im Zeichen der Vielstimmigkeit, Globalität und Digitalität die Sammlung kontinuierlich weiterzuentwickeln. In diesem Prozess des Wandels konnte die Kunstsammlung innerhalb der letzten sieben Jahre ihren Bestand durch gezielte Neuerwerbungen von modernen Malerinnen und nicht-westlichen Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts deutlich erweitern.
Viele Jahrzehnte war die Sammlung der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen geprägt vom westlichen Kanon und der Idee des männlichen Künstlergenies. Von 1962 bis 1990 sind unter dem Gründungsdirektor Werner Schmalenbach lediglich drei Werke von Künstlerinnen in die Sammlung eingegangen: zwei Gemälde von Maria Helena Vieira da Silvaund als Schenkung eine Wandarbeit von Lee Bontecou. Zwischen 2017 und 2024 wurden von Susanne Gaensheimer mehr als 100 Werke und Werkgruppen von Künstlerinnen für die Sammlung erworben, darunter kunsthistorische Schlüsselwerke von Etel Adnan, Sonia Delaunay, Noa Eshkol, Helen Frankenthaler, Simone Fattal, Isa Genzken, Carmen Herrera, Alice Neel, Henrike Naumann, Lygia Pape, Charlotte Posenenske, Anne Truitt und Marianne Werefkin. Im selben Zeitraum wurde die öffentliche Sammlung um mehr als 65 Werke von nicht-westlichen Künstlerinnen erweitert, darunter bedeutende Werke von Arpita Akhanda, Rasheed Araeen, Kader Attia, Anna Boghiguian, Martha Boto, Park Seo-Bo, Cao Fei, Isaac Julien, Fouad Kamel, Senzeni Marasela, Mayo, Zanele Muholi, Raqs Media Collective, Dayanita Singh, Hassan El-Telmissani, Wang Tuo, Ai Weiwei und Akram Zaatari.
Visionen von morgen. Reflektionen über gestern
Durch das ganze 20. Jahrhundert hinweg reagierten Künstlerinnen auf die radikalen Umbrüche und Krisen ihrer Zeit. Ihre Ideen begleiteten den Aufbruch in eine von Technologien beherrschte Welt. Erfindungen wie das Röntgenbild, Radioaktivität, Raumfahrt, Fernsehen, Computer und Internet und die damit einhergehenden Veränderungen lösten neben Zukunftsvisionen auch Ängste aus. Aber nicht nur die technologischen Innovationen beeinflussten das Leben: Zugleich tobten immer wieder Kriege in unterschiedlichen Regionen der Welt. Viele Künstlerinnen mussten fliehen und an anderen Orten ein neues Zuhause finden. In Hinblick auf die Veränderungen des 20. Jahrhunderts war auch die Kunst herausgefordert, ihre Bedeutung und Rolle immer wieder neu zu bestimmen. Die bahnbrechenden Bilder der Sammlung spiegeln die Visionen und Innovationen, die Krisen und Zerstörungen, die Befreiungsschläge und Schmerzen, und damit den Aufbruch in die moderne Welt des 20. Jahrhunderts.
Der Rundgang durch die Sammlung folgt einer losen chronologischen Struktur. Er verwebt thematische Räume mit generationsübergreifenden Dialogen. Zwei der Räume wurden von der Künstlerinnen Anys Reimann (1965, lebt in Düsseldorf) und Peter Uka (1975, lebt in Köln) gestaltet. Mit unterschiedlichen Schwerpunkten spürt der Rundgang unter anderem der Gründungsgeschichte der Kunstsammlung mit ihrer einzigartigen Sammlung nach.
Was waren die Voraussetzungen für den Aufbruch in die Moderne in Europa, Lateinamerika und Nordafrika? Und welche Bedeutung kam der kosmopolitischen Stadt Paris für die Entstehung der Avantgarde zu? Die Themen sind so gewählt, dass sie einflussreiche Verbindungen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart offenlegen. Sie zeigen eine Geschichte der modernen Kunst, die von Brüchen, Wiederholungen und Kontinuitäten geprägte weltweite Transformation erzählt, die sich nicht geradlinig, sondern in Schleifen vollzogen hat. So werden die historischen Werke zum einen eingebettet in ihren Entstehungskontext, zum anderen werden sie so präsentiert, dass sie aus unterschiedlichen Perspektiven der Gegenwart neu betrachtet werden können.
Stiftung Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen
Grabbeplatz 5
40213 Düsseldorf
+49 (0) 211 83 81 730
www.kunstsammlung.de
Bild: Big Torn Campbell’s Soup Can (Black Bean) / Große zerrissene Campbell’s Suppendose (Schwarze Bohnen), 1962. © The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc./Artists Rights Society (ARS), New York 2021
Foto: Walter Klein, Düsseldorf
RAUS INS MUSEUM! REIN IN DEINE SAMMLUNG
... so der Slogan der Kunstsammlung Nordrhein Westfalen, K20
Veröffentlicht am: 20.07.2024
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