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Vernarbt und zugenäht

Narben erfolgreich den Kampf ansagen

Kein Körper bleibt für immer frei von Narben. Ob als Folge von Schnittwunden, Hauterkrankungen oder Operationen – die Ursachen für die Entstehung der Wundmale sind vielfältig. Obwohl die Narbenbildung essentiell ist – schließlich schützt sie den Körper vor gefährlichen Wundinfektionen – wird sie nicht als lebensrettend, sondern als entstellend empfunden.

„Insbesondere Narben an gut sichtbaren Stellen werden von vielen Menschen immer noch als Makel wahrgenommen. Dies äußert sich nicht nur im realen Leben, sondern auch in der Fiktion. Während Helden in Romanen und Filmen oftmals ebenmäßige Haut aufweisen, sind die Gesichter von Bösewichten in vielen Fällen von Narben geprägt“, erklärt Dr. med. Joachim Graf von Finckenstein, plastischer und ästhetischer Chirurg und Leiter der Praxisklinik in den Seearkaden Starnberg. Auch die Wissenschaft entdeckte Nachteile für Narbenträger: Eine Studie von Anjan Chatterjee zeigt, dass Menschen weniger Hirnaktivität in Regionen für Empathie und Mitgefühl aufweisen, wenn sie Personen mit auffälligen Narben oder anderen Fehlstellungen im Gesicht ansehen. Kein Wunder also, dass viele Betroffene nach Wegen suchen, diese Makel verschwinden zu lassen. Doch welche Methoden helfen wirklich?

Richtige Pflege

Frische Narben verändern sich im Laufe der Zeit – etwa zwei Jahre kann es dauern, bis sie blass geworden sind und als komplett ausgeheilt gelten. Damit sie möglichst unauffällig ausfallen, sind die ersten sechs Monate allerdings besonders kritisch. „In dieser Zeit sollten Narben regelmäßig eingecremt und gut vor der Sonne geschützt werden, denn das neu entstandene Gewebe besitzt keine Melanozyten, die die Haut vor Schäden durch UV-Strahlung schützen. Infolgedessen kommt es ohne Sonnenschutz schneller zu Sonnenbrand und das Hautkrebsrisiko erhöht sich. Dauerhafte Verfärbungen der Narbe können in einigen Fällen ebenfalls auftreten“, erklärt Dr. von Finckenstein. Auch später sollte die Narbe sowie der restliche Körper immer gut mit Sonnencreme versorgt werden. Positiver Nebeneffekt: Der Sonnenschutz beugt ebenfalls der Hautalterung vor.

Individuelle Behandlung


Prinzipiell bleiben Narben ein Leben lang bestehen. Keine Spritze, keine Salbe und kein Laser kann sie vollkommen rückgängig machen. An einigen Körperstellen verheilen Narben allerdings unauffällig, während sie an anderen Stellen breit und dick werden. Außerdem vernarbt jeder Mensch unterschiedlich: Der eine diskret und der andere wulstig – entsprechend individuell fällt auch die Behandlung aus. „Bei der sogenannten Dermabrasion kommen beispielsweise kleine Diamantfräsen zum Einsatz, die die oberste Hautschicht sanft entfernen. Alternativ nutzen Experten für diesen Vorgang oftmals auch einen Wasserlaser, der das hervorstehende Narbengewebe mit einer Kombination aus gebündeltem Licht und beschleunigtem Wasser wieder abflachen lässt“, weiß Dr. von Finckenstein. Bei richtiger Anwendung kann auch Cortison wulstige Narben reduzieren. Wer wie viele ehemalige Akne-Betroffene hingegen unter eingesunkenen Narben leidet, kann diese durch Hyaluronsäure wieder aufpolstern lassen. Da der Körper den Stoff allerdings mit der Zeit abbaut, muss die Behandlung regelmäßig wiederholt werden. Eine zunehmend angewandte Alternative stellt Eigenfett dar, weil die Ergebnisse beständiger sind und ein Leben lang halten. Bei breiten Narben hilft oftmals nur noch ein chirurgischer Eingriff. Dabei wird die Narbe erneut geöffnet und die Hautpartien werden versetzt wieder zusammengenäht, sodass die Wunde unauffälliger verheilen kann.

Buchtipp

Warum sind Bösewichte in Büchern und Filmen oftmals vernarbt und entstellt, während die Helden jugendlich schön aussehen? Dies und viele weitere interessante Fakten rund um das Thema Schönheit verrät Dr. Joachim Graf von Finckenstein in seinem neuen Buch „Warum macht uns Schönheit so an?“ (Preis: 30,99 Euro, ISBN: 9783756209453).

 


Veröffentlicht am: 22.09.2022

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