
Wissenschaftlerinnen  und Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und vom  Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) haben im  Tiermodell beim Broken-Heart-Syndrom ─ medizinische Fachbezeichnung ist  das Takotsubo-Syndrom (TTS) ─ die schädigenden Auswirkungen von  Stresshormonen auf das Herz und die zugrundeliegenden Mechanismen  untersucht. 
Dabei haben sie einen Signalweg identifiziert, der  Entzündungen im Herzen fördert. Zwei immunsupprimierende Medikamente,  die diesen Signalweg hemmen, zeigten in Experimenten eine schützende  Wirkung auf die Herzen der Mäuse. Eine vom DZHK-geförderte klinische  Phase II Studie wurde genehmigt, um die Anwendung eines dieser  Medikamente für die Behandlung von TTS Patienten zu prüfen.
Das  sogenannte Broken-Heart-Syndrom ist ein medizinisches Phänomen und ein  ungelöstes Problem, das bei starker emotionaler Belastung wie Trauer und  Stress auftreten kann. Es verursacht ähnliche Symptome wie ein  Herzinfarkt, kann aber nicht wie ein Herzinfarkt behandelt werden, da  die Herzkranzgefäße nicht verschlossen sind. In wenigen Fällen verläuft  diese Erkrankung dennoch tödlich. Bei den Überlebenden gehen die  Organschädigungen nur scheinbar zurück, das Langzeitüberleben ist aus  noch nicht ausreichend erforschten Gründen in manchen Fällen  beeinträchtigt. Vor allem bei Frauen nach den Wechseljahren tritt die  Erkrankung häufiger auf. „Betroffene Männer haben allerdings oft einen  schwereren Verlauf als Frauen“, sagt Dr. Bastian Bruns, der Erstautor  der jetzt publizierten Arbeit. Die derzeitige Behandlung erfolgt  unterstützend, da es bisher keine evidenzbasierten Therapien gibt. „Wir  haben nun ein Modell entwickelt, das die Komplexität des menschlichen  TTS wiedergibt und uns ermöglicht die molekularen Grundlagen zu  erforschen und Behandlungsansätze zu prüfen,“ berichtet Professor Dr.  Johannes Backs, Leiter des Instituts für Experimentelle Kardiologie am  UKHD, Sprecher des Sonderforschungsbereichs 1550 „Molekulare  Schaltkreise von Herzerkrankungen“ und des DZHK Standorts  Heidelberg/Mannheim.
In Experimenten haben die  Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Auswirkung verschiedener  Mengen an Stresshormonen auf die Herzmuskelzellen untersucht. Eine hohe  Dosis des Stresshormons Adrenalin führte bei den Mäusen innerhalb von 30  Minuten zu einer Herzschwäche und dem Anstieg des Biomarkers Troponin,  der auf eine Schädigung des Herzmuskels hinweist. Bemerkenswert war,  dass bei weiblichen Mäusen dieselbe Dosis zu einer geringeren  Herzschädigung führte als bei den männlichen Mäusen.
Die  molekularen Analysen zeigten, dass die Stresshormone Entzündungswege  ankurbeln. Insbesondere die Calcineurin-abhängige Signalkaskade wird  aktiviert, was sich nachteilig auf die Herzfunktion auswirkt. Zwei  bereits zugelassene Medikamente können diesen spezifischen Signalweg  hemmen. In einer Reihe an Experimenten konnte das Forscher-Team zeigen,  dass diese beiden Immunsuppressiva die Herzen vor Schädigung schützen,  auch wenn die Tiere Stresshormonen ausgesetzt sind. Zudem konnte das  Überleben der betroffenen Mäuse verlängert werden.
Da der  Signalweg auch in menschlichen Herzmuskelzellen vorhanden ist, soll nun  eine vom DZHK geförderte klinische Studie prüfen, ob das Medikament  Cyclosporin A, das nach Organtransplantationen eingesetzt wird, sich für  die Behandlung von TTS eignet. Diese Studie wird von Dr. Bastian Bruns  und dem Direktor der Abteilung Kardiologie am UKHD, Prof. Norbert Frey,  geleitet. „Es zeigt sich hier wie hervorragend im DZHK experimentelle  Arbeiten zu wichtigen klinischen Studien führen können, wenn  Grundlagenwissenschaften eng mit klinischen Fragestellungen verknüpft  werden“, sagt Prof. Johannes Backs.
Originalpublikation:
Bruns,  B., Antoniou, M., Baier, I. et al. Calcineurin signaling promotes  takotsubo syndrome. Nat Cardiovasc Res 2, 645–655 (2023).  https://doi.org/10.1038/s44161-023-00296-w
Foto: Pixabay
Gebrochenes Herz heilbar?
Neuer Therapieansatz für das Broken-Heart-Syndrom
Veröffentlicht am: 21.07.2023
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