Erst sah es so aus, als würde alles viel harmloser ausgehen als von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach befürchtet: Statt wie kalkuliert um 0,1%-Punkte im Schnitt zu erhöhen verkündeten bereits Anfang Dezember die ersten großen Krankenkassen (unter anderem DAK und TK) stabile Beiträge. Ja, sogar Beitragssenkungen von bis zu 0,25 Prozentpunkten wurden angekündigt (BKK Faber-Castell & Partner).
Doch wie so oft kommt es dann noch anders – und zwar gewaltig! Denn in der zweiten Dezemberhälfte überschlugen sich geradezu die Meldungen von richtig starken Beitragserhöhungen. In den letzten 15 Jahren gab es keine Steigerungen in dieser Höhe und für so viele Beitragszahler, wie die Analysen des Onlineportals www.gesetzlichekrankenkassen.de zeigen.
Viele Beitragszahler müssen in 2024 deutlich mehr bezahlen, sparen ist aber möglich
Ab Januar 2024 gibt es in Deutschland 94 Gesetzliche Krankenkassen ohne die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau. Von diesen 94 Kassen haben
45 Krankenkassen ihre Beiträge erhöht
45 Krankenkassen ihren Beitrag unverändert gehalten
4 Krankenkassen ihre Beiträge sogar gesenkt
Was auf den ersten Blick gar nicht so dramatisch aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Problem für sehr viele Bundesbürger, denn die erhöhenden Kassen sind oft mitgliederstark:
Barmer (Nr. 2 am Markt mit über 7,1 Mio. Beitragszahlern):
+0,69 %-Punkte
AOK PLUS (Nr. 6 am Markt mit fast 2,8 Mio. Beitragszahlern):
+0,30 %-Punkte
IKK classic (Nr. 7 am Markt mit über 2,4 Mio. Beitragszahlern):
+0,10 %-Punkte
AOK Rheinland/Hamburg (Nr. 9 am Markt mit rund 2,25 Mio. Beitragszahlern): +0,40 %-Punkte
AOK Nordost (Nr. 11 am Markt mit fast 1,4 Mio. Beitragszahlern):
+0,80 %-Punkte
KKH (Nr. 12 am Markt mit fast 1,3 Mio. Beitragszahlern):
+0,48 %-Punkte
Knappschaft (Nr. 14 am Markt mit fast 1,2 Mio. Beitragszahlern):
+0,60 %-Punkte
Zur Einschätzung: Bei einem Arbeitnehmer mit einem Bruttoeinkommen von EUR 3.000 pro Monat bedeuten 0,1%-Punkte Steigerung einen Mehrbeitrag von EUR 1,50 monatlich. Eine Erhöhung von 0,80 Prozentpunkten sind somit EUR 144,- mehr Beitrag pro Jahr (EUR 12,- pro Monat). Bei Selbständigen ohne Arbeitgeberzuschuss sind es sogar 288 Euro mehr Belastung pro Jahr!
Den sogar mit Abstand höchsten Beitrag zahlt man nun bei der AOK Nordost mit 2,7% Zusatzbeitrag, den geringsten bei der betriebsbezogenen BKK Groz-Beckert mit 0,7% Zusatzbeitrag. Von den allen GKV-Versicherten offenstehenden Krankenkassen ist die BKK firmus mit nur 0,9% Zusatzbeitrag die günstigste Kasse.
Der durchschnittliche Zusatzbeitrag im Jahr 2024 beträgt laut Gesetzgeber 1,70%. Eine Graphik zur Entwicklung der durchschnittlichen Zusatzbeiträge befindet sich im Anhang.
Hier ist man ab Januar 2024 am günstigsten krankenversichert
bundesweit (also in allen Bundesländern für alle Personen) geöffnete Krankenkassen:
- BKK firmus mit 0,90% Zusatzbeitrag
- hkk Krankenkasse mit 0,98% Zusatzbeitrag
- Audi BKK mit 1,00% Zusatzbeitrag
regional (also nur in bestimmten Bundesländern für alle Personen) geöffnete Krankenkassen:
- BKK Herkules (nur für Bayern, Hessen, Niedersachsen) mit 1,09% Zusatzbeitrag
- BKK Faber-Castell & Partner (nur für Bayern) mit 1,35% Zusatzbeitrag
- BKK Public (nur für Hamburg, Niedersachsen, NRW) mit 1,20% Zusatzbeitrag
Somit sind derzeit keine regional tätigen Kassen günstiger als die preiswertesten bundesweit geöffneten Krankenkassen.
Hier wurde am stärksten erhöht
Die stärksten Beitragserhöhungen haben
- Die betriebsbezogene BKK Voralb HELLER*INDEX*LEUZE von bisher 0,5%. Zusatzbeitrag auf immer noch unterdurchschnittliche 1,4% (+0,9 Prozentpunkte)
- Die regional geöffnete AOK Nordost (nur für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern) von bisher 1,9% Zusatzbeitrag auf einen Rekordwert von 2,7% (+0,8 Prozentpunkte).
- Die betriebsbezogene BKK Groz Beckert, die seit September 2023 sogar ganz ohne Zusatzbeitrag auskam auf immer noch sehr günstige 0,7% (+0,7 Prozentpunkte)
- Die betriebsbezogene BKK Mahle von bisher 1,5% auf nunmehr 2,2% Zusatzbeitrag (+0.7 Prozentpunkte).
- Die bundesweit geöffnete BARMER von bisher 1,50% auf 2,19% Zusatzbeitrag (+0,69 Prozentpunkte).
Diese vier Kassen können ihren Beitrag sogar senken
Vier Krankenkassen ist es sogar möglich, ihre Beiträge ab Januar 2024 zu senken:
- Die regional geöffnete BKK Public (nur für Hamburg, Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen) von bisher 1,5% auf jetzt 1,2% Zusatzbeitrag (-0,3 Prozentpunkte).
- Die bundesweit für alle geöffnete Audi BKK von bisher 1,25% auf jetzt 1,00% Zusatzbeitrag (-0,25 Prozentpunkte).
- Die regional geöffnete BKK Faber Castell & Partner (nur für Bayern) von bisher 1,35% auf jetzt 1,10% Zusatzbeitrag (-0,25 Prozentpunkte).
- Die betriebsbezogene KARL MAYER BKK von hohen 2,5% auf jetzt noch immer deutlich überdurchschnittliche 2,3% Zusatzbeitrag (-2,2 Prozentpunkte).
Nur eine Fusion
Mit dem Ende des Jahres 2023 verschwindet nur eine einzige Krankenkasse durch Fusion: Die betriebsbezogene „BKK BPW Bergische Achsen KG“ geht in der regional geöffneten „BKK melitta hmr“ auf. Für die Mitglieder der bisherigen „BKK BPW Bergische Achsen KG“ wird es damit billiger: Sie zahlen künftig einen Zusatzbeitrag von 1,6% statt wie bisher von 1,8%.
Praxistipp: Was man bei einer Beitragserhöhung tun kann
Wer sich über die Beitragserhöhung seiner Krankenkasse ärgert hat die Möglichkeit, die Kasse zu wechseln. Das ist mit einer Frist von zwei vollen Monaten möglich – übrigens gilt diese Kündigungsfrist auch dann, wenn man wegen der Erhöhung sein Sonderkündigungsrecht geltend macht!
Allerdings sollte man dann nicht nur einen reinen Preisvergleich vornehmen, sondern sich auch über die gar nicht so geringen Leistungsunterschiede informieren. Genau passende freiwillige Mehrleistungen einer Krankenkasse sind ja auch ihr Geld wert. Eine komfortable und kostenfreie Suche nach der richtigen Gesetzlichen Krankenkasse mit vielen Leistungsdetails ist auf dem Onlineportal https://www.gesetzlichekrankenkassen.de möglich.
Foto: Pixabay
Gesetzliche Krankenkassen ...
... unerwartet starke Erhöhungen
Veröffentlicht am: 04.01.2024
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