Schön, es gibt den Klimawandel, die Ampel in Berlin, den Trump in den USA, es gibt Kriege und Hunger, auch die Angst vor Starkregen. Doch neben Liebe und Leben beschäftigt uns gerade vor allem ein Thema: Ferien. Viele waren schon weg, sind weg oder wollen weg.
Ich musste gestern warum auch immer an die Urlaube in meiner Kindheit denken. Die meisten waren toll, denn ich musste nicht oft in ein Ferienlager fahren. So ein organisierter Urlaub mit all den anderen doofen Kindern war eher ein Graus für mich. Das galt für sehr lange Zeit für alle organisierten Reisen, wie die von der DDR-Gewerkschaft organisierten Reisen, auch wenn die an die Ostsee führten. Ich war für solche Reisen einfach nicht gemacht.
Ich glaube gar nicht, dass das mit den Organisationsexperten – ja die gab es – zu tun, auch mit irgendwelchen Reisemängeln – die gab es auch – zu tun hatte. Ich glaube, mir fehlt das Massen-Gen. Ich bin ja ganz allein auf die Welt gekommen und wollte vielfach nichts anderes. Mit hunderten mich zum Sturm auf das Frühstücksbuffet zu treffen, einen Slalom zwischen Strandkörben und Sandburgen zu Wasser zu laufen, das geht mir bis heute ab. Ich will mich im Urlaub nicht drängeln, ich will mir nicht sagen lassen, wo ich gerade hinzugehen habe, was mich gerade zu interessieren hat.
Doch das Ungeliebteste an all den Ferien währen der Schulzeit waren die Lehrer, genauer die Deutschlehrer. Ich wusste nämlich ganz genau, was spätestes am zweiten Schultag anstand. Da verkündeten diese Lehrer, die eigentlich immer Lehrerinnen waren, dass sie ein tolle Idee hätten: Wir sollten doch alle einen Aufsatz mit dem Thema „Mein schönstes Ferienerlebnis“ schreiben. Von wegen Idee, dass mussten schon meine Eltern machen. Ich hoffe, dass heute die Lehrer ihren Schülern nicht so die Ferien versauen.
Ja, der Aufsatz! Die meisten schrieben etwas von Nachtwanderung oder ihrer Urkunde aus dem Ferienlager. Ich konnte damit wie gesagt nur zweimal dienen. Ich machte zumindest in den höheren Klassen die Lehrer neidisch. Ich schrieb ihnen von unserem Urlaub in der Hohen Tatra oder am Balaton, vom Urlaub auf unserer Yacht. In einem Aufsatz, es muss in der neunten Klasse gewesen sein, schrieb ich von unserem Urlaub auf dem FKK-Strand und schrieb ziemlich anzüglich über die gleichaltrigen Mädchen, die ja alle nackt ihren Urlaub verlebten. Schon damals vergas ich nicht zu erwähnen, dass man so im Urlaub keine Klamotten braucht.
Hm, wenn ich so will, begann damals schon meine schreibende Zeit, denn ich war erst viel später in der Hohen Tatra, am Balaton und die Yacht war eigentlich ein hölzernes Paddelboot. Ich musste ja irgendwie meinen unsozialistischen Urlaub kompensieren. Zumindest glaubten mir meine Lehrerinnen, selbst das mit den nackten Mädchen.
Schade, dass ich diese Aufsätze nicht mehr habe. Die Beste Frau der Welt käme vor Lachen nicht zum Frühstücken.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Daniel, Daniela, Stella, Julia
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Mein schönstes Ferienerlebnis
Meine Schülersorgen
Veröffentlicht am: 21.07.2024
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