Dacia, seit 25 Jahren in der Renault-Gruppe Spezialist für preiswerte Mobilität, gehört zu den Gewinnern unter den Automobilherstellern. Während die meisten Marken unter Absatzproblemen leiden, steigern die Rumänen für Jahr ihren Marktanteil und hat sich in den vergangenen Jahren vom Ruf des Billigherstellers verabschiedet. Nun geht Dacia noch einen Schritt weiter und tritt in wenigen Wochen bei der prestigeträchtigen Rallye Dakar an.
Vor allem bei den Privatkunden gehört Dacia zu den bevorzugten Marken und rangiert in diesem Segment unter den besten drei Herstellern. In diesem Jahr kratzt Dacia mit seinen vier Modellen zum ersten Mal an der Millionenmarke und wagt sich mit dem Bigster in das umkämpfte C-Segment. Im Jahr 2026 wird ein weiteres Modell – vermutlich als Golf-Konkurrent - in dieser automobilen Klasse folgen. Am 3. Januar wird Dacia zudem in Saudi-Arabien bei der 14-tägigen Rallye Dakar an den Start gehen und dort um den Gesamtsieg kämpfen. „Wir wollen nicht nur teilnehmen, sondern gewinnen“, heißt die selbstbewusste Devise des Teams, das bei seinem ersten Auftritt bei der Rallye Marokko einen Doppelsieg erreichte.
Für Dacia-Chef Denis Le Vot sind Dacia und die „Dakar“ ein Widerspruch – im Gegenteil. „Dacia und Dakar passen perfekt zusammen, denn dies ist nicht nur ein Test für die Robustheit von Dacia, sondern auch ein Beweis für unser Engagement für kohlenstoffarme Mobilität.“ Für die rasante Tour durch die saudische Wüste stellt der Erdölkonzern des Königreichs synthetische Kraftstoffe zur Verfügung.
„Wenn das Leben langweilig wird, riskiere es“, sagte sich Mitte der 1970er Jahre Thierry Sabine und startete zum ersten Mal die Rallye Paris-Dakar. Damals noch eine Abenteuerfahrt für gut betuchte Amateure, entdeckten bald Hersteller die Veranstaltung, und „die Dakar“ mutierte zu einer Materialschlacht in der Wüste. Nach einigen Umzügen ist die Rallye nun in Saudi-Arabien zu Hause, und am 3. Januar gehen die Teams an den Start. Mit dabei sind drei Dacia Sandrider, die vom neunfachen Rallye-Weltmeister Sébastian Loeb, dem zweimaligen Rallye-Raid-Weltmeister und fünffachen Dakar-Sieger Nasser A-Attiyah sowie der Spanierin Cristina Gutierrez-Herero gesteuert werden. Die 32-jährige Rallyepilotin gehört abseits der befestigten Straßen zu den führenden Fahrerinnen und hat bereits achtmal an der „Dakar“ teilgenommen. Im Jahr 2021 siegte sie in der Kategorie T3 im Rallye-Rad World Cup, zu dem auch die „Dakar“ gehört.
„Mitte 2023 hat Denis Le Vot beschlossen, an der Rallye-Raid Weltmeisterschaft teilzunehmen“, erklärt Francois Aupierre, bei Dacia Marketingdirektor für den Einsatz in Saudi-Arabien. Wenig später klingelte bei Cristina Gutierrez-Herrero das Telefon, und der Alpine-Motorsportchef fragte die Spanierin, ob sie Teil des Werksteams werden wollte. „Für mich wurde in diesem Moment ein Traum wahr“, erinnert sich die Pilotin. „Unser Programm läuft aktuell bis März 2027. Wir werden also mindestens an drei Dakar-Rallyes teilnehmen“, blickt Aupierre in die Zukunft.
Der Arbeitsplatz der Spanierin ist alles andere als angenehm. Die Enge, die Hitze, der Lärm und als Zugabe ein Fahrwerk, bei dem der Begriff Komfort nicht im Lastenheft stand und das jede Unebenheit – und davon gibt es in der Wüste viele – ungefiltert an die beiden Insassen weitergibt, wollen jeden Tag mindestens acht Stunden ertragen werden. Hinzu kommt die Ungewissheit, ob das Team auf dem richtigen Weg ist, denn die Parameter der Etappe werden erst kurz vor dem Start an die Teams verteilt. Und dennoch lieben die Akteure diese Strapazen. „Es ist dieser spezielle Spirit, die Härte gegen deinen Körper und die Suche nach deinen Grenzen. Es ist ein Abenteuer und das härteste Rennen der Welt. Einmal im Leben willst du unbedingt dabei sein,“ beschreibt Cristina Gutirerrez-Herrero den Reiz, diese Anstrengungen anzunehmen.
Das Sportgerät für die Teams wurde von Dacia entwickelt, wobei Renaults Motorsportabteilung Alpine und der Rennspezialist Prodrive das Unternehmen unterstützten. Bei der Suche nach dem Antrieb durchsuchten die Dacia-Entwickler das Regal der Renault-Nissan-Allianz und fanden dort einen Drei-Liter-Sechszylinder, der im bürgerlichen Einsatz den Nissan 370 Z antreibt und nach der Anpassung für das neue Einsatzgebiet im Dacia Sandrider 360 PS leistet. Bei 4250 Umdrehungen steht das maximale Drehmoment von 539 Newtonmetern bereit. Diese freundliche Zusammenarbeit verkürzte die Entwicklungszeit ganz entscheidend. „Deshalb“, so Aupierre, „haben wir uns für diesen Weg entschieden. Wir haben in Marokko gezeigt, dass wir mit unserem neuen Wagen wettbewerbsfähig sind.“
Um Gewicht zu sparen, wurden zahlreiche Karosserieteile aus Karbon gefertigt, und außerdem wurde bei der Gewichtsverteilung die Vorderachse bevorzugt, um eine bessere Traktion zu erreichen. Dank der kurzen und tief heruntergezogenen Motorhaube haben die Piloten eine gute Sicht, und die blendfreie Lackierung des oberen Teils des Armaturenbretts optimiert die optische Datenübertragung. Die bessere Sicht hilft zwar bei der Orientierung, doch die Landschaft nehmen die Piloten kaum zur Kenntnis. „Wenn ich in der Nacht zur Ruhe gekommen bin und in den Sternenhimmel blicke, tanke ich die Energie für den nächsten Tag“, erklärt Cristina Gutierrez-Herrero. (aum)
Fotos: Dacia via Autoren-Union Mobilität
Dacia schickt den Sandrider in die Wüste
... zur Rallye Dakar
Veröffentlicht am: 19.11.2024
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