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Der Teflon-Manager

Wie Musk blutrote Bilanzen weglächelt

(Harald Kaiser, Auto-Medienportal.Net) Irgendwie scheint es klar zu sein. Fast immer, wenn der Verkündungstermin der Quartals-, Halbjahres- oder Jahresergebnisse näher rückt, dann scheint es dem Mann mit der schillernden Aura im unmittelbaren Vorfeld des Zahlenwerkes vor allem darum zu gehen, genau davon abzulenken, weil er weiß, dass die Kassenlage mal wieder alles andere als rosig ist.

Wie das geht, weiß er genau, denn er gibt nicht nur den weltweiten Finanzmedien mit verheißungsvollen Rendite- oder Stückzahl-Versprechen jedes Mal Zucker, sondern er versteht es auch brillant, sich mit anderen Verkündigungen als dem notorisch schlechten Geschäftsergebnis feiern oder gar vergöttern zu lassen.

Genau, es geht um Elon Musk, den Tesla-Chef, der eine genial funktionierende Ablenkungsmaschine betreibt. Denn Musk weiß, dass er seinen getreuen Anhängern jenseits der traurigen Zahlen etwas bieten muss, will er von seiner Fan-Gemeinde weiter angebetet werden. Die PR-Maschine wird, so scheint es, immer dann angeworfen, wenn Musk die tiefroten Zahlen bereits kennt und nach einer Art öffentlicher Schminke dafür sucht, die dafür sorgt, dass nur er glänzt. Ein paar Beispiele aus dem Juli 2019 dafür, wie das funktioniert.

Gehirnverdrahtung

Der Medienrummel war groß, als Elon Musk mit seinem Unternehmen Neuralink eine neuartige Form der Mensch-Maschine-Schnittstelle ankündigte. Der Tesla- und SpaceX-Gründer will demnach flexible Elektroden per Roboter minimal-invasiv ins menschliche Gehirn einbringen und mit einem Computer verknüpfen. Die hauchdünnen Fäden sollen angeblich die Aktivität von 1000 Nervenzellen gleichzeitig aufzeichnen und diese in Zukunft auch gezielt ansteuern können.

Ulrich Dirnagl, Direktor der Abteilung Experimentelle Neurologie der Charité Berlin, kommt zwar zu dem Schluss, dass es sich bei dem Vorhaben vor allem um einen wenig seriösen „Werbeprospekt der Firma Neuralink“ handelt. Doch die Wirkung des Ablenkungsmanövers war dennoch entsprechend: Musk ist wieder in die Offensive gegangen, war in den positiven Schlagzeilen, konnte sich als umtriebiger Ideengeber darstellen und bleibt damit weiter der Popstar seiner Fan-Gemeinde. Geschäftszahlen? Spielen noch keine Rolle.

Raketentechnik

Der Tesla Roadster, der laut Prospekt in 2,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen soll, wird sich wohl verzögern. Aber genau. weil das so ist, legt Musk wieder einmal den Riemen auf die bewährte PR-Orgel und heizt das Interesse an dem Elektro-Sportwagen auf spezielle Weise an. Der Wagen soll nämlich möglicherweise eine Art Schwebetechnik implantiert bekommen, die aus Musks Raumfahrt-Fabrik SpaceX stammt. Auf Nachfrage des US-Blogs Electrek erklärte Musk, Ende nächsten Jahres könnte es einen Schwebe-Test geben. Dazu sollen Düsen dienen, aus denen komprimierte Luft in die Umgebung geschossen wird. Je nach Ausrichtung könnten diese für mehr Beschleunigung, bessere Haftung in Kurven, schnelleres Bremsen oder eben offenbar auch für ein Schweben des Roadsters sorgen. Was das soll, bleibt allerdings sein Geheimnis.

Ursprünglich war der neue Roadster, der laut Musk „vernichtend“ viel besser werden soll als jedes konventionelle Auto, für das Jahr 2020 angekündigt. Nach neueren Aussagen sollen jetzt aber zunächst andere Fahrzeuge mit mehr Massen-Potenzial wie das Model Y, der Pickup und der Sattelschlepper Semi (Massen-Potenzial?) auf den Markt gebracht werden. Möglicher neuer Starttermin des Roadsters: 2021. Die Wirkung des Ablenkungsmanövers: Die Medien waren dankbar für neuen Stoff von und über den scheinbaren Magier Musk, womit der sich den Anstrich eines Techno-Daniel-Düsentriebs geben konnte, der alles zu können scheint. Geschäftszahlen? Danach hat bei der PR-Nummer keiner gefragt.

Persönliche Kundenbetreuung

Elon Musk war angeblich stinkig, weil das Zulassungsprocedere seiner Autos in Hamburg offenbar eher schleppend als zügig verlief. Die „Welt“ berichtete, dass Tesla-Kunden sich darüber geärgert hätten, dass die Zulassung ihrer neugekauften Elektroautos bei der örtlichen Zulassungsbehörde in der Hansestadt nur langsam bearbeitet werden würde. Eigentlich nicht Musks Zuständigkeitsgebiet. Eigentlich. Aber Musk wäre nicht Musk, wenn er keine Idee gehabt hätte, wie aus der Gemengelage PR-Kapital zu schlagen gewesen wäre. Also rief Musk den Ersten Bürgermeister Hamburgs an, Peter Tschentscher, um sich persönlich im Namen der Kunden zu beschweren. Angeblich. Über den Verlauf des Gesprächs ist jedoch nichts bekannt geworden.

Weil Musk es jedoch wie immer verstanden hat, die Aktion den Medien zukommen zu lassen, stellte sich die beabsichtigte Wirkung des Ablenkungsmanövers auch ein: Musk konnte sich den Anstrich des volksnahen Bosses geben, der die Klagen seiner Käufer ernst nahm und etwas tat für seine Kundschaft. Geschäftszahlen? Die waren noch kein Thema.

Aber dann, am 24. Juli mussten die Zahlen für Teslas 2. Quartal 2019 veröffentlicht werden: Hohe Kosten für Produktion und Auslieferung des Hoffnungsträgers Model 3 haben Tesla im zweiten Quartal 2019 erneut tief in die roten Zahlen gebracht. Zwar drückte Tesla den Verlust im Jahresvergleich von 717,5 auf 408,3 Millionen US-Dollar, umgerechnet etwa 366,5 Millionen Euro. Doch damit wurden die Erwartungen der Wall-Street-Analysten trotzdem weit verfehlt.

Ist Multi-Unternehmer Musk angesichts dieser Bilanz ein Blender? Kann man so sehen. Seine nicht wenigen Fans lassen sich von den Miesen gleichwohl nicht beirren: Für sie ist er auf ewig ein Held. Man stelle sich jedoch vor, was in Deutschland los wäre, würden Mercedes, BMW oder Volkswagen fast ein Jahrzehnt lang nur blutrote Zahlen präsentieren. Da würden nicht nur die Gewerkschaften auf die Barrikaden gehen, weil Jobs massenweise gestrichen würden. Auch keiner der Konzernchefs hätte mehr als zwei Jahre überlebt. Aber an Elon Musk, dem Popstar der internationalen Autoszene, perlen die Katastrophenbilanzen nicht nur ab. Er scheint vielmehr eine Teflon-Rüstung zu tragen, an der nichts Schlechtes haften bleibt.

Dennoch ist seine Leistung unbestritten, nicht nur eine beachtliche Palette von Elektroautos auf den Markt gebracht zu haben. Dem auf diese Weise entstandenen Druck ist es im Wesentlichen auch zu verdanken, dass sich die internationalen Auto-Großkonzerne inzwischen dadurch gezwungen sehen, ihrerseits auf den Kurs der Elektromobilität einzuschwenken.

Wirtschaftlich ziemlich mau aufgestellt ist der Konzern Tesla trotzdem. So hat er nach einem Bericht der Webseite „finanzen100.de“ von Anfang März fast zehn Milliarden Dollar Schulden und seit dem Börsengang 2010 nach Darstellung von „focus.de“ aus dem Mai rund acht Milliarden US-Dollar über Kapitalerhöhungen und Wandelanleihen eingenommen, die in ein paar Jahren mit saftigen Zinsen zurückgezahlt werden müssen.

Mal für Mal schmierte Musk dem Kapitalmarkt dabei mit baldigen Rendite-, Produktions- und Absatzaussichten Honig ums Maul, um Milliarden an Dollar kassieren zu können, damit Teslas nach wie vor defizitärer Betrieb aufrechterhalten werden konnte. Man möchte fast wetten, dass der talentierte Showman Musk spätestens in einem Vierteljahr wieder seine Nebelwerfer-Batterie in Stellung bringen wird, um dann mit ein paar Schuss von den vermutlich erneut grauenvollen Zahlen ablenken zu können.

Auf ewig blutrot?
Tesla-Umsätze und Verluste (Angaben in Millionen Dollar)

Umsatz Ergebnis nach Steuern
2010 116,7 -154,3
2011 204,2 -254,4
2012 413,32 -396,2
2013 2014 -74,0
2014 3198 -294,0
2015 4046 -888,7
2016 7000 -674,9
2017 11 758 -1961
2018 21 461 -975,1

Quellen: finanzen.net, ariva.de
Foto: Auto-Medienportal.Net/Tesla

 


Veröffentlicht am: 04.08.2019

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