(Helmut Harff / Chefredakteur) Ich war in den vergangenen Tagen ungeheuer aktiv. Ich habe mich bei diversen Frauenchören beworben. Ich wollte Mitglied in der Stillgruppe in unsere Gemeinde werden. Zeitgleich habe ich mich für den Frauenkreis angemeldet.
Ich bemühte mich auch um die Mitgliedschaft in anderen Frauenvereinigungen, sogar bei einem Verein, der sich um die Betreuung von Frauen mit Migrationshintergrund kümmert, bat ich um einen informativen Termin. Ich wollte Mitglied in der Frauen-Union, der Frauenorganisation der CDU und in der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen werden.
Warum ich das tat? Weil gerade wieder einmal unterbeschäftigte Gutmenschen, die sich Politiker nennen, auf die tolle Idee kommen, dass Vereine, die ob ihrer Satzung, ob ihrer Geschichte, ihre Betätigung oder aus sonstigen Gründen allein Männer als Mitglieder akzeptieren, die Gemeinnützigkeit zu entziehen. Das erinnert mich an Machthaber im Osten Europas oder den Blondschopf aus den USA. Wer nicht macht, was Frau, was Gutmensch will, dem dreht man mal so den Geldhahn zu.
Wer so eine Idee hat, sollte in einem demokratischen Staat aus meiner Sicht zumindest kein politisches Amt bekleiden. Worin liegt der oberflächliche und vor allem der tiefere Sinn, dass in einer Gesellschaft alle überall Mitglied sein können? Warum soll in jedem Verein, in jeder Vereinigung unbedingt Männer Mitglieder sein müssen, wenn sich die explizit an Frauen wenden, wenn dort Frauen unter sich sein sollen oder wollen? Die Frage kann man selbstverständlich auch umgekehrt stellen.
Was passiert mit einer Gesellschaft, die alles gleich macht - sie wird gleich gemacht. Wer das wollte, der sollte bedauern, dass die BRD nicht der Verfassung der DDR beigetreten ist. Dann hätte man übrigens das Problem mit den Steuervergünstigungen nicht - die gab es schlicht in der DDR nicht.
Nun sollen also alle, die ihre Gemeinnützigkeit behalten wollen, auch Frauen in ihre Vereine aufnehmen. Ich hoffe, dass die, die so etwas vorschlagen, das auch umgekehrt meinen. Eigentlich hoffe ich, dass diesen Wirrköpfen viele Leute sagen, was für einen Unsinn sie da fordern. Doch in unser heutigen Gesellschaft befürchte ich eher, dass die Forderungen noch weiter gehen werden. Schließlich kann man ja auch noch die Öffnung für Kinder - beispielsweise für die anonymen Alkoholiker - fordern.
Nein, Spaß beiseite. Wer solche Vorschläge macht, hat wahrscheinlich schon alles versucht, mal in die Medien zu kommen, mal im Mittelpunkt zu stehen. Anders kann ich mir nicht erklären, wie man auf die Idee kommen kann, dass demnächst alle nicht für jedes Geschlecht zugängliche Vereine eben keine e.V. mehr sein dürfen.
Solche Vereine sind ja nicht verboten, müssen nur niemanden irgend eine Satzung präsentieren, müssen niemandem Rechenschaft ablegen, können sich - so lange sie sich annähernd gesetzestreu geben - ziemlich frei bewegen. Haben das die Gutmenschen auch bedacht?
Noch mal zu meinen Bemühungen: Von den meisten habe ich bisher keine Antwort erhalten.
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