(Helmut Harff / Chefredakteur) "Was deutsch und echt, wüßt keiner mehr, lebt's nicht in deutscher Meister Ehr!" Diesen Satz lässt Richard Wagner in seiner Oper "Die Meistersinger von Nürnberg" den Schustermeister Hans Sachs singen.
Dieser Satz ist wie viele andere von den Nazis für ihre Zwecke missbraucht worden. Doch deshalb ist er nicht weniger wahr.
Noch besser gefällt mir der erste Satz dieser Sachs-Ansprache. Der lautet: "Verachtet mir die Meister nicht und ehrt mir ihre Kunst! Was ihnen hoch zum Lobe spricht, fiel reichlich Euch zur Gunst". Nun geht es in der Oper eigentlich nicht um die Handwerkskunst, es geht vielmehr um ein Wettsingen der Nürnberger Meister. Der Preis ist Eva, die einzige Tochter des Goldschmiedemeisters Pogner. Die liebt den verarmten letzten Sproß eines alten Adelsgeschlechts - Walther von Stolzing. Will der nun Eva freien, so muss er am Meistersingen erst einmal teilnehmen dürfen und dann dies auch noch gewinnen.
Ja, ja zur Zeit der Reformation, in der die Oper spielt, herrschten noch andere Sitten. Das mit den Handwerkern schien aber schon vor 500 Jahren nicht einfach gewesen zu sein. All das ging mir in den vergangenen Tagen durch den Kopf, denn bei mir geben sich gerade Elektriker, Fliesenleger und Maler die Klinke in die Hand. Die singen Gott sei Dank nicht und ich muss mir auch keine Tochter als Preis besorgen. Eine eigene, die sich dafür hergeben würde, habe ich nämlich nicht.
So gesehen sind heute die Preise für Handwerker noch überschaubarer, wenn auch verdammt hoch. Doch wie heißt das noch bei Wagner: "Verachtet mir die Meister nicht und ehrt mir ihre Kunst!". Nun, ich habe Meister ihres Faches gefunden. Das ist heutzutage alles andere als selbstverständlich, vor allem, wenn es nicht um die Tochter des Goldschmiedes, sondern nur um die Umgestaltung eines Zimmers geht.
Da kommt man hier in der Lausitz schnell auf die Idee, billigere Handwerker aus Polen oder ohne Rechnung arbeitende Menschen zu beauftragen. Das kann gut gehen. Doch mit den polnischen Handwerkern kann ich mich nicht wirklich verständigen und ob die Schwarzarbeiter nicht so arbeiten, dass ich mich anschließend nicht schwarz ärgere, weiß ich eben auch erst, wenn sie längst weg sind - und das Geld auch.
Wenn ich aber Handwerker mit den Arbeiten betreue, die fest angestellt oder ihre eigenen Chefs sind, so kann ich mit denen alles genau besprechen, mit ihrer Meister Ehr rechnen. Im schlimmsten Fall treffen wir uns vor einer Schlichtungsstelle oder Gericht. Doch ich bin mir ziemlich sicher, dass "meine" Handwerker sich ihrer Meister Ehr sehr bewusst sind und die hoch halten.
Sicher, das hat seinen Preis und es geht vielleicht auch nicht so schnell wie bei anderen. Doch wie heißt das so schön: Qualität hat ihren Preis. Bei Handwerkern gilt wie auch sonst im Leben: Wer billig kauft, kauft doppelt. Deshalb nochmal die Aufforderung von Richard Wagner: "Verachtet mir die Meister nicht und ehrt mir ihre Kunst! Was ihnen hoch zum Lobe spricht, fiel reichlich Euch zur Gunst".
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