Heute ist also einer der sogenannten stillen Tage, heute ist Volkstrauertag. Ehrlich, ich habe diese Tag nicht auf dem Schirm. Irgendwie wundere ich mich immer, wenn ich an einem Sonntag im November im Radio vom Volkstrauertag höre.
Ich frage mich dann immer, um wen an diesen Tag das Volk – das sind also wir Deutsche – da trauern sollen? Um die toten Soldaten? Schließlich soll der seit 1952 zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangene Tag an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltbereitschaft und Gewaltherrschaft aller Nationen erinnern. Gut, damit kann ich leben, wenn man sich am Volkstrauertag nicht nur der eigenen sinnlosen Kriegstoten erinnert, sondern auch an die, die einst der Feind waren. Erinnert man an diesem Tag auch an die Toten derjenigen, die auch noch heute mehr Feind als Freund sind?
Hier und da kann ich mir auch das vorstellen, doch ob man sich in den USA oder in Nordkorea zumindest mit Respekt an die jeweils anderen Kriegstoten erinnert? Na, das wäre auch etwas viel verlangt. Ob das in Europa allerdings mit dem Gedenken so selbstverständlich, mit dem gegenseitigen Verbeugen vor den Kriegstoten ist? Ich habe da meine Zweifel.
In sofern war es 1919 eine gute Idee des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge einen Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs vorzuschlagen. Vom Verbeugen vor den Gräbern der Gegner war damals augenscheinlich noch nicht die Rede. Es gibt eben doch Dinge, die sich mit der Zeit zum Besseren wenden.
Mich erinnert dieser Tag auch daran, wie ein Angehöriger von mir freiwillig zur Verteidigung der Demokratie an den Hindukusch, sprich nach Afghanistan flog. Damals vermied man das Wort Kriegseinsatz noch wie der Teufel das Weihwasser. Doch geschossen und gestorben wurde auch auf deutscher Seite. Der Tod – auch der Begriff „Heldentod“ kam nicht vor – trat in einer nicht mehr bekannten Form in unser Leben. Wir Angehörigen wurden beispielsweise darüber informiert, dass die Todesnachrichten erst persönlich überbracht werden, bevor entsprechende Informationen an die Medien gegeben werden.
Ich überlegte damals, was ich machen würden, wenn mein Angehöriger in einem Zinksarg zurück kommt und es dann zu einem sogenannten Ehrenbegräbnis (hieß das wirklich so?) kommt. Ich wäre da nicht hin gegangen, ich hätte das Betroffenheitsgetue nicht ertragen – vor allem das von denen, die so einen Kriegseinsatz ohne einen wirklichen Grund abgesegnet hatten. Wäre ich hin gegangen – was Gott sei Dank nicht notwendig war – wäre Kanzlerin Merkel die zweite Bundeskanzlerin gewesen, die öffentlich geohrfeigt worden wäre.
Wenn der heutige stille Tag, der „Volkstrauertag“ einen Sinn haben soll, so kann das nur der sein, dass niemals mehr ein Mensch die Nachricht bekommt, dass ein Angehöriger Opfer einer kriegerischen Aktion geworden ist. Doch das, was für uns in Teilen Europas fast selbstverständlich geworden ist, ist in den meisten Teilen der Welt nur ein frommer Wunsch.
Würden endlich überall die Schwerter zu Pflugscharen umgeschmiedet, so wäre damit auch für das Weltklima viel mehr getan als alle lächerlichen Maßnahmen, die es hierzulande zu gibt.
Halten wir kurz inne, bevor wir uns über die Frühstücksbrötchen her machen.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Ein stiller Tag
... der Volkstrauertag
Veröffentlicht am: 17.11.2019
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