Schon Wilhelm Busch hat es gewusst: „Musik wird oft nicht schön gefunden, weil stets mit Geräusch verbunden“. Das werden wohl viele unterschreiben, deren Nachbarn gern, laut und vielleicht nicht immer richtig selber Musik machen. Da ist schon mal Ärger vorprogrammiert.
Doch vor allem denen, die selber gern Musik machen sei heute gesagt, dass sie unter dem Schutz der heiligen Cäcilia von Rom stehen. Die Frau, die um 200 n. Chr. in Rom geboren und um 230 dort auch starb, ist die Schutzheilige der Kirchenmusik. Deren Gedenk- und Namenstag ist – Sie ahnen es – der 22. November. Diesen Tag wählte dann auch Dagmar Sikorski, einst Präsidentin des Deutschen Musikverleger-Verbands e. V. (DMV), um 1932 den „Tag der Hausmusik“ ins Leben zu rufen.
Es dauerte dann bis 1954, bevor auch die katholische Kirche den Cäcilientag zum Tag der (Haus-)Musik erklärte. So gesehen kann man Wilhelm Busch gar keinen Vorwurf machen, denn er konnte ja nicht wissen, dass Hausmusik so etwas wie eine heilige Handlung ist.
Ob das vor Jahrzehnten mein Vater wusste? Der holte immer so Ende November seine Blockflöten – er hatte mehrere – raus und übte Weihnachtslieder. Wir hatten dann immer in einem anderen Teil der Wohnung zu tun oder mussten dringend weg. Zur Ehrenrettung meines alten Herren muss ich sagen, dass er die Zeit bis Weihnachten so nutzte, dass er dann nahezu fehlerfrei einige Weihnachtsieder spielen konnte.
Dann liebte ich diese Art Hausmusik, vor allem, wenn er zu seiner Bass-Blockflöte griff. Das größere Instrument schien am geeignetsten für seine Handwerkerhände.
Eigentlich ist schade, das er mich ausgerechnet mit diesen Hobby nicht infiziert hat. Ich habe nämlich noch nie freiwillig ein Instrument in die Hand genommen. Das, obwohl ich bis heute eine Partitur lesen kann. Ich bedauere das um so mehr, als es ganz sicher etwas sehr schönes ist, wenn man zumindest in der Lage ist, Musik selber zu machen. Man weiß ja, dass der Mann am Klavier Glück bei den Frauen hat. Wobei, das mit der Besten Frau der Welt hat ja auch ohne Klavier geklappt – oder gerade wegen dessen Abwesenheit.
Früher habe ich auch all die beneidet, die am Lagerfeuer oder sonst wo ihre Gitarre auspackten und mit ihren drei Griffen angaben. Irgendwann bemerkte ich aber, dass die von den Mädels angehimmelt wurden, aber schlussendlich allein blieben. Gitarre spielen und gleichzeitig kuscheln und rumknutschen, das passt nun mal nicht zusammen.
Und doch, ich finde es toll, wenn Menschen ein Instrument spielen, selbst wenn es Trompete ist und der Mann über mir wohnt, wie ich es auch schon erleben durfte. Manchmal spielte er bei uns auf dem Hof und es passierte, dass plötzlich 20, 30 Menschen da standen. Es kam sogar vor, dass andere ihre Instrumente holten und es zu einem richtigen Hofkonzert kam.
Es ist wirklich schade, dass ich das nie mehr so erleben konnte. Ob das daran liegt, dass sich die nicht so musisch angehauchten Nachbarn gleich nach dem Motto von Wilhelm Busch beschweren, es Abmahnungen vom Vermieter und Verbote von den Gerichten hagelt? Oder ist Hausmusik gar nicht ausgestorben? Ich bekomme nur davon höchstens etwas mit, wenn ich irgendwo in den Alpen unterwegs bin.
Ich bin deshalb auch ein großer Fan von sogenannten Wohnzimmerkonzerten. Da kommen ja die Musiker in die eigene Wohnung, in die man sich dazu gern noch einige Gäste einlädt. Ob es solche Musiker, solche Wohnzimmerkonzerte auch hier in der Lausitz gibt? Über Hinweise würde ich mich freuen.
Dann könnte man ein leckeres Frühstück mit schöner Musik versüßen. Bis dahin muss die Musik aus der Konserve reichen. Schade am Tag der Cäcilia von Rom.
Ihnen wünsche ich ein genussvolles Frühstück.
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Rumtata tirallala
Komm, wir machen Musik …
Veröffentlicht am: 22.11.2019
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