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Opel ist deutsch und wird global

Interview Opel-Chef Lohscheller

Seit etwa zweieinhalb Jahren gehört die deutsche Traditionsmarke Opel zur französischen Groupe PSA. Das Unternehmen schrieb unter General Motors rote Zahlen, und zahlreiche Beobachter waren sich schnell in ihrem Urteil einig, dass die Marke nun „französisch“ werden würde.

Doch es kam anders. „Opel ist deutsch und wird global“, erklärt Opel-Chef Michael Lohscheller im Gespräch mit Auto-Medienportal.Net-Autor Walther Wuttke. Das Unternehmen, das 18 Jahre lang nur Verluste einfuhr, hat sich zu einer profitablen Marke gewandelt. Im vergangenen Jahr standen fast 860 Millionen Euro operativer Gewinn zu Buche und im ersten Halbjahr 2019 schon rund 700 Millionen Euro.

Wie läuft die Zusammenarbeit in der Groupe PSA nach fast zweieinhalb Jahren?
Lohscheller:
Die Zusammenarbeit läuft ausgezeichnet. Das spiegeln auch die Ergebnisse wider. Opel hat schwere finanzielle Zeiten hinter sich, und seitdem wir Teil der Groupe PSA sind, schreiben wir sehr gute Gewinne. Wir hatten von 1999 bis 2017 eine negative Umsatzrendite und lagen im vergangenen Jahr bei plus 4,7 Prozent, mit dem gesamten PSA-Konzern sogar über acht Prozent. Das sind sehr beeindruckende Zahlen. Außerdem haben wir auch große Freiräume. Der neue Corsa zum Beispiel ist ein Opel, wie es sich unsere Kleinwagen-Kunden vorstellen. Er fährt sich wie ein Opel und fühlt sich auch wie ein Opel an. Wir nutzen natürlich die Konzernplattformen und entwickeln darauf unsere typisch deutschen Modelle. Zudem können wir uns auch endlich wieder auf neuen Märkte entwickeln, was uns in der Vergangenheit nicht möglich war. Kurz gesagt: Opel ist deutsch und wird global.

Und wo liegen diese neuen Märkte?
Lohscheller:
Wir gehen da Schritt für Schritt voran. Bis zum Jahr 2022 werden wir in mehr als 20 neue Märkte gehen. Aktuell ist für uns Russland sehr wichtig. Wir werden noch in diesem Jahr den Grandland X dort anbieten und den Zafira Life. Auch Nutzfahrzeuge werden wir dort auf den Markt bringen, die in Russland eine bedeutende Rolle spielen. Russland ist für uns sehr wichtig, weil es ein großer Markt ist und wir bereits in der Vergangenheit dort sehr erfolgreich unterwegs waren. Außerdem hat PSA ein Werk in Kaluga, wo wir den Zafira Life und den Vivaro produzieren werden. In Russland ist die Lokalisierung besonders wichtig, weil man ohne Fertigung vor Ort sehr hohe Zölle zahlen muss. Wir haben uns in Märkten wie Tunesien, Marokko, Ägypten und dem Libanon sowie Südafrika neu und besser aufgestellt und werden kommendes Jahr nach Ecuador und Kolumbien gehen.

Sind darüber hinaus neue Märkte im Visier – zum Beispiel China, wo die Groupe PSA ja bereits vertreten ist?
Lohscheller:
Wir wollen erst einmal Russland richtig gut machen. Das hat für uns obere Priorität. Wenn uns das gelingt, dann werden wir die Chancen für einen Markteintritt in wichtigen Märkten wie China untersuchen.

Welche Rolle spielt Opel innerhalb der Groupe PSA?
Lohscheller:
Opel ist nahbar, Opel ist und bleibt deutsch. Unsere Positionierung – auch im Konzern – ist damit völlig klar. Wir sind die deutsche Marke der Groupe PSA. Dadurch sind wir auch eine ganz wichtige Ergänzung innerhalb der Gruppe. Schließlich hat die Gruppe ja bereits drei französische Marken. Dank dieser deutlichen Abgrenzung im Konzern als deutsche Marke sind wir auch so gut aufgestellt. Wir haben die notwendigen Freiheiten beim Design, in der Entwicklung, in der Positionierung, und diese Freiheiten pflegen wir und schärfen die Marke weiter. Wenn man sich den neuen Opel Corsa ansieht, den wir innerhalb kürzester Zeit bei gesteigerter Qualität entwickelt haben, ist uns diese Abgrenzung gut gelungen, und bei der nächsten Mokka-Generation werden wir uns weiter verbessern. Die deutsche Marke Opel hat einen großen Stellenwert im Konzern. Die Eigenständigkeit und weitere Stärkung der Marke ist uns sehr wichtig. Das ist am Ende des Tages ein Schlüssel zu unserem Erfolg.

Wie wirkt sich der Unterschied zu den Zeiten als General Motors in Rüsselsheim das Sagen hatte aus?
Lohscheller:
Wir haben deutlich größere Freiheiten als in der Vergangenheit. Das beste Beispiel ist unser Design. Gleichzeitig hilft es uns, dass wir die Synergien im Konzern nutzen können. Die gemeinsamen Plattformen sind sehr gut – wie etwa der neue Corsa zeigt. Wir haben auch mehr ‚Gewicht‘ im Konzern. Opel steuert inzwischen rund ein Viertel zum Konzernumsatz bei. Und als Opel-Chef bin ich seit September als einziger Vertreter einer Marke im vierköpfigen PSA-Konzernvorstand.

Welche Chancen sehen sie beim Blick in die Zukunft für Opel innerhalb der Groupe PSA?
Lohscheller:
Wir sehen, dass wir unsere Aufgaben sehr zügig erledigen können. Wie eben schon angesprochen, den neuen Corsa haben wir innerhalb von zweieinhalb Jahren auf den Markt gebracht. Gemeinsame modulare ‚Multi Energy‘-Plattformen, die eine Produktion flexibel je nach Entwicklung der Kundennachfrage ermöglichen und unsere Eigenständigkeit stellen uns für die Zukunft sehr gut auf. Es kommen schließlich große Herausforderungen bei CO2 und Veränderungen bei der Mobilität auf uns zu, Stichwort Elektrifizierung. Opel treibt die E-Offensive weiter voran. Bis 2021 werden wir acht neue elektrifizierte Fahrzeuge in wichtigen Segmenten auf den Markt bringen. Und wir starten Anfang des nächsten Jahres mit der Auslieferung des neuen Corsa-e und Grandland X Plug-In-Hybrid. Opel ist auf dem richtigen Weg. Schon 2024 wird sogar jeder Opel auch als reines E-Auto oder als Hybrid verfügbar sein.

In der Öffentlichkeit herrscht noch immer die Vorstellung, dass Opel von Paris aus gelenkt wird…
Lohscheller:
… was aber absolut nicht der Realität entspricht. Natürlich arbeiten wir im Einkauf und anderen Bereichen zusammen und nutzen die Synergieeffekte. Wir sind gut integriert, behalten aber unsere Unabhängigkeit. Das gilt auch für unsere Modellplanung. Wir entscheiden, in welchen Segmenten wir vertreten sind und welche Technologien wir nutzen wollen. Wir haben da alle Freiheiten. Wir können also Elemente aus der Opel-Vergangenheit durchaus in die Zukunft übersetzen. Das liegt allein in unseren Händen.

Wieviel Opel ist eigentlich in der PSA-Gruppe?
Lohscheller:
Das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim spielt eine wichtige Rolle im globalen Entwicklungsverbund der Groupe PSA. Insgesamt haben wir in Rüsselsheim 15 Kompetenzzentren für alle Konzernmarken. Wir entwickeln zum Beispiel die Sitze für alle Marken der Groupe PSA. Außerdem befindet sich bei uns das Kompetenzzentrum für die Brennstoffzellen-Technologie. Schon in naher Zukunft werden wir den Zafira Life in einer Brennstoffzellen-Testflotte zeigen. Außerdem entwickelt Opel die leichten Nutzfahrzeuge für die gesamte Gruppe und wir haben auch die Verantwortung für die nächste Generation der großen Benzin-Motorfamilie übertragen bekommen. Das ist ein großer Vertrauensbeweis für die Rüsselsheimer Entwickler. Das ist auch das Geheimnis, warum die Übernahme so erfolgreich war und ist. Man versteht sich und vor allem herrscht ein gegenseitiger Respekt.

Wieviel Opel-DNA ist in den Plattformen, die Opel für neue Modelle nutzt?
Lohscheller:
Zunächst einmal sind die Plattformen sehr effizient und intelligent aufgebaut, und der neue Corsa zeigt ja auch, was wir damit machen können Sie sind viel besser als das, was wir in der Vergangenheit hatten. Gerade auch, weil sie so modular und elektrifizierbar sind. So können wir die Diesel-, Benziner- und E-Variante auf einer Linie in unserem spanischen Werk in Saragossa produzieren. Alles andere entwickeln wir selbstständig – vom Design über das Interieur bis zum Handling. Zum Beispiel sind die Schaltpunkte bei Opel-Getrieben anders ausgelegt als bei den anderen Modellen der Gruppe. Auch bei der Fahrwerksauslegung setzen wir grundsätzlich auf eine Opel typische, sportlich straffe Abstimmung unserer Fahrzeuge, die trotzdem komfortabel ist.

Wie steht es um die Zukunft der deutschen Werke?
Lohscheller:
Wir stehen zu unserem Zukunftstarifvertrag mit seiner Beschäftigungsgarantie bis zum Jahr 2023. Wir investieren in all unsere Werke. Zum Beispiel haben wir unser erfolgreiches SUV Grandland X nach Eisenach gebracht. Dort werden wir auch die Hybrid-Version produzieren. Kaiserslautern ist ein sehr wichtiger Standort für Komponenten. Dort haben wir auch in konzernweite Themen investiert. Die dort angesiedelte Warmumformung ist strategisch sehr wichtig, die überlassen wir nun nicht mehr den Zulieferern. In Rüsselsheim wird die nächste Astra-Generation produziert werden, sodass die Standorte langfristig gesichert sind. Alles, was wir vor zwei Jahren versprochen haben, das haben wir auch eingehalten.

Opel hat 18 Jahre lang nur Verluste geliefert und schreibt seit 18 Monaten tiefschwarze Zahlen. Was ist das Geheimnis dieses Erfolgs?
Lohscheller:
Das liegt vor allem an der konsequenten Umsetzung unseres Unternehmensplans PACE!. Der Eigentümerwechsel war natürlich eine gewaltige Veränderung. Ich fahre zwar jeden Tag zum selben Standort, aber gefühlt in eine vollkommen neue Firma. Wir haben Opel neu erfunden. Wir haben die neuen Chancen konsequent genutzt, die Werke deutlich effizienter aufgestellt, komplexe Abläufe vereinfacht und dann viel Gutes von PSA übernommen. Und dabei ist die Opel-Mannschaft spitze. Wir haben uns einfach gesagt, wir schaffen das. Und wir haben es geschafft.

Natürlich mussten wir dabei auch schwierige Entscheidungen treffen. Zum Beispiel haben wir den fast fertig entwickelten Corsa gestoppt, weil der noch auf der alten Plattform stand, bei der kein Elektroantrieb möglich war. Innerhalb von etwa zwei Jahren haben wir dann wie gesagt das Modell komplett neu entwickelt. Und das bei einer gesteigerten Qualität. Weitere große Synergien stehen uns noch bevor, bis unser gesamtes Portfolio auf Konzernplattformen läuft. Das werden wir dann mit der nächsten Astra-Generation und dem Insignia-Nachfolger erreicht haben. Dabei wichtig: Das Produkt muss stimmen und die Bedürfnisse unserer Kunden erfüllen.


Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel

 


Veröffentlicht am: 15.12.2019

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