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Tesla in Grünheide

Den Tag nicht vor dem Abend loben, meint Rainer Strang

Es geht Schlag auf Schlag: Auf seiner Website wirbt Tesla bereits um die ersten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für seine Gigafactory im brandenburgischen Grünheide. Gesucht werden Construction Superintendent, Construction Project-Manager, Body Shop Staff Manufacturing Engineer und andere Spezialisten. Fließendes Englisch ist Bedingung.

Dabei ist der Deal mit dem Land Brandenburg noch längst nicht unter Dach und Fach. Nach den Worten von Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) gibt es noch eine Menge zu tun.

Trotzdem werfen auch in der 8000 Einwohner zählenden Gemeinde Grünheide mögliche große Ereignisse ihre Schatten voraus. Auf der Liegenschaft nahe dem Güterverkehrszentrum Freienbrink, auf der Tesla bauen möchte, sucht der Kampfmittelräumdienst nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg. Arbeiter setzen Barrieren, damit sich keine Reptilien mehr in das minderwertige Kiefernwaldstück verirren, das schon bald der Kettensäge zum Opfer fallen könnte. Waldameisen und Fledermäuse werden umgesiedelt. Den Wolf, den Wanderer gesehen haben wollen, haben wahrscheinlich bereits die Hunde vom Gelände verbellt.

Noch hat Tesla den mit der Landesregierung ausgehandelten Kaufvertrag nicht unterschrieben. Insider gehen von einer Formsache aus. Angeblich zahlen die US-Amerikaner knapp 41 Millionen Euro für das 300 Hektar große Gelände an der Autobahn 10. Das Genehmigungsverfahren ist vor wenigen Tagen mit der Veröffentlichung im Amtsblatt für Brandenburg offiziell eröffnet worden. Kurz zuvor hatte Tesla die dafür notwendigen Unterlagen beim zuständigen Landesumweltamt fristgerecht eingereicht. „Damit sind die zwei ersten wichtigen Schritte getan“, freut sich Ministerpräsident Woidke.

Das Verfahren läuft auf Grundlage der Paragrafen 4, 6, 10 und 13 des Bundesimmissionsschutzgesetzes bis zum 5. März. Bis dahin können Bürger, Verbände und Politiker zu dem Megaprojekt Stellung nehmen und ihre Bedenken äußern. Vorsichtshalber hat das Landesumweltamt schon einmal den 18. März für einen möglichen weiteren Erörterungstermin vorgemerkt. „Wir setzen alle Kraft daran, das Verfahren zügig unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben voranzubringen“, verspricht Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen).

Nicht überall Begeisterung

Trotz der positiven Grundstimmung, die Grünheides Bürgermeister Arne Christiani (parteilos) spürt, stoßen die Tesla-Pläne nicht überall in der Region auf Begeisterung. Anwohner fürchten um den Freizeitwert der idyllischen Gegend mit ihren Seen und Wäldern. Brandenburgs Grüne sähen es lieber, wenn Tesla in Grünheide sparsame Autos für den Alltagsverkehr und „keine energiefressenden SUVs“ produzieren würde.

Sebastian Walter, Fraktionschef der Linken im Brandenburger Landtag, scheint Elon Musk nicht so recht über den Weg zu trauen. In den USA sei der Tesla-Boss leider nicht nur durch positive Visionen aufgefallen, sondern auch durch schlechte Arbeitsbedingungen und Gewerkschaftsfeindlichkeit. Walters Parteikollege Ronny Kretschmer, Sprecher für Haushalts- und Finanzpolitik, hält zahlreiche vertragliche Nebenabsprachen für nebulös und befürchtet mögliche Nachteile für den Landeshaushalt, die ausgeschlossen werden müssten.

Das Wasserwerk Erkner hat vorsorglich darauf hingewiesen, dass es in den vergangenen Hitzesommern an seine Kapazitätsgrenze gelangt war und eine so große Fabrik, wie Tesla sie bauen will, womöglich nicht versorgen kann.
Der NABU-Kreisverband Fürstenwalde setzt sich ebenfalls kritisch mit den Tesla-Plänen auseinander. Er bemängelt unter anderem „die geheime Verhandlung mit Tesla und die fehlende Bürgerbeteiligung, die Wahl des Standorts (300 ha Wald, Trinkwasserschutzgebiet, angrenzende Schutzgebiete) sowie die fehlende Auseinandersetzung mit den Folgen der Ansiedlung“.

Bürgermeister Arne Christiani warnt nicht von ungefähr vor voreiligem Aktionismus und appelliert, nicht den zweiten vor dem ersten Schritt zu gehen. Die Versuchung wäre groß. Denn schon klopfen Investoren aus aller Welt in Potsdam an die Türen der Landesregierung. Sie wittern im Windschatten von Tesla das große Geschäft. Schließlich will Milliardär Musk in seiner Gigafactory einmal bis zu 8000 Menschen beschäftigen, die Wohnraum, eine attraktive Versorgung und eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur erwarten. Automobilzulieferer haben ebenfalls ihr Interesse an einem Engagement in der Nähe der geplanten Fabrik bekundet. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) spricht von einer enormen Sogwirkung durch die Tesla-Pläne. So habe ein US-Batteriehersteller ein neues Werk in Ludwigsfelde zugesagt und wolle auch die Leitung seines Europageschäfts dorthin verlegen. Zudem wolle der BASF-Vorstand in einigen Wochen seine Entscheidung über den Bau eines Batterie-Komponentenwerks in Schwarzheide bekanntgeben.

Einige Großprojekte sind bereits gescheitert

Trotz der grundsätzlich positiven Vorzeichen in Sachen Tesla-Ansiedlung wollen die Verantwortlichen in der Landes- und Kommunalpolitik den Tag nicht vor dem Abend loben. Ein Grund dafür sind sicherlich auch die bitteren Erfahrungen mit den gescheiterten Großprojekten Cargolifter in Brand, Chipfabrik in Frankfurt (Oder), Lausitzring, Chemiestandort Premnitz oder Landesentwicklungsgesellschaft. Weltweit hat das Desaster-Projekt Flughafen Berlin-Brandenburg für großes Unverständnis und Zweifel an der Kompetenz deutscher Ingenieure gesorgt.

Und dann gibt es da noch die schmerzhafte Entscheidung von BMW. Grünheide zählte 2001 zu den weltweit 250 Bewerbern für die Ansiedlung eines neuen Werks, das die Bayern schließlich in Leipzig errichtet haben und in dem heute zehn Modellreihen produziert werden. Brandenburg hatte es seinerzeit nicht einmal auf die Liste der Top-Fünf-Bewerber geschafft. Ausschlaggebend für den Zuschlag waren für BMW nach den Worten eines Sprechers vor allem betriebswirtschaftliche Aspekte, die Flexibilität bei der Gestaltung marktgerechter Arbeitszeitmodelle, Facharbeiterpotenzial, Verkehrsanbindung und Infrastruktur.

„Seitdem ist in unserer Region viel passiert“, betont Bürgermeister Christiani. Deshalb seien die damaligen Verhältnisse mit denen heute überhaupt nicht zu vergleichen. Man habe in den vergangenen Jahren viel in den Bau von Kitas, Schulen und in die medizinische Versorgung investiert. Auf Christianis Initiative hat sich Grünheide mit anderen Kommunen in der Region zusammengeschlossen, um den Wirtschaftsstandort „@see“ zu vermarkten. Nach den Worten von Koordinatorin Nadine Gebauer von der Stadtverwaltung Fürstenwalde arbeiten die Verwaltungen der Gemeinden inzwischen auf Hochtouren daran, die nötigen Vorbereitungen für die Tesla-Ansiedlung zu treffen. Zuziehende Arbeitskräfte wolle man durch attraktive Angebote in den Bereichen Lebens- und Wohnqualität an die Region binden.

Geht alles gut, dann wird Tesla tatsächlich im Sommer mit dem Bau seiner Gigafactory in Grünheide und ein Jahr später mit der Produktion seiner Elektroautomobile Model 3 und Model Y starten können. Die Jahreskapazität will Musk möglichst schnell von zunächst 150.000 auf bis zu 500.000 Fahrzeuge steigern. Dann werden auch andere Tesla-Modelle in der Fabrik vom Band laufen. Parallel dazu soll die Belegschaft von gut 3000 auf 8000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anwachsen. Für Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) wäre dies ein Meilenstein für den Ausbau der Elektromobilität.

Alexander Schiersch, Ökonom beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), sieht dies ähnlich. Durch die Tesla-Produktion würden das Know-how und die Kapazitäten im Bereich der Elektromobilität und Batterietechnik in Deutschland deutlich gestärkt und Ostdeutschland würde in einem wichtigen industriellen Zukunftsfeld einen großen Schritt nach vorne machen. (ampnet/rs)

Foto: Auto-Medienportal.Net/Tesla

 


Veröffentlicht am: 18.01.2020

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