(Helmut Harff / Chefredakteur) Haben Sie eine Lieblingstasse, einen Lieblingsteddy? Sind Sie vielleicht völlig verknallt in Tasse oder Teddy, lieben Sie das Lenkrad Ihres ersten Autos? Können Sie nicht ohne Ihre uralte Brotbüchse leben? Meinen Sie, dass es Ihnen allein so geht, dass Sie eine Liebesbeziehung zu einem Gegenstand haben?
Wenn das so ist, kann ich Sie beruhigen: Sie sind nicht allein. Nein, ich war noch nie in einen Gegenstand verliebt, doch so ungewöhnlich wie es klingt ist es eben gar nicht. Die allermeisten werden sich erinnern können, dass man als Kind - auch als etwas größeres - nicht ohne sein Lieblingskuscheltier ins Bett, nicht einmal auf den Topf gehen wollte. Das Tier, die Puppe oder was es auch immer war, musste mit, da konnte kommen was wollte. War das Ding nicht da, musste selbst der Ferienflieger umkehren.
Wobei die Formulierung "war" eben in vielen Fällen nicht ganz richtig ist. Viele - auch Männer - haben bis heute so ein Lieblingsteil. Ob sie darin immer wirklich verliebt sind - so richtig wie in einen Menschen - das werden nur wenige verraten. Mann tut sich sicherlich schwer damit, zuzugeben, ja sich selber zuzugestehen, dass unbelebte Objekte für ihn eine sexuelle Anziehung haben. Sexpuppen sind dabei weniger gemeint, als eben eine Objektsexualität - so der Terminus technicus - die auf andere Objekte ausgerichtet ist.
Ich kam auf dieses Thema durch einen Bericht über die Fotografin Kathrin Ahäuser, die Menschen mit den von ihnen geliebten Objekten fotografiert hat. Dabei zeigte sich wieder einmal, dass Männer Schisser und in ihrem Rollenbild verhaftet sind. Männer lieben Frauen oder Männer und zur Not noch Kinder, aber nicht einen Teddy oder ihren Schraubenschlüssel. Zumindest wollte sich so niemand fotografieren lassen.
Dabei ist das Thema nicht neu. Schon Alexandra sang "Mein Freund der Baum" und das liebevolle Umarmen eines Baumes wird heute als Therapie angeboten. Und, diese Angebote werden auch von Männern angenommen. Vielleicht verlieben die sich dann eher in Eichen als in Linden.
Wer jetzt lächelt oder von Spinnern spricht, sollte sich erst einmal selber prüfen, ob er nicht auch im Erwachsenenalter nur sehr ungern ohne seinen Lieblingsteddy (das kann auch eine Maus oder ein Elefant sein) verreist oder ob es andere Dinge gibt, die ihm mindestens genauso viel bedeuten, wie die Partnerin oder der Partner.
Objektsexualität - das ist ein neues Wort in meinem Wortschatz, das mich sicherlich hin und wieder beschäftigen wird.
Foto: Pixabay