(Helmut Harff / Chefredakteur) Dieser Tage hatte ich die Wahl zwischen "Mainz bleibt Mainz" im Ohrensessel sitzend zu konsumieren oder einer Fastnachtseinladung auf dem Dorf zu folgen.
Ich entschied mich gemeinsam mit der Besten Frau der Welt dafür, den Shuttle ins Lokal im Nachbardorf zu nutzen, denn wie in Brandenburg leider inzwischen üblich, gibt es im Ort keine Lokalität mehr. Also ab dahin, wovon die EAV einst sang, wohin es den Märchenprinz zog, in die Disko in der Provinz.
Wie gesagt, dahin hatte der Traditionsverein und die Freiwillige Feuerwehr eingeladen. Hier, in dem 900-Seelendorf Groß-Schacksdorf, sind die auch für die Fastnacht zuständig. Um es gleich zu sagen, die machten einen sehr guten Job. Wobei die diesmal wörtlich zu nehmen ist, denn dieses Jahr waren die Frauen dran. 2021 müssen dann die Männer wieder zeigen, was sie können. Also die Frauen konnten und sorgten für Stimmung. Wobei, für die musste man nicht sorgen, denn die Tanzfläche füllte sich schon beim ersten Titel, den der DJ in den Saal schallen ließ. Das blieb bis in die frühen Morgenstunden so.
Es wurde also gelacht, gegessen, getrunken, getanzt, es wurde gequatscht und wir knüpften so manchen neuen Kontakt - allerdings fast nur mit Menschen, die so wie wir zugezogene sind.
Mir ging zwischendurch so durch den Kopf, wie viel Zeit, wie viel Kreativität, wie viel Engagement und auch wie viel Geld notwendig sind, um so einen vergnüglichen Abend auf die Beine zu stellen. Davor kann ich nur meinen unvermeidlichen Hut ziehen.
Die Geste der Dankbarkeit gilt nicht nur den Frauen in meinem brandenburgischen Dorf unweit der polnischen Grenze. Mein Dank gilt an dieser Stelle allen, die sich engagieren, die für Frohsinn abseits der Prunksitzungen wie in Brandenburg bei "Da steppt der Bär" oder eben bei "Mainz bleibt Mainz" sorgen. Einst habe ich in Berlin-Hauptstadt der DDR selber solche Feste, die bei uns Fasching hießen, organisiert. Daher weiß ich, was dahinter steckt. Und wenn man dann bedenkt, dass es solche Events nahezu in jedem Dorf, in jeder kleinen Stadt, in fast jedem Gasthof gibt, dann kann man vor den Machern nur noch einmal ganz tief den Hut ziehen.
Und wenn man die Macherinnen und Macher, die Mitmacherinnen und Mitmacher fragt, ob sie sich gesellschaftlich engagieren, so hört man manchmal ein nein, manchmal ein zögerliches ja. Nein, nicht die Anerkennung von irgendeiner Seite - außer selbstverständlich vom eigenen Publikum - sind ihnen wichtig, sondern der Spaß an der Freude.
Das tolle daran ist, dass das in Brandenburg nicht anders als im Saarland, in Thüringen oder in der Pfalz ist. Wir wollen einfach Freude machen und uns darüber freuen, dass das andere Menschen tun, so ihr Credo.
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