Ich bin nun ganz sicher nicht der einzige, der gerade über mehr Freizeit verfügt, als ihm lieb ist. Ja, ich kann als Home Office-Arbeiter meinem Job nachgehen. Das mache ich im Übrigen schon, als das noch Heimarbeit hieß – so 30 Jahre.
Doch nun bleibt nur die Arbeit. Es gibt keine Messen, keine Pressekonferenzen und schon gar keine Pressereisen mehr. Ja, ich gehe raus, fahre Rad und versorge die Beste Frau der Welt im Garten. Doch da bleibt am Ende des Tages immer noch viel Zeit. Ein lange geplantes Buchprojekt ist noch immer liegen geblieben. Was also tun?
Ich mache, was eben auch viele machen – ich räume. Nein, keine Möbel um und auch nicht auf. Beides steht mir nicht zu, das ist das Terrain der Besten Frau der Welt. Ich machte mich über einige Kartons her, die unbeachtet rumstanden – wenn auch nicht wirklich auf dem Boden.
Ich kam mir vor wie ein Schatzsucher, auch wenn ich mir ziemlich sicher war, nichts zu finden, was wert wäre, bei Bares für Rares verkauft zu werden. So war es dann auch, zumindest auf den ersten Blick. Ich fand nämlich diverse Fotoalben und eine Schuhkarton voller umsortierter Familienfotos. Ein weiterer Karton enthielt dienstliche Aufnahmen aus der Zeit der analogen Fotografie. Durchsehen war angesagt. Schön, die dienstlichen Fotos, alle geschossen für die von mir verlegten Zeitungen und Publikationen, waren schnell durchgesehen. Die meisten wanderten in den Papierkorb, wenige hob ich auf, einige schickte ich an Heimatmuseen oder noch existierende Firmen. Mal sehen, ob sich von da mal jemand meldet.
Und dann waren da noch die Fotoalben. An manche erinnerte ich mich noch, andere waren weit vor meiner Zeit entstanden und in desolatem Zustand. Ich fand toll, dass sich die Altvordern die Mühe machten und nahezu jedes Bild beschriften. Wie sonst sollte ich wissen, dass die Frau im Karnevalskostüm meine rheinische Großtante und der Junge im Matrosenanzug mein Opa ist. Schon komisch, so Verwandte das erste Mal zu sehen. Die allermeisten Fotos waren eindeutig gestellt.
Das änderte sich erst mit den Fotoalben aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die dort zu findenden Bilder sind zumeist schon selber geschossen. Da sind dann mein Opa als alter Mann, meine Eltern als Brautpaar und ich als Drei-Käse-Hoch zu sehen. Da schwelgt man dann schnell in Erinnerungen. Einige werden erst wieder durch die Bilder geweckt, an anderes erinnerte ich mich nicht mehr und auch hier halfen die Beschriftungen unter den zumeist schwarz-weißen Fotos.
Ob es daran lag, dass dann niemand den Farbfilm vergaß, dass man die Fotos nicht mehr in Alben klebte, weiß ich nicht. Doch mit der Farbfotografie verschwanden die Bilder im Schuhkarton – leider kaum noch beschriftet. Irgendwann endeten die analogen Aufnahmen abrupt. Die Zeit der digitalen Aufnahmen begann. Die habe ich zum Teil auf dem Rechner, auf einer alten externen Festplatte und auf CDs. Leider machte sich niemand, ich allen voran, die Mühe, die Aufnahmen irgendwie zu beschriften. Die meisten liegen relativ ungeordnet in Dateien.
Da wartet noch einiges an Arbeit auf mich. Die alten Alben müssen restauriert werden. Die analogen Fotos will ich digitalisieren, von den digitalen zumindest einige so ausdrucken, dass man auch noch in mehr als 100 Jahren etwas erkennt – und alle sollen neu sortiert und beschriftet werden. Das ist wirklich ein Batzen Arbeit. Mal sehen ob die Krise so lange anhält, wie ich dazu brauche. Um ehrlich zu sein, müsste es dazu auch noch regnen, denn bei Sonnenschein hält mich nicht viel drinnen.
Jetzt genieße ich beim Frühstück mit der Besten Frau der Welt erst einmal den Blick auf den blauen Himmel und das frische Birkengrün.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück und Gesundheit.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Gerold, Emma, Leo, Timo
Foto: Pixabay
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Veröffentlicht am: 19.04.2020
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