Wahrscheinlich wurde schon lange, wenn nicht noch nie so viel gelesen, wie in diesen Zeiten. Die einen tun es im Bett, die anderen im Sessel. Manche sitzen auf dem Balkon, manche im Garten, manche – so es nicht verboten wurde – im Park, aber egal wo, es wird gelesen.
So gesehen ist das Buch ein Gewinner der Corona-Krise. Man durchstöbert das heimische Bücherregal, die eigene Bibliothek. Man forscht im Internet nach, was so angesagt ist an Büchern, man bestellt online und schaut schon im Treppenhaus nach, was da eigentlich gekommen ist. Nun kann man sogar wieder in die Buchhandlung gehen. Manche kennen ihre Buchhändlerin, andere werden erst einmal nachsehen, wo in ihrer Nähe überhaupt noch so ein Geschäft ist.
Lesen, das ist ohnehin eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Vor allem wird gelesen, wenn man „nichts zu tun“ hat. Man macht es im Urlaub, im Krankenhaus, wenn man warten muss oder auf Reisen. Ich habe das „nichts zu tun“ in Anführungszeichen gesetzt, weil ich Lesen eben nicht zu den Dingen zähle, die man macht, wenn man „nichts zu tun“ hat. Nein, Lesen ist auch für mich keine Arbeit – na bei einigen Büchern schon – sondern eine tolle Freizeitbeschäftigung.
Lesen bildet, so hört man immer. Ich weiß nicht, ob das in jeden Fall zutrifft, doch eines ist sicher: Lesen macht auf keinen Fall dümmer. Das gilt für den, der heimlich Drei-Groschenromane ließt, genau wie für den, der Ovids Metamorphosen im Original ließt. Die einen verschlingen Krimis, die anderen Biographien. Andere nehmen nur Sachbücher in die Hand. Einerseits ist das auch völlig egal, andererseits macht es eben auch Spaß, mal auf Entdeckungsreise zu gehen und zu schauen, was es sonst so an Büchern gibt, die man eben nicht oder vielmehr noch nicht in die Hand genommen hat – weil vielleicht die Zeit dafür noch nicht reif war.
Jetzt haben viele Leute viel, häufig viel zu viel Zeit. Die mit Lesen zu füllen ist eben nicht nur am Welttag des Buches, den wir heute begehen, eine gute Idee. Für mich bleibt da immer ein Problem. Was will ich gerade lesen? Ich bekomme ja diverse Bücher mehr oder weniger unaufgefordert zugeschickt. Mich erreichen nahezu täglich Meldungen über Neuerscheinungen, ich erhalte Verlagskataloge und bisher war ich auch regelmäßiger Gast auf Buchmessen. Da nehme ich viele Bücher in die Hand, erfahre viel über Neuauflagen, über Bestseller, über Literatur, über Sachbücher. Sehr viele der Bücher blättere ich durch, einige lese ich an, wenige fesseln mich wirklich.
Doch warum sind das eigentlich so wenige Bücher, die dann einen Platz in meinen immer überquellenden Bücherregalen ergattern. Ich weiß es ehrlich nicht. Ja, ich sammele Kochbücher, ich mag Reisebücher. Doch warum mich sonst ein Buch fesselt, kann ich eigentlich nicht wirklich sagen. Es ist sicher nicht das Cover, es ist auch fast nie der Titel. Selbst der Autor, der mir sowieso nur in seltenen Fällen etwas sagt, erweckt meine Leselust. Irgendetwas muss es ja dennoch sein, was mich fesselt. Ich glaube, das ist irgend eine Miaschung, zu der die Thematik des Buches und sicherlich auch die ersten Sätze gehören.
Doch eigentlich ist das auch nicht so wichtig. Wenn ich immer gleich meinte zu wissen, welches Buch mich interessiert, dann würde ich ja eines versäumen – die Entdeckungsreise. Auf die begebe ich mich nämlich besonders gern. Und dazu nutze ich alle Möglichkeiten – die online und die traditionellen. Wobei ich nicht der große Buchhandlungsgänger bin, mich eher auf Buchmessen umsehe, mir Bücher empfehlen lasse, mit den Autoren und den Verlegern spreche.
Doch egal, wie man zum Buch kommt, egal was man ließt, wo man ließt – Hauptsache man, Hauptsache Mann ließt – und das nicht nur in Krisenzeiten. Wobei, jetzt lesen, so ganz ohne Maske vor dem Gesicht, das hat für mich etwas sehr entspannendes.
Es gibt aber etwas, was mich selbst am Welttag des Buches das beiseite legen lässt – das Frühstück mit der Besten Frau der Welt.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück, Gesundheit und viel Spaß beim Lesen.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Georg, Jörg, Jürgen
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Lesen
... nicht nur in Krisenzeiten
Veröffentlicht am: 23.04.2020
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