Es fällt mir immer mehr auf, dass ich kaum noch chic angezogene Menschen sehe. Das macht das Leben irgendwie noch trüber, noch langweiliger, noch öder.
Ich kann ja verstehen, dass es keinen Spaß macht, sich zu schminken, den Bart zu stylen, wenn man an immer mehr Orten das Gesicht teilweise mit einer Maske bedecken soll oder sogar muss. Warum viel Aufhebens um die Frisur machen, wenn der Friseur nicht Hand anlegen darf? Und mal ehrlich, warum soll Mann sich einen Anzug nebst Krawatte anlegen, wieso sie in die High Heels schlüpfen und die Nägel anmalen, wenn man maximal kurz zum Einkaufen oder zum Joggen das Haus verlässt. Für wen soll man sich aufmotzen?
Und die, die arbeiten gehen? Die gehen sich aus dem Weg, meiden den Kontakt wie angeordnet zu anderen Menschen, wenn die überhaupt noch da sind. Und die Heimarbeiter, die im Home Office am Rechner sitzen? Immer wieder liest man, dass man sich gerade beim Home Office nicht gehen lassen soll. Schließlich gibt es so etwas wie Videokonferenzen oder ähnliche Blickkontakte. Da, so der Rat, sollte man nicht im Schlabber- sondern im sonst üblichen Businesslook vor der Videokamera sitzen. Dagegen ist nichts zu sagen, doch wozu die ohnehin ungeliebte Anzugshose, wozu den nicht gern getragenen Kostümrock tragen, wenn ohnehin niemand sieht was sich unter dem Schreibtisch verbirgt.
Mich erinnert das an die Zeit, in der niemand je sah, was Ansager und Ansagerinnen im Fernsehen unten rum trugen. Von den Herren und Damen ohne Unterleib war Jahrzehnte lang die Rede. Dazu mutieren heute sehr viele Menschen.
Doch ist das die richtige Antwort auf die aktuelle Krise? Sollten wir nicht eher der Zeit trotzen, in dem wir ihr uns nicht beugen, in dem wir auch mit unserem Outfit signalisieren, dass wir noch immer das Leben genießen? Stimmt es etwa nicht, dass Frau sich hauptsächlich für sich chic macht und nicht für die Männer? Ist Männern vor allem dann wohl, wenn sie im Blaumann oder im Jogginganzug durch das Leben schlurfen dürfen? Das wäre alles andere als eine freundliche Antwort auf eine Krisenzeit wie diese.
Doch ich sehe auch Licht, wo viel Dunkel. Ich meine bei uns auf dem Golfplatz. Da zeigen sich vor allem die Männer in farbenfrohem Golfoutfit – die Damen ohnehin – wie es die Etikette vorschreibt. Das bringt mich auf den Gedanken, dass es auch so etwas wie eine Krisen-Etikette geben müsste. Gerade in Maskenzeiten, in Zeiten, wo ein Flirt, wo ein bewundernder Blick kaum wahrnehmbar ist, in der vielen das Lächeln vergangen scheint, in der Existenzsorgen belasten, in der man Angst um die eigene Gesundheit und die der Familie hat, sollte man ein modisches, ein fröhliches, ein sommerliches Statement in die Welt senden. So kann man die Zeit etwas bunter machen, etwas aufheitern.
Mann kann sogar mutiger als sonst sein – schließlich ist man unter der Maske kaum erkennbar.
Schön, was die Beste Frau der Welt und ich zum Frühstück tragen, möchte sicherlich niemand sehen.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück und Gesundheit.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Wilfried, Egbert, Virginia, Marion
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Ohne Chic
... macht die Krise noch weniger Spaß
Veröffentlicht am: 24.04.2020
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