Gestern fuhren wir – die Beste Frau der Welt und ich – durch die Brandenburger Lande. Dabei fiel uns eine Frau auf einem Feld auf, die augenscheinlich damit beschäftigt war, Heu zu machen. Ja, das ist nun wirklich nichts besonderes. Frauen auf dem Feld sind nun keine Überraschung – nicht einmal Frauen auf einem Traktor.
Und doch, die Frau war etwas besonderes. Erstens ist es eben nicht mehr üblich, dass man junge Frauen auf dem Feld sieht. Noch viel unüblicher ist es, wenn die eine Sense schwingt. Nein, nein, keine benzinbetriebene. Sie schwang wie die Altvorderen eine Sense, die nur aus Holz und einem Sensenblatt besteht. Ich wusste gar nicht, dass man so ein Gerät heute noch benutzt, weiß, wie man damit umgeht.
Solche Sensen dienen entweder als Deko oder – wie wir – man verbindet sie mit dem Sensenmann, dem Gevatter Tod. Ich frage mehr zum Spaß, ob es eigentlich nicht nur Sensenmänner, sondern auch Sensenfrauen gibt. Die Antwort war knapp: Warum nicht, zumindest Feministinnen werden wohl nicht gerne von einem Mann mit Sense abgeholt.
Soweit der Spaß. Mich ließ das Thema nicht in Ruhe. Sensenmann, Sensenfrau, ich wollte es genauer wissen und schlug zuerst bei meinem Lieblings-Lexikon Wikipedia nach. Da las ich unter anderem: In der griechisch-römischen Mythologie brachte unter den Parzen besonders Atropos (bzw. Morta), die älteste der drei Schicksalsgöttinnen, den Menschen den Tod, indem sie ihnen den Lebensfaden durchschnitt (allerdings meist mit einer Schere, nicht mit einer Sichel). Ich las dann noch, dass es in vielen Kulturen, so beispielswiese in Mexico die Frauen sind, die am Ende des Lebens da stehen und einen abholen.
Warum auch nicht? Warum soll Mutter Erde nicht auch die sein, die uns wieder in ihren Schoß zurück holt. Warum sollen die Frauen „nur“ Leben schenken und es nicht auch wieder nehmen? Dafür gibt es keinen Grund, es gibt eigentlich keinen Grund, warum dies ein Mann machen soll. Da ist den Frauen zumindest in unserem Kulturkreis ein Macho in die Quere gekommen. Wie ich weiter gelesen habe, war das Cronos, der Herr der Zeit, der eine Sichel mit sich geführt hat. Wer Herr über die Zeit ist, soll wohl auch Herr über deren Ablauf sein. Schon war es nicht eine der Schicksalsgöttinnen, sondern eben ein Mann, der da als Gerippe mit Sense und Stundenglas daher kam und uns den Tod verkündete.
Ehrlich, eigentlich ist es mir egal, ob der, der mir mein Ende verkündet nun ein Mann oder eine Frau ist oder war. Ich habe nämlich überhaupt keine Lust, einem von beiden zu begegnen. Ich sehe die Sensenfrau viel lieber auf dem Feld die Sense schwingen als dass sie das Gerät über meinem Haupt schwingt.
Ja, irgendwann steht so ein Gerippe an meinem Fußende, doch bis dahin genieße ich sicherlich noch sehr, sehr viele Frühstücke mit der Besten Frau der Welt.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück und Gesundheit.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Benno, Quirin, Julietta, Lutgard, Ruza
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Die Sensenfrau
… oder der Tod ist weiblich
Veröffentlicht am: 16.06.2020
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