Denkmale werden in der Regel dann gestürzt, wenn die alten Herrscher ausgedient haben, wenn es eine Revolution gab, wenn andere das Sagen haben, als eben die zuvor hoffierten. Doch das ist eben nur meist so.
In den USA, aber längst nicht nur da, sind gerade Denkmalsstürmer unterwegs. Das hat keinen revolutionären Hintergrund, aber andere meinen zumindest, jetzt das Sagen zu haben. Man will nicht mehr, dass Menschen, die Blut an den Händen haben, die andere Menschen unterdrückt haben, mit einem Denkmal geehrt werden. Das kann man ja so sehen und man tut das inzwischen in weiten Teilen der Welt.
Doch was ändert das? Was passiert, wenn man in den USA die Südstaatenflagge als Zeichen der Sklaverei nicht mehr zeigt? Was, wenn man hierzulande Straßen umbenennt? Die Geschichte bleibt, es beschäftigen sich nur noch weniger Menschen damit. Wenn ich in der Afrikanischen Straße in Berlin wohne, werde ich immer auch an den Kontinent erinnert, beschäftige mich vielleicht damit. Wenn ich in der Lilienstraße wohne, ist das weniger wahrscheinlich. Wenn ich die Denkmale der amerikanischen Präsidenten sehe, auch oder gerade die, die zeigen, wie die Welt war, die sie selber schufen oder zumindest bewahrten, manchmal auch änderten, so blicke ich zurück in die Geschichte. Das geht nicht mehr, wenn diese Denkmale verschwunden sind.
Und was, wenn die Denkmale weg sind? Das ändert ja nichts an der Geschichte. Viele Dinge, die von Unterdrückten, von versklavten Menschen, von Leibeigenen und anderen zur Arbeit gezwungenen geschaffen wurden, zeugen ja auch von Unterdrückung und Versklavung, von Überheblichkeit und Herrenmenschentum. Will man auch diese Erinnerungen tilgen? Wenn man auch jetzt ja sagt, dann muss man die Pyramiden – die in Ägypten und weltweit - , dann muss man das Colosseum in Rom, dann muss man viele deutsche Burgen, aber auch das Schloss in Versailles als Beweis für die Unterdrückung durch Herrscher beseitigen.
Ja, das klingt unwirklich, wenn nicht sogar total bescheuert. Doch wer hätte gedacht, dass in den USA die Nationalgarde aufziehen muss, um Denkmale zu schützen? Die Welt ist verrückt geworden, hört man immer wieder. Dem kann ich nur zustimmen und das eben nicht nur mit Blick auf die Corona-Pandemie. Ich beobachte den Aufzug so einer Pandemie auch bei den Denkmalstürmer.
Denen rate ich einen Blick in die Bibel. Im Johannesevangelium in den Versen 7,53–8,11 ist davon die Rede, dass der den ersten Stein werfen soll, der frei von Sünde ist. Wer das ist, soll ruhig jeder mit einem weiten Blick zurück selber entscheiden. Wer dann feststellt, dass seine Altvorderen eben auch nicht frei von Sünde sind, sollte innehalten beim Denkmalssturz, beim radikalen Auslöschen von Zeichen der Geschichte.
Viel sinnvoller erscheint mir, sich kritisch mit der Geschichte auseinander zu setzen. Doch das ist schwieriger, als ein Denkmal zu schleifen und deutlich weniger spektakulär.
Spektakulär ist das Frühstück mit der Besten Frau der Welt sicherlich nicht – aber es ist ein wundervolles Ritual.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück und Gesundheit.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Verkündigung d. Herrn, Lucia
Foto: Gregor B. / pixelio.de
Morgengruß von Helmut Harff: Denkmalstürmer
Droht eine neue Pandemie?
Veröffentlicht am: 25.06.2020
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