Gestern war es wieder so weit: Das Modelabel Dr. Sindsen, hinter dem sich niemand anders als der Ex-Leistungssportler und Modemacher Eric Sindermann verbirgt, lud an den Berliner Stadtrand zur Fashionshow ein. Die hatte für die Branche ein sehr seltsames Motto. Das lautete „Wir setzen ein Zeichen - Stoppt Mobbing!"
Models in High Heels, Boxer und Handballer präsentierten die Mode, die Dr. Sindsen vor einiger Zeit mit dem Prinz of Pompöös Harald Glööckler designt hat. Und doch waren Top-Models wie Micaela Schäfer – diesmal brav angezogen – und Boxer Marco Huck nicht die Stars des Abends. Das war Carsten Stahl. Carsten wer? Herr Stahl ist vielen sicherlich noch als stark tätowierter, muskelbetonter und alles andere als leiser Chef der Detektei in der RTL II-TV-Serie „Privatdetektive im Einsatz“ bekannt.
Und, Carsten Stahl hat sich nicht geändert. Er ist immer noch ein tätowierter Muskelprotz, dem man eigentlich nicht im Dunklen begegnen möchte. Seine große Klappe hat auch nicht unter seinem Alter gelitten. Doch er setzt seine Bekanntheit, seine Erscheinung heute für etwas ein, was immer mal wieder durch die Medien geistert, was ein augenscheinlich schier unlösbares Problem darstellt: Mobbing, vor allem Mobbing unter und gegenüber Kindern.
Carsten Stahl setzt sich mit der Aktion „Stoppt Mobbing“ mit aller Kraft und lautstark dafür ein, sich gegen Mobbing, wo immer man steht, einzusetzen. Er, der als kleines und dickliches Kind – heute kaum vorstellbar – gemobbt wurde, dann selber zum Täter und zum Gang-Boss in Berlin-Neukölln wurde, will erreichen, dass niemand mehr beim Thema Mobbing, aber auch beim Thema Kindesmissbrauch wegsieht. Er will, dass man das Thema nicht verharmlost, dass niemals mehr Kinder oder Jugendliche sich als Mobbing- und Missbrauchsopfer das Leben nehmen oder das zumindest versuchen. Das macht Carsten Stahl auf seine ganz eigene Art – laut, manchen sicherlich zu laut, sehr eindrucksvoll und mit sehr viel Überzeugungskraft. Es ist ihm anzumerken, wie sehr ihn als Vater, dessen Sohn auch schon Mobbingopfer wurde, das Thema umtreibt.
Er kann aber auch ganz leise, ganz sensibel mit dem Thema umgehen. So legte er sehr diskret aber für alle hörbar sein verbales Veto ein, als sich Eric Sindermann mit seiner kleinen süßen Nichte auf dem Arm den Fotografen präsentierte. Er verwies darauf, dass er das als Vater nicht machen sollte. Kinder gehören nicht in die Öffentlichkeit, sie geraten so in die Gefahr, ein Opfer zu werden. Der Modemacher war genau wie ich erschrocken und betroffen. Auch ich hatte das schöne Bild schon im Kasten. Inzwischen habe ich es gelöscht und ich hoffe, es hat niemand so ein Foto gepostet.
Doch zum Thema Mobbing äußerten sich nicht nur Carsten Stahl und Dr. Sindsen, sonder unter anderem auch Micaela Schäfer. Die heute 37-jährige ist vor allem damit bekannt geworden, schon allein mit High Heels an den Füßen komplett bekleidet zu sein. So trat sie gestern nicht auf. Sie, die – man möchte sagen selbstverständlich – auch ein Mobbingopfer war und ist, hat ihre ganz eigene Taktik, mit den Anwürfen und Beleidigungen umzugehen: Sie ließt sie nicht, verriet sie im Gespräch. Sie meinte einerseits, dass sie nicht versteht, warum so viele Menschen unbedingt lesen wollen, was man schlechtes über sie sagt. Andererseits zeigte sie sehr viel Verständnis dafür, dass vor allem junge Menschen einfach der Versuchung erliegen, doch immer wieder nachsehen zu wollen, was wer in den sozialen Medien über sie geschrieben hat. Als Frau in der Öffentlichkeit versteht sie nur zu gut, dass es fast noch schlimmer ist, wenn man auf Instergram, Facebook und Co. gar nicht auftaucht, als wenn man da gemobbt wird.
Ignorieren ist vielleicht eine Taktik, die nicht zu jedem passt. Nicht zu letzt deshalb fordert Carsten Stahl uns alle auf, beim Mobbing und beim Kindesmissbrauch nicht weg zu sehen. Er fordert, dass man den Kindern Respekt beibringt und diesen auch vorlebt. Das ist nichts, was nicht jeder leisten kann. Wer sich ständig vor seinen Kindern über andere Menschen abfällig äußert, sollte sich nicht wundern, wenn seine oder andere Kinder genau das auch tun.
Kinder stark machen – mal so laut wie Carsten Stahl, mal eher leise wie Micaela Schäfer, mal bei einer Fashionshow, mal bei einem Seniorentreff, mal einfach im Kollegenkreis, das hilft ganz sicher mehr als das Betroffenheitsgedöns von Verantwortlichen, wenn das Kind nicht nur sprichwörtlich ins Wasser gefallen ist.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntagsfrühstück und Gesundheit.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Marina, Reto, Bernold
Bild: Stoppt Mobbing
Morgengruß von Helmut Harff: Stoppt Mobbing
Ein interessantes Treffen zwischen Models und Boxern
Veröffentlicht am: 20.07.2020
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