Ja, ich habe ein Lieblings-Weihnachtsgedicht – und das bestimmt schon mehr als 50 Jahre. Wie das so ist, habe nicht ich das Gedicht entdeckt, sondern bei uns war es mein Vater. Ich liebte das Gedicht sofort, obwohl mein Vater versuchte, es auf der Bass-Blockflöte zu spielen.
Welches Gedicht? Selbstverständlich „Weihnachten“ von Joseph von Eichendorff. Dessen erste Strophe geht so:
Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh’ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.
Wenn ich dieses Jahr das Gedicht lese, denke ich wieder an Weihnachten in meinem Elternhaus. Und dennoch ist alles anders, denn ich habe den Eindruck, dass das Gedicht nicht vor so 200 Jahren, sondern gerade für das diesjährige Weihnachtsfest geschrieben wurde. Wann, wenn nicht dieses Jahr stehen Markt und Straßen verlassen da? War der Dichter ein Visionär oder ging man zu seiner Zeit, als es noch keine Lichterketten, keine Straßenbeleuchtung, noch keine hell strahlenden Schaufenster gab, nur aus dem Haus, wenn man musste?
Wohl nicht, denn Joseph von Eichendorff genoss augenscheinlich diese Stimmung. Schließlich dichtete er:
Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus in’s freie Feld,
Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!
Augenscheinlich war der nächtliche Weihnachtshimmel wolkenlos, als Joseph von Eichendorff so unterwegs war. Das sollte man wirklich am Heiligen Abend machen. Ich habe das gern nach dem Weihnachts-Gottesdienst gemacht. Ob das dieses Jahr mit dem Gottesdienst, mit dem Krippenspielbesuch etwas wird? Ich glaube nicht. Doch das heißt ja nicht, dass es nicht so etwas wie ein heiliges Schauern gibt – vielleicht sogar gerade deshalb.
Doch bis es soweit ist, sind meine Weihnachtsvorbereitungen noch recht irdisch. Ich stehe zur Zeit gern in der Küche und backe. Ich backe Plätzchen, ich backe Stollen und heute versuche ich mich sogar an Südtiroler Zelten. Für mich ist das Backen einfach eine der tollsten Weihnachtsvorbereitungen. Die ersten Ergebnisse meiner Backkunst genießen dann die Beste Frau der Welt und ich am gerade neu aufgestellten wundervollen Kamin.
Wir sind uns einig, dass diese Zeit eine ganz besondere, ein ganz tolle ist – und das auch schon zum Frühstück.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Sonntags-Adventsfrühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Nikolaus, Denise, Henrike
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Mein Lieblingsgedicht
… passte wohl noch nie so gut wie in diese Zeit
Veröffentlicht am: 06.12.2020
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