Das kennen wir alle: Da fragt jemand beispielsweise im Interview etwas und das Gegenüber antwortet – was schon erstaunlich ist – sofort. Er sagt allerdings nichts, sondern meint nur, dass das eine gute Frage sei.
Ist das Gegenüber ein rhetorisch geschulter Mensch, so kann man auch hören, dass die gestellte eine interessante Frage ist. Als Interviewer fühlt man sich schon gebauchpinselt, wenn man zu hören bekommt, dass der Befrage diese Frage so noch nie gestellt bekam.
Ist doch toll, wenn einem eine gute, eine interessante oder eine ganz ungewöhnliche Frage eingefallen ist. Doch wer das glaubt, glaubt wohl auch an den Weihnachtsmann. Den gibt es selbstverständlich, genau wie ich ständig solche Fragen stelle. Nein, ich habe nicht schon am frühen Morgen einen Punsch zu viel getrunken und leide auch nicht an überbordender Selbstüberschätzung. Ich habe nur heute morgen am Radio wie fast jeden Tag genau diese Floskel von der guten Frage gleich mehrfach gehört.
Wenn ein Gesprächspartner so auf eine Frage reagiert, so meint der eben nicht, dass er da eine tolle Frage gestellt bekommen hat, sondern dass er Zeit gewinnen will. Er braucht die Zeit, um eine aus seiner Sicht richtigen Antwort zu finden. Der Interviewte kann kurz Luft holen und so seine grauen Zellen mit etwas mehr Sauerstoff versorgen. Es kommt vor, dass das allein schon ausreicht, eine einigermaßen intelligente Antwort zu erhalten. Doch so ein Erlebnis hat man als Frager nur selten. Meist kommt nach dem „Eine interessante Frage“ ein ganz dickes Aber und eine noch größere Enttäuschung.
Ich verstehe zwar, dass man nicht immer interessante Antworten geben kann, doch ganz und gar nicht, warum gerade auf als interessant eingestufte Fragen zumeist nicht mehr als heiße Luft kommt. Da sollten die, die solche Leute in Redekunst schulen, mehr darauf achten, dass solche Zeitschinde-Antworten nur gegeben werden, wenn dann auch etwas Interessantes als Antwort kommt.
Andererseits ist es wohl so, dass man nur noch sehr selten Interviews hören oder lesen würde, wenn die nur veröffentlicht werden, wenn die Befragten tolle Antworten gegeben haben.
Doch bekannter Maßen soll man nur mit Steinen werfen, wenn man nicht selber im Glashaus sitzt. Ja, es gibt auch für Befragte nur recht selten einen Grund, aus ehrlichem Herzen eine Frage als gut oder gar interessant zu bezeichnen. Es ist nämlich gar nicht so einfach, sich wirklich interessante, wirklich gute Fragen einfallen zu lassen – vor allem bei Menschen, die fast täglich interviewt werden. Will man solche Leute wirklich mit einer Frage überraschen, so muss man entweder ein Genie sein oder eine ganze Menge Zeit in die Vorbereitung eines solchen Gespräches stecken.
Was eine interessante Frage ist, wollen Sie wissen? Wissen Sie was, das ist eine gute Frage. Nein, nicht, dass ich die nicht beantworten will, ich kann es nicht, weil es immer auf die befragte Person, auf das Thema, auf die Zeit und noch einige mehr Kriterien ankommt.
Oh, mich fragt gerade die Beste Frau der Welt, was ich zum Frühstück möchte. Das ist nun wirklich eine gute Frage, auf die ich eine ganz einfach Antwort habe: Kaffee, einen Joghurt und eine Mandarine. Manchmal ist sogar eine gute Antwort ganz einfach.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Adventsfrühstück.
Gratulation allen, die heute Namenstag haben: Mariä Empfängnis, Edith
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Eine gute Frage
… ist eine gute Ausrede
Veröffentlicht am: 08.12.2020
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