Vielfach beklagt wurde und wird, dass wir dieses Jahr nicht nur die Stille Nacht besingen, sondern dass die Nacht der Nächte, die Weihnachtsnacht, auch stiller als sonst war.
Irgendwas stimmt da nicht: Wir besingen die Stille Nacht, träumen von leise rieselndem Schnee, vom Sitzen um den knisternden Kamin. Die, die keinen Kamin haben, rufen ein passendes Video auf und gestern lief sogar im Fernsehen so ein Blick auf den Kamin über längere Zeit. Andererseits beklagen beziehungsweise beklagten wir die Hektik, den Rummel, die allgegenwärtige Beschallung, sehnten uns also nach mehr Ruhe, wenn nicht sogar nach einer Stillen Nacht.
Stille Nacht – eine Sehnsucht?
Gestern schrieb mir ein Kollege, der Jahrzehnte lang in der Einflugschneise des geschlossenen Berliner Flughafen Tegel wohnt: „Nachdem Tegel geschlossen ist, kann man im Freien nur noch sehr gedämpft sprechen… sonst hört die Nachbarschaft alles mit…„ So ist das mit der Stille.
Ein Nachbar, schon so betragt, dass er das Ende des 2. Weltkrieges bewusst erlebte, erzählte mir, dass für ihn Weihnachten 1945 nicht das Weihnachtsessen – es gab Kartoffeln satt und sogar ein Stück Schokolade – und auch nicht die neue Joppe aus einem alten Militärmantel das Beste an diesem Fest war. Es war die Stille. Keine Sirene heulte, keine Bomben und Granaten schlugen ein – es war still, wundervoll still, so erinnerte er sich.
Nun ist es in dem kleinen Lausitzer Dorf, in dem die Beste Frau der Welt und ich der Pandemie trotzen, nie wirklich laut. Doch auch hier war es gestern noch leiser. Man sah nur zwei, drei Autos mit „fremden“ Nummernschildern, die Kirche blieb ganz geschlossen und bei unserem Rundgang durch das Dorf – Weihnachtsbäume gucken – begegneten wir nur zwei Menschen mit ihrem Hund. Sonst war hier immer deutlich mehr los.
Ich hoffe, dass viele Menschen diese stillere Nacht genießen konnten, dass es nicht hinter den geschlossenen Jalousien lautstärker herging, dass man den Weihnachtsfrieden pflegte und genoss.
Genossen haben den Abend die Beste Frau der Welt und ich beim Vogtländischen Neunerlei und einem guten Tropfen vor dem bullernden Kamin. Das hat den Vorteil, dass heute niemand Frühstück machen muss. Wir sind noch ganz still und sooooo satt.
Ich wünsche Ihnen ein genussvolles Frühstück am 1. Feiertag.
Frohe Weihnachten!
Foto: Pixabay
Morgengruß von Helmut Harff: Stille Nacht
… stillste Nacht?
Veröffentlicht am: 25.12.2020
Ausdrucken: Artikel drucken
Lesenzeichen: Lesezeichen speichern
Feedback: Mit uns Kontakt aufnehmen
Twitter: Folge uns auf Twitter
Facebook: Teile diesen Beitrag auf Facebook
Hoch: Hoch zum Seitenanfang